Bankencheck 3.0. Der Fair Finance Guide vergleicht zum dritten Mal Nachhaltigkeitsrichtlinien deutscher Geldhäuser
(ots) -
- Sparkasse KölnBonn mit 0 Punkten abgeschlagener Tabellenletzter
- GLS Bank weiterhin an der Spitze
- EthikBank bester Einsteiger
- Die Branche zeigt sich insgesamt leicht verbessert
- Deutliche Bewertungsunterschiede im Vergleich zu
Nachhaltigkeitsratingagenturen
Gut 18 Monate nach der zweiten Überprüfung der sozialen und
ökologischen Richtlinien deutscher Banken hat der Fair Finance Guide
Deutschland heute seine dritte Untersuchung veröffentlicht.
Analysiert und verglichen wurden die Richtlinien der Banken an Hand
von 250 Einzelkriterien zu 13 sozial-ökologischen Themen auf einer
Performance-Skala zwischen 0 % und 100 %. Im Vergleich zu den
vorherigen Untersuchungen im März 2016 (8) bzw. im November 2016 (10)
wurde die Zahl der untersuchten Banken jetzt auf 13 erweitert.
Das zentrale Ergebnis: Die Nachhaltigkeitsrichtlinien von sechs
Banken haben sich im Vergleich zur Voruntersuchung und als Folge des
Dialogs mit dem Fair Finance Guide Deutschland qualitativ verbessert.
Dennoch gibt es aus Sicht der Nichtregierungsorganisationen, die
hinter dem Fair Finance Guide stehen, weiterhin inakzeptable
Defizite.
Überraschend schlecht schneiden zwei der drei neu untersuchten
Banken ab: Die Sparkasse KölnBonn mit der denkbar schlechtesten
Performance (0 % von 100%) sowie die Bayern LB auf dem vorletzten
Platz (28 % von 100%).
"Die Sparkasse KölnBonn lässt ihre KundInnen komplett darüber im
Unklaren, ob die Verwendung der etwa 20 Mrd. Euro Einlagen an
nachhaltige Kriterien gebunden ist", beklagt Antje Schneeweiß von
SÜDWIND.
Seit dem Jahr 2018 sind Banken ab einer gewissen Größenordnung
erstmalig für das Geschäftsjahr 2017 verpflichtet, über
nicht-finanzielle Belange zu berichten (CSR-Berichtspflicht). Zu
diesen gehören fünf verpflichtende Themen: Umwelt-,
ArbeitnehmerInnen- und Sozialbelange sowie die Achtung der
Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.
"Die untersuchten Banken kommen zwar ihrer Berichtspflicht zur
unternehmerischen Sozialverantwortung nach, doch fördert dieses
Verfahren nicht die Transparenz in Bezug auf soziale und ökologische
Aspekte des Kerngeschäftes der Banken", beklagt Thomas Küchenmeister,
geschäftsführender Vorstand der Nichtregierungsorganisation Facing
Finance, die den Fair Finance Guide Deutschland koordiniert.
Küchenmeister verweist darauf, dass z.B. die Unternehmen der DZ
BANK-Gruppe Menschenrechtsaspekten bei den direkten
Geschäftstätigkeiten nur eine untergeordnete Rolle zuschreiben.
Ein weiteres Ergebnis: Der Fair Finance Guide Deutschland
unterscheidet sich im Vergleich zu Nachhaltigkeitsratingagenturen und
ihren Bewertungen deutlich. "Im Vergleich zu
Nachhaltigkeitsratingagenturen erweist sich der Fair Finance Guide
als kritischer und verfolgt zudem eine komplett transparente
Methodik, wohingegen die Nachhaltigkeitsratingagenturen jede Menge
Informationen in eine Blackbox kippen, eine Zahl darunterschreiben
und diese dann für viel Geld an ihre KundInnen - zu denen auch viele
Banken gehören - verkaufen", kritisiert Thomas Küchenmeister.
Zu den positiven Ergebnissen trägt wesentlich der
TOP-Neueinsteiger EthikBank bei, der aus dem Stand mit einer
Performance von 94 % von möglichen 100 % auf Platz 2 landet.
"Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, ob
ihre Bank soziale und ökologische Richtlinien berücksichtigt. Die
Verbraucherzentrale Bremen kooperiert daher mit dem Fair Finance
Guide und hat die EthikBank unter die Lupe genommen. Die Tochter der
Volksbank Eisenberg ist zwar nur eine kleine Anbieterin, konnte sich
aber mit ihrer Nachhaltigkeitsausrichtung auf Anhieb in der
Spitzengruppe platzieren", kommentiert Dr. Annabel Oelmann,
Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Die katholische Pax-Bank, die bei der ersten Untersuchung noch die
schlechteste Bewertung erhielt, macht erneut einen großen Sprung (55
% auf 66 %) und landet auf Platz 5, deutlich vor der Commerzbank (39
%), der leicht verbesserten Deutschen Bank (33 %) und der
stagnierenden DZ Bank (32 %). "Die klare Verbesserung des Ratings der
Pax Bank rührt wesentlich von der gewachsenen Dialogbereitschaft des
Instituts, welche sich als entscheidende Grundlage für die
Entwicklung der Investitions- und Anlageleitlinien der Pax Bank
erwiesen hat", sagt Mario Dziamski, Gründer der Verbraucherinitiative
Rank a Brand e.V.. Auch die evangelische KD-Bank zeigt sich deutlich
verbessert.
"Unsere Transparenzinitiative scheint zu wirken, denn im
Durchschnitt erhöht sich der qualitative Standard der ESG-Kriterien
der untersuchten Banken langsam aber stetig" resümiert Sarah Guhr,
Projektleitern des Fair Finance Guide Deutschland. So hat sich der
Durchschnittswert der acht seit Beginn bewerteten Banken trotz
mittlerweile gestiegener Anforderungen von 42 % auf 58 % erhöht. Die
konventionellen Banken verbesserten sich seit März 2016 insgesamt von
23 % auf 28 %.
"Der Fair Finance Guide konnte besonders in den Bereichen
Arbeitsrecht (von 36 % auf 43 %), bei der fossilen Energieerzeugung
(von 21 % auf 28 %) sowie dem Thema Bergbau (von 21 % auf 26 %)
Verbesserungen feststellen", unterstreicht Sarah Guhr. Diese
Entwicklung sei z.B. den vermehrten Ausschlüssen von
Kohlekraftwerksbetreibern bzw. von Kohlebergbau und umweltschädlichen
Energiegewinnungsmethoden wie Fracking bzw. Öl- oder Teersande (tar
sands) zuzuschreiben, so Sarah Guhr.
Facing Finance und die Kooperationspartner im Fair Finance Guide
werden ihre Zusammenarbeit fortsetzen und ausweiten. Zudem ist
vorgesehen, anhand von öffentlich zugänglichen Fallstudien
kontinuierlich zu prüfen, ob Banken tatsächlich ihre ESG-Richtlinien
einhalten.
Ziel des Fair Finance Guide Deutschland bleibt es, für
BankkundInnen mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die
soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und
ihnen die Möglichkeit zu geben, die Nachhaltigkeit der
Geschäftsmodelle besser beurteilen zu können. Dafür steht das anhand
von 250 Kriterien detailliert recherchierte, unabhängige und frei
zugängliche ESG-Bewertungsportal zur Verfügung:
www.fairfinanceguide.de
Der Fair Finance Guide Deutschland ist Teil des Netzwerkes Fair
Finance Guide International (www.fairfinanceguide.org), gegründet von
Oxfam Novib. Der FFG International umfasst weltweit derzeit neun
Länder und vereint über 40 Menschenrechtsorganisationen,
Gewerkschaften, Umweltgruppen und Verbraucherorganisationen.
Fair Finance Guide Deutschland wird von der schwedischen
Entwicklungsbehörde Sida und der Stiftung Umwelt und Entwicklung
Nordrhein-Westfalen finanziert. Die dem Projekt zugrunde liegende,
umfassende Methodik wurde mit Unterstützung der niederländischen
Agentur Profundo (www.profundo.nl) entwickelt.
Hintergundinformationen: http://ots.de/MS4V2w
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Thomas Küchenmeister
FACING FINANCE
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kuechenmeister(at)facing-finance.org
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Datum: 23.05.2018 - 11:21 Uhr
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