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Automobilindustrie vor stürmischen Zeiten (FOTO)

ID: 1611841


(ots) -
- Bis 2030 steigt die weltweite automobile Wertschöpfung um 30
Prozent
- Welt-Pkw-Produktion wächst ebenfalls um 30 Prozent auf 123 Mio.
Einheiten
- Nordamerika, Europa, Japan und Korea geben zehn Prozentpunkte
Wertschöpfungsanteil an Schwellenländer ab
- Hersteller und Zulieferer werden trotz steigenden Kostendrucks
signifikante Investitionen tätigen und Geschäftsmodelle umbauen

Die globale Automobilindustrie erlebt einen fundamentalen Wandel
in neuer Dimension. Eine beschleunigte Internationalisierung, neue
Fertigungsmethoden im Zuge von Industrie 4.0 und vielfältige
technische Innovationen insbesondere für E-Mobilität und autonomes
Fahren stellen die Unternehmen vor neue Herausforderungen. Dies
betrifft nicht nur die Hersteller, sondern vor allem auch die
Zulieferer. Sie werden in vielen Fällen ihr bisheriges
Geschäftsmodell überprüfen und oftmals umsteuern, damit sie
zukunftsfähig bleiben. Der Verbrennungsmotor - und damit ein
Kernstück der deutschen Zulieferkompetenz - bleibt zwar auch in den
kommenden Jahren auf der Agenda, doch werden die Wachstumsraten für
die Elektromobilität deutlich höher sein. Wie sich der Fahrzeugbau
bis 2030 verändern wird und wie Unternehmen der Branche darauf
reagieren können - ¬das zeigt die Studie "Future Automotive Industry
Structure - FAST 2030", die die Strategieberatung Oliver Wyman
gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zum dritten
Mal erstellt hat. Sie analysiert die wichtigsten Techniktrends und
deren Implikationen für die Wertschöpfung der Industrie und zeigt
auf, wie sich Automobilzulieferer auch in stürmischen Zeiten
behaupten können.

Elektromobilität, Digitalisierung und neue Formen der urbanen
Mobilität sind - neben immer strengeren CO2-Vorgaben - die Treiber




der Entwicklung. Darauf richten sich Hersteller und Zulieferer
bereits ein. Die vernetzte Fertigung in Zeiten von Industrie 4.0
bietet neue Chancen und Effizienzgewinne gerade auch in der
Produktion. Neue Technologien wie Elektroantriebe, das autonome
Fahren und neuartige Formen der Interaktion mit dem Auto fordern von
manchen Zulieferern einen Umbau und eine Erweiterung der bisherigen
Produktpalette - zukünftig werden immer mehr softwaregetriebene,
dynamische Fahrzeug- und Powerkontrollsysteme gebraucht. "Der Wandel
im Automobilbau ist fundamentaler als je zuvor, denn er vollzieht
sich auf Kunden-, Prozess- und Produktebene zugleich", sagt Jörn
Buss, Partner bei Oliver Wyman. "Der Automobilindustrie stehen
stürmische Zeiten bevor. Mit ihrer hohen Innovationsgeschwindigkeit
sind die deutschen Hersteller und Zulieferer auf die neuen
Herausforderungen vorbereitet."

Eine echte Herausforderung für einige Zulieferer

"Die deutsche Automobilindustrie hat in den vergangenen Jahren
ihren Absatz weltweit kontinuierlich gesteigert und Marktanteile
gewonnen. Allerdings sind die Unternehmen weit davon entfernt, sich
auf der aktuell guten wirtschaftlichen Lage auszuruhen zu wollen. Sie
investieren massiv in neue Technologien, auf der Antriebsseite ebenso
wie bei der Digitalisierung. Insbesondere die deutsche
Automobilzulieferindustrie befindet sich aufgrund ihrer konsequenten
Internationalisierung in den vergangenen zehn Jahren in einer
Position der Stärke. Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, um auch
die neuen Herausforderungen in einem sich verschärfenden
Wettbewerbsumfeld anzupacken", sagt VDA-Präsident Bernhard Mattes.
Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Weltweit wurden im Jahr 2017
95 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gebaut. Im Jahr 2030
prognostiziert die Studie ein Volumen von 123 Millionen Fahrzeugen -
ein Plus von 30 Prozent. Die automobile Wertschöpfung soll im
gleichen Zeitraum inflationsbereinigt auf über 1,1 Billionen Euro
steigen - auch dies ein Zuwachs von rund 30 Prozent.

Allerdings ist dieses Wachstum verknüpft mit erheblichen
strukturellen Veränderungen - regional, technologisch und
wirtschaftlich. Die Neuwagenkäufer werden weltweit anspruchsvoller,
auch verändern sich ihre Mobilitätswünsche in Richtung
Nutzerorientierung. Die Nachfrage nach hochwertig ausgestatteten
Fahrzeugen steigt weiter, gleichzeitig nimmt aber auch die
Preiselastizität der Nachfrage zu. Johannes Berking, Principal bei
Oliver Wyman; "Die Produktivitätsanforderungen an die Unternehmen
werden entsprechend anspruchsvoller, Hersteller und Zulieferer werden
darauf in ihrer Produkt- und Wertschöpfungsstrategie reagieren. Der
Druck zur weiteren Senkung der Produktkosten wird in der gesamten
Wertschöpfungskette erkennbar sein, also auch bei den Zulieferern."

Den Takt geben die Hersteller vor. Sie werden Entwicklung,
Produktion und auch die Lieferantenbasis in Zukunft noch stärker in
den wachsenden Absatzmärkten etwa in Asien positionieren. Von
Zulieferern wird erwartet, dass sie diesen Weg mitgehen. "Dies setzt
vor allem kleine und mittelständische Zulieferer bis 50 Millionen
Euro Jahresumsatz unter Zugzwang, die eigene Internationalisierung
voranzutreiben", so Berking. Rund 90 Prozent der deutschen
Zulieferindustrie sind kleine und mittlere Unternehmen. Doch auch die
größeren Supplier richten sich auf die Veränderung ein. Der Hochlauf
der Elektromobilität macht die Spielräume für das traditionelle
Geschäft enger. Im Jahr 2030 werden laut der Studie Elektroautos
(BEV) rund ein Viertel des Pkw-Weltmarktes ausmachen. Der Anteil der
Hybrid-Fahrzeuge steigt auf 37 Prozent. Nicht nur der technische
Wandel sorgt für Druck: "Lokale Beschaffungsquoten bis zu 80 oder 90
Prozent je nach Hersteller sowie globale Plattformen erfordern von
den deutschen Automobilzulieferern ein noch stärkeres Engagement im
Ausland, damit sie auch weiterhin im Geschäft sind", sagt Berking.

China holt auch im Premiumsegment auf

Die Autoren gehen davon aus, dass sich die Wertschöpfung der
globalen Automobilindustrie erheblich zugunsten der Schwellenländer
verschiebt. Bis 2030 werden laut Studie Nordamerika, Europa, Japan
und Korea zusammen zehn Prozentpunkte Wertschöpfungsanteil an
Schwellenländer verlieren. Schon in den Jahren 2012 bis 2016 konnte
beispielsweise China die Zahl der OEM-Werke im Land um rund ein
Drittel von 32 auf 42 steigern. "China wird in der Produktion bald
Europa von der Spitzenposition verdrängen", prognostiziert Buss.

Der Studie zufolge wird Europa im Jahr 2030 mit immer noch 50
Prozent der gesamten Wertschöpfung zwar weiter das Premiumsegment
dominieren (2017: 56 Prozent), der Anteil Chinas am Premiumsegment
wird allerdings von 13 Prozent auf 20 Prozent steigen. "Die
''Glokalisierung'' der eigenen Wertschöpfung, also die globale
Gestaltung der eigenen Produkte und Prozesse, wird für die Zulieferer
mehr und mehr wettbewerbsentscheidend", sagt Berking. Hinzu kommt,
dass sich die Fahrzeuge und damit ihre Komponenten inhaltlich stark
verändern. "Bereits heute entwickeln Automobilzulieferer ein neues
Produktverständnis, weil sie am Markt für vernetzte Fahrzeuge
teilhaben wollen. Immer wichtiger werden digitale Dienste und
Anwendungen für das Fahrzeug, die auf Softwarelösungen basieren."

Neue Geschäftsmodelle weisen den Weg

Gute Aussichten auf margenstarkes Wachstum etwa bietet laut Studie
in Zukunft die Rolle des Digitalen Integrators. Dieser wird dank
hoher Fähigkeiten etwa bei der Integration von Software und der
Digitalisierung von Produkten sowie eines globalen Produktions- und
Entwicklungsnetzwerks für Hersteller unverzichtbar. Sogenannte
Tier-0,5-Zulieferer dagegen könnten sich zwischen OEM und
Premiumlieferanten (Tier 1) schieben. Sie bieten noch komplexere
Systeme an, etwa komplette Fahrgestell-"Skateboards" für E-Autos oder
Gesamtsysteme für autonomes Fahren. Am anderen Ende der
Wertschöpfungskette werden sich Online- und direkte
Aftermarket-Geschäfte stark entwickeln und Zulieferer herausfordern.

Viele Unternehmen bereiten sich schon auf die stürmischen Zeiten
vor. Die Handlungsfelder sind vielfältig und reichen von schnellerem
Launch-Management über Wachstums- und Investitionsfinanzierung in
einem anspruchsvolleren Zinsumfeld bis hin zur Gewinnung neuer
Talente. "Ein wichtiges Erfolgskriterium gerade für kleine und
mittlere Zulieferer besteht darin, ob es ihnen gelingt, hoch
qualifizierte und motivierte junge Mitarbeiter im globalen
Talentwettbewerb an sich zu binden," sagt Buss und resümiert: "Nur
wer schon heute den Grundstein zum Umbau und Umdenken legt, wird
zukünftig erfolgreich sein. ''Re-innovation in einer Zeit der
Disruption'' wird in einer durch Konsolidierung und Neuordnung
bestimmten Zuliefererlandschaft zur Überlebensstrategie, an die sich
auch die Hersteller anpassen müssen."

Über die Studie

Für die Studie "Future Automotive Industry Structure - FAST 2030"
hat Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit dem Verband der
Automobilindustrie (VDA) analysiert, welche Faktoren den Umbruch in
der Automobilindustrie bewirken und wie sich besonders die Zulieferer
darauf einstellen können. Hunderte Verantwortliche bei Herstellern
und Zulieferern weltweit sowie unabhängige Technologieexperten wurden
dazu zwischen August 2017 und Januar 2018 befragt.



Pressekontakt:
Oliver Wyman
Maike Wiehmeier, Communications Manager DACH, Oliver Wyman, Tel. +49
89 939 49 464, Mobil +49 175 290 5074;
maike.wiehmeier(at)oliverwyman.com

VDA
Eckehart Rotter, Leiter Presseabteilung/Head of Press Department,
Verband der Automobilindustrie (VDA); Tel. +49 30 897842-120, Mobil
+49 179 4712154; rotter(at)vda.de

Original-Content von: Oliver Wyman, übermittelt durch news aktuell


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Datum: 17.05.2018 - 11:00 Uhr
Sprache: Deutsch
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