Erzbischof Georg Gänswein spricht im stern über seine zwei Chefs, die Päpste Franziskus und Benedikt XVI
(ots) - Offen und frei äußert sich der Präfekt des
Päpstlichen Hauses im Vatikan erstmals in einem stern-Gespräch.
Erzbischof Georg Gänswein über seine beiden Chefs, die Päpste
Franziskus und Benedikt XVI. Über Söders Kreuzerlass, Zölibat, Islam
und Tennis. Hier Auszüge aus dem Gespräch:
Eine solche Doppelrolle gab es im Vatikan noch nie: Seit 2005
arbeitet Georg Gänswein, 61, für einen Papst. Und seit 2013 gleich
für zwei. Für den emeritierten Benedikt XVI. ist er bis heute
Privatsekretär. Für Papst Franziskus dessen Präfekt des Apostolischen
Palastes.
Das Verhältnis zu Papst Franziskus schätzt Gänswein selbst nach
fünf Jahren des gemeinsamen Arbeitens, Betens und Reisens als ähnlich
vertrauensvoll ein wie einst zu dessen 91-jährigem Vorgänger: "Ich
meine, dass wir es ganz gut miteinander können, trotz aller
Unterschiede in Charakter, Stil und Temperament."
Die Frage, warum Franziskus so beliebt in der Welt sei und
angeblich umstritten in der Katholischen Kirche, hält der Erzbischof
für einen konstruierten Gegensatz:
"Gegenüber dieser lichtvollen Gestalt werden dunkle Geschichten
erfunden und in Umlauf gebracht, wonach im Vatikan heimliche
Papstgegner lauern und Seilschaften am Werk seien, die Franziskus
böse wollen. Das sind medienwirksam gestrickte Klischees, die mit der
Wirklichkeit herzlich wenig zu tun haben".
Den Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder,
künftig in allen bayerischen Behörden Kruzifixe aufzuhängen, begrüßte
Gänswein:
"Es bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des
Menschen zu bemächtigen."
Klare Worte fand er auch zur Kritik des Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, der sogenannte
"Kreuzerlass" bringe "Spaltung, Unruhe und Gegeneinander" in die
Gesellschaft:
"Das hat der Erzbischof von München und Freising in einer ersten
wenig erleuchteten Wortmeldung von sich gegeben", so der Präfekt des
Päpstlichen Hauses.
Zu zwei Themen, die die katholische Kirche gerade in Zeiten von
Priestermangel und Gemeindezusammenlegungen bewegen, ließ er sich
ebenfalls befragen - zu Zölibat und Frauenpriestertum. Die oftmals
geforderte Abschaffung des Zölibats lehnt er kategorisch ab, denn:
"Auch wenn die Not groß ist, dürfen wir Wertvolles nicht über Bord
werfen."
Das Gleiche gilt aus seiner Sicht für die viel diskutierte
Einführung des Frauenpriestertums. Gänswein hält es da mit Papst
Johannes Paul II., der vor Jahrzehnten bereits verfügt hatte, dass
Frauen in der katholischen Kirche niemals Priester werden können.
Gänswein sagt: "Die Kirche ist an den Willen und das Wort Christi
gebunden. Sie sieht sich nicht befugt, in dieser zentralen Frage des
Glaubens eine Änderung einzuführen."
Zur Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, äußert sich
Gänswein - mit einem Blick in die Geschichte - ebenfalls eher
ablehnend. Aber: "Ich habe höchsten Respekt vor Muslimen, die ihren
Glauben nicht verstecken, sondern, wo immer sie sind, ernst nehmen
und parktizieren. Von diesem Glaubenseifer könnten sich nicht wenige
Christen eine Scheibe abschneiden."
Mit seinem Arbeitseinsatz rund um die Uhr und der Unfähigkeit,
ausruhen zu können, habe er sich vor Monaten eine schwere
Ohrenkrankheit eingehandelt, verriet Gänswein. An den Folgen leide er
noch immer: Ein Tinnitus, Schwindel und die Beeinträchtigung des
Gehörs müssen noch auskuriert werden. Seit einiger Zeit jedoch
trainiere er mit leichten Bergtouren seine Kondition, sagt er.
Exzellenz Gänswein möchte nämlich bald wieder Tennis spielen.
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Datum: 16.05.2018 - 10:55 Uhr
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