VW-Miteigentümer Wolfgang Porsche über Dieselbetrug: "Bei Volkswagen wurde ein schwerer Fehler gemacht"
(ots) - Der Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche SE,
Wolfgang Porsche, nimmt gegenüber dem Magazin stern ausführlich zum
Dieselbetrug im Volkswagen-Konzern Stellung. Die Familien Porsche und
Piëch sind über die Porsche SE mit 52,6 % der Stammaktien
Mehrheitseigentümer des Volkswagen-Konzerns.
"Bei Volkswagen wurde ein schwerer Fehler gemacht", räumt Porsche
in einem Gespräch mit dem Magazin ein, das an diesem Donnerstag, 3.
Mai, erscheint, "aber die Sache wird aufgearbeitet, und die Probleme
werden ''Stück für Stück'' in Ordnung gebracht." Mit "Blick auf die
Luftqualität in den Städten", so Porsche weiter, werde Volkswagen
"eng mit politisch Verantwortlichen zusammenarbeiten. Es nützt
niemandem, wenn wir aktiv darauf hinarbeiten, eine unserer
Schlüsselindustrien zu gefährden, von der in der Bundesrepublik jeder
siebte Arbeitsplatz abhängt."
Volkswagen arbeite "intensiv an Lösungen", versichert Wolfgang
Porsche, eine Hardware-Umrüstung von älteren Dieselfahrzeugen lehnt
er allerdings ab. "Für die betroffenen Modelle gibt es bereits gute
Software-Updates", sagt er. Sicher seien viele Kunden durch die
Dieselaffäre von Volkswagen enttäuscht, gibt Porsche zu, "aber
offenbar entscheiden sich sogar mehr Menschen als früher, eines
unserer Autos zu kaufen. Sonst hätten wir nicht so hervorragende
Konzernzahlen vermelden können." Gleichzeitig mahnt Porsche mehr
Bescheidenheit im Volkswagen-Konzern an. "Ich habe schon oft gesagt,
dass es kein Wert an sich ist, die Nummer eins in der Welt zu sein,
was die Größe betrifft."
Angesprochen auf den Kulturwandel und die moralische Erneuerung,
die er bei Volkswagen eingefordert hatte, antwortet Porsche: "Es geht
voran, aber abgeschlossen ist dieser Prozess noch nicht. Vor allem
wird das Dieselthema den Volkswagen-Konzern noch viele Jahre
beschäftigen." Deshalb stelle er sich im Aufsichtsrat noch einmal zur
Wahl. "Wenn meine Gesundheit es zulässt, bleibe ich die vollen fünf
Jahre. Ich glaube schon, dass ich den angestoßenen Wandel noch
mitüberwachen sollte", erkärt Wolfgang Porsche, der am 10. Mai seinen
75. Geburtstag feiern wird. Porsche: "Die Kultur, die es in Wolfsburg
gibt, muss weiter verändert werden."
Wenn er bei Volkswagen Strukturen verändern könnte, so Porsche
gegenüber dem stern, würde er es "in einzelnen Bereichen tun".
Zwischen Management und Betriebsrat müsse es eine "Gewaltenteilung"
geben. Arbeitnehmer sollten bei Themen, die die Mitarbeiter
betreffen, mitbestimmen, sagte er, "aber es sollte sich darauf
beschränken, und es sollte sich daraus kein Anspruch auf ein
Co-Management ableiten." Aber klar sei auch, "dass der Vorstand das
Unternehmen führt und am Ende die Verantwortung für die
Entscheidungen trägt." Vom neuen Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden
Herbert Diess erwartet der Sprecher der Mehrheitseigentümer, dass "er
das Tempo der Veränderung nochmals erhöhen und die Konzernstruktur
umfassend weiterentwickeln" wird.
Es habe innerhalb der Familie "keinen Machtkampf" um die
Gestaltungshoheit im Volkswagen-Konzern gegeben. Dennoch sei das
Ausscheiden seines Cousins Ferdinand Piëch aus dem Kreis der Porsche-
und Volkswagen-Gesellschafter Ende 2017 "eine Zäsur" gewesen. "Ich
frage mich immer wieder", so Porsche im Hinblick auf Piëch zum stern,
"wie sich jemand mit einer solch großartigen Lebensleistung innerhalb
kürzester Zeit selbst ins Abseits bugsieren konnte. Das ist mir ein
Rätsel." Er sei nicht damit einverstanden gewesen, als sein Cousin -
damals Aufsichtsratschef des VW-Konzerns - im April 2015 öffentlich
erklärte, er sei "auf Distanz" zum damaligen VW-Vorstandschef Martin
Winterkorn. Dieser musste später im Zuge des Dieselskandals seinen
Platz räumen. "So konnte man nicht mit jemandem umgehen, mit dem man
35 Jahre lang gut zusammengearbeitet hat. Das habe ich meinem Cousin
auch deutlich gesagt."
Die Rivalität zwischen dem Porsche- und dem Piëch-Zweig der
Eigentümerfamilie prägte jahrelang das öffentliche Bild des Clans.
Sie geht unter anderem zurück auf einen Streit im Jahr 1972, wer im
Unternehmen das Sagen haben sollte. Ferdinand Piëch drückte die
Differenzen damals in drastischen Worten aus, berichtet Wolfgang
Porsche jetzt im stern: "Er meinte: Wir Porsches, die ''Hausschweine'',
würden gefüttert, und er, das ''Wildschwein'', müsse sich das Futter
selbst suchen. Ich habe über diesen Vergleich immer geschmunzelt,
weil es so einfach natürlich nicht war."
Das ganze Interview erscheint im stern am Donnerstag, 3. Mai. Als
e-Paper ist der stern bereits am Mittwoch, 2. Mai um 18.00 Uhr
erhältlich.
Die Vorabmeldung ist nur unter Nennung der Quelle "stern" zur
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Datum: 02.05.2018 - 10:00 Uhr
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