Milliardenklagen im Steinhoff-Skandal
(ots) - Anlegervertreter bereiten Schadenersatzklagen in
mehreren Ländern vor / Auch frühere Manager und Wirtschaftsprüfer im
Visier
Berlin, 22. Mai 2018 - Im Bilanzskandal beim Handelsriesen
Steinhoff rollt eine Welle von Milliardenklagen auf den Konzern sowie
Ex-Manager und Wirtschaftsprüfer zu. "Wir prüfen intensiv
Schadenersatzklagen gegen verschiedene Haftungsgegner", sagte
Maximilian Weiss, Fachanwalt bei der auf Anlegerverfahren
spezialisierten Tübinger Kanzlei Tilp, dem Wirtschaftsmagazin
''Capital'' (Ausgabe 6/2018, EVT 24. Mai). Bei den potenziellen
Beklagten handele es sich sowohl um Steinhoff-Gesellschaften als auch
Personen aus der Konzernspitze. Im Visier sind etwa Steinhoffs
langjähriger Vorstandsvorsitzender Markus Jooste und
Ex-Aufsichtsratschef Christo Wiese.
Auch die niederländische Aktionärsvereinigung VEB droht mit
weiteren Klagen - darunter gegen die Commerzbank und weitere Banken,
die den Steinhoff-Börsengang 2015 in Frankfurt begleitet hatten,
sowie Steinhoffs Wirtschaftsprüfer Deloitte. Da Deloitte eine Haftung
bestreite, prüfe man, das Unternehmen zu verklagen, teilte die VEB
auf Anfrage von ''Capital'' mit. Steinhoff wird aus Südafrika gesteuert
und ist an den Börsen in Frankfurt und Johannesburg gelistet, hat
seinen juristischen Sitz aber in den Niederlanden. Dort klagt die VEB
bereits gegen den Konzern.
Der Bilanzskandal bei Steinhoff war im Dezember ins Rollen
gekommen. Nach bisherigen Erkenntnissen sind Bilanzwerte von mehr als
sechs Mrd. Euro fraglich - insbesondere im Europageschäft. Nach
Bekanntwerden der mutmaßlichen Manipulationen wurden mehr als zehn
Mrd. Euro Börsenwert vernichtet.
Bereits im Dezember hatte die Kanzlei Tilp eine erste Musterklage
in Deutschland gegen die Konzernholding eingereicht. Neben
Kleinanlegern hätten auch institutionelle Investoren vor allem aus
Südafrika und den USA signalisiert, sich einer Klage anzuschließen,
sagte Anwalt Weiss. Als Gerichtsstand für weitere Verfahren kommen
unter anderem die Niederlande und Südafrika infrage. Auch Tilp prüft
Ansprüche gegen Steinhoffs langjährigen Konzernabschlussprüfer
Deloitte.
Wegen der Unregelmäßigkeiten in Europa könnten zudem die beiden
deutschen Prüffirmen Commerzial Treuhand (CT) aus Oldenburg und Rödl
& Partner Probleme bekommen. Die CT-Gruppe hatte jahrelang die
Bilanzen mehrerer deutscher Töchter des Steinhoff-Konzerns testiert.
Rödl & Partner war Abschlussprüfer von Steinhoffs Europa-Holding.
Beide Firmen verwiesen auf Anfrage auf ihre gesetzlichen
Verschwiegenheitspflichten. Tilp-Anwalt Weiss sagte, eine Klage gegen
weitere Prüfgesellschaften neben Deloitte zeichne sich derzeit nicht
ab, sei aber grundsätzlich denkbar.
Pressekontakt:
Thomas Steinmann, Redaktion ''Capital'',
Telefon: 030/220 74-5119
E-Mail: steinmann.thomas(at)capital.de
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Datum: 22.05.2018 - 11:45 Uhr
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