Datenschützer kritisieren Facebook / Nutzer-Daten werden ausgewertet, auch, wenn diese noch nie bei Facebook angemeldet waren / Recherche des SWR
(ots) - Wie Facebook mit den Daten von Internet-Nutzern
umgehe, sei "rechtlich äußerst problematisch", teilte der
Hamburgische Beauftragte für Datenschutz- und Informationsfreiheit
auf Anfrage des SWR mit. Er ist für Facebook zuständig, da sich in
Hamburg die Deutschland-Zentrale des Unternehmens befindet. Nach SWR
Recherchen sammelt Facebook auch nach seiner neuen Datenrichtlinie
Informationen auf zahlreichen Internet-Seiten, die mit Facebook
kooperieren. Dazu zählen Seiten, die zum Beispiel einen sogenannten
Facebook-Like-Button eingebaut haben. Dieser befindet sich unter
anderem auf den Internet-Seiten aller großen politischen Parteien
(CDU, SPD, FDP, AfD, Bündnis 90 / Die Grünen, Die Linke), aber auch
auf offiziellen Seiten von Ministerien und vielen kommerziellen
Internetseiten.
Informationen über Nicht-Facebook-Nutzer Auf Nachfrage des SWR
bestätigte Facebook, dass dort Informationen über Nutzer erhoben
werden. So kann Facebook übermittelt bekommen, welche Internetseiten
jemand besucht hat oder auch welche Produkte jemand gekauft hat - und
zwar unabhängig davon, ob dieser Nutzer ein Facebook-Konto hat oder
nicht. Diese Praxis hat Facebook in seiner neuen Datenrichtlinie
nicht verändert, obwohl zahlreiche europäische Datenschutzbehörden
das bereits bemängelt haben. Daten über besuchte Internetseiten, zum
Beispiel von Parteien, könnten Rückschlüsse darüber zulassen, welche
politische Gesinnung ein Nutzer hat. Welche Produkte jemand gekauft
hat, lässt Rückschlüsse über die Interessen eines Nutzers zu. Damit
könnten sogenannte Schatten-Profile von Nutzern angelegt werden, mit
denen bereits jetzt gehandelt würde, zum Beispiel durch
Online-Broker, kritisiert der Hamburger Datenschutzbeauftragte. Ein
Facebook-Sprecher bestritt in einer Stellungnahme, dass das
Unternehmen selbst sogenannte "Schattenprofile" von
Nicht-Facebook-Nutzern anlegt, bestätigte aber prinzipiell, dass
Facebook auch Daten von Nicht-Mitgliedern erhebt. Da Facebook nach
SWR Recherchen mit internationalen Datensammlern zusammen arbeitet,
könnten diese Nutzer-Daten aber dort gesammelt werden.
Unbemerkt vom Nutzer
Die Hamburger Datenschutzbehörde kritisiert vor allem, dass
Facebook die Daten zum Beispiel über das Surfverhalten "unbemerkt vom
Nutzer" sammelt. Und Facebook sei gerade dabei, "noch mehr Daten als
bisher zu erheben und zu nutzen", beklagen die Datenschützer. Das
widerspreche einem wichtigen Prinzip der neuen
Datenschutzgrundverordnung, die am 25.5. in Kraft tritt.
Gerichte müssen entscheiden
Mit der Facebook-Praxis in Sachen Datenschutz beschäftigen sich
aktuell mehrere Gerichte - unter anderem das Berliner Kammergericht
und der Europäische Gerichtshof. In seinem Schlussantrag für den
Europäischen Gerichtshof hat der dortige Generalanwalt Yves Bot
bereits klargestellt, dass die Betreiber von Internetseiten dafür
verantwortlich seien, welche Daten an Facebook übermittelt werden.
Ein Urteil in der Sache ist noch nicht gefallen. Im Berliner
Verfahren läuft die Berufung des "Verbraucherzentrale
Bundesverbandes".
Zitate gegen Quellenangabe frei. Rückfragen bitte an die SWR
Redaktion "Recherche Unit", Tel. 06131/929 3 3202.
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Datum: 24.05.2018 - 11:03 Uhr
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