Sind chinesische Firmen zu sorglos? / Coface-Studie: Optimismus durch Wachstum nur zum Teil berechtigt
(ots) - Die chinesischen Unternehmen gehen überwiegend davon
aus, dass es mit ihrer Volkswirtschaft weiter steil aufwärts geht. In
einer Untersuchung des internationalen Kreditversicherers Coface
rechnen 67 Prozent der 1000 befragten Unternehmen mit einem
deutlichen Wachstum auch 2018.
Die positive Erwartung beeinflusst offensichtlich auch die Haltung
der Risikomanager. 59 Prozent berichteten, dass der Absatz ihrer
Unternehmen 2017 gestiegen sei, 67 Prozent erwarten das auch für
2018. Bei den Prognosen für den eigenen Cashflow sind sie etwas
vorsichtiger als bei der allgemeinen Einschätzung. 53 Prozent
erlebten 2017 eine Verbesserung zum Vorjahr, 61 Prozent gehen davon
aus, dass sich der Cashflow im laufenden Jahr besser darstellen wird.
Für Coface-Economist Carlos Casanova ist dieser Optimismus nur zum
Teil berechtigt: "Ein großer Teil des Wachstums basiert auf einer
hohen Verschuldung. Im internationalen Vergleich und in Relation zum
Entwicklungslevel Chinas sind Schulden in Höhe von 250 Prozent des
BIP extrem hoch."
Coface erwartet, dass in diesem Jahr noch mehr Unternehmen
finanzielle Schwierigkeiten bekommen werden. Die vorsichtigere
staatliche Geld- und Finanzpolitik werde insbesondere auf Unternehmen
durchschlagen, die schon jetzt hoch verschuldet sind und lange
Zahlungsverzögerungen verkraften müssen. Andererseits werde der Staat
verhindern, dass mehrere gleichzeitige Stressfaktoren den Aufschwung
gefährden. Eine Reihe von Reformen ist bereits eingeleitet, darunter
ein Insolvenzgesetz, das auf die so genannten Zombie-Firmen ziele.
"Weitere Maßnahmen lassen erkennen, dass die Regierung riskante
Kreditvergaben und die hohe Verschuldung von Unternehmen eindämmen
will", erklärt Carlos Casanova. Allerdings erfolge dies nicht nur
nach rein wirtschaftlichen, sondern auch nach politischen Aspekten.
So könnten Firmen, die zwar nicht sonderlich profitabel seien, aber
viele Menschen beschäftigten, mit staatlicher Unterstützung rechnen.
Sie bekämen weiterhin Subventionen und Garantien sowie günstige
Kreditkonditionen. Das gelte auch für die staatlichen Unternehmen.
Solche gestützten Zombi-Firmen gibt es hauptsächlich in Regionen mit
Schwerindustrie. Sie gelten wirtschaftlich gesehen als "das alte
China", im Unterscheid zum "neuen China", dessen Unternehmen sich
höherwertigen Produkten und Dienstleistungen widmen.
Die Coface-Studie, die auch die Zahlungserfahrungen chinesischer
Unternehmen betrachtet: www.coface.de
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Pressesprecher Erich Hieronimus
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Datum: 26.04.2018 - 11:00 Uhr
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