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Deutsche Umwelthilfe kritisiert Nestlé und andere Kaffeekapselhersteller: immer mehr Müll und wenig Recycling

ID: 1600078


(ots) - Der Verkauf umweltschädlicher Kaffeekapseln ist von
2014 bis 2016 um fast 20 Prozent angestiegen - 3,1 Milliarden
Kaffeekapseln jährlich verursachen in Deutschland 8.000 Tonnen
Verpackungsabfall aus Kunststoff und Aluminium - "Biologisch
abbaubare Kaffeekapseln" sind nach Einschätzung der Deutschen
Umwelthilfe (DUH) reines Greenwashing - Aluminiumkapseln von Nestlé
immer aus Neumaterial - DUH empfiehlt wiederbefüllbare
Mehrwegkapseln, Aufbrühsysteme ohne Filter oder klassischen
Maschinenkaffee

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert Hersteller von
Kaffeekapseln, wie Marktgigant Nestlé, für die Produktion von immer
mehr Verpackungsmüll, der zum großen Teil nicht recycelt wird.
Besonders dreist ist das Greenwashing mit "biologisch abbaubaren
Kaffeekapseln", die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben werden.
Nach aktuellen Berechnungen der DUH auf der Grundlage von Daten des
Deutschen Kaffeeverbandes und Herstellerangaben wurden in Deutschland
im Jahr 2016 rund 3,1 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Das
entspricht einem Müllberg von 8.000 Tonnen Verpackungen aus Aluminium
und Kunststoff sowie zusätzlich 5.000 Tonnen Papier.

Im Vergleich zu 2014 wurde in 2016 knapp 20 Prozent mehr
Röstkaffee in Kaffeekapseln verbraucht. Nach Einschätzung der Umwelt-
und Verbraucherschutzorganisation ist dies ein besorgniserregender
Trend, der durch fragwürdige Aussagen zum Recycling von
Aluminiumkapseln und zur vermeintlichen Nachhaltigkeit von biologisch
abbaubaren Kapseln verstärkt wird.

Seitdem China zum 31.12.2017 die Einfuhr von Plastikabfällen
beendet hat, wird Deutschland von hunderttausenden Tonnen
Kunststoffabfällen förmlich geflutet. Spätestens jetzt sind die
Hersteller von Verpackungen und Produkten besonders in der Pflicht,
den Entsorgungsnotstand in Deutschland nicht weiter zu verschärfen,




sondern Abfälle zu vermeiden und auf Mehrwegalternativen zu setzen.
So sind bereits Automaten zur Wiederbefüllung von Mehrwegkapseln in
der Entwicklung und schon heute können Verbraucher wiederverwendbare
Edelstahlkapseln nutzen. Die Entwicklung und Anwendung dieser
Mehrwegalternativen werden von den Herstellern der Einwegkapseln aber
ignoriert und bekämpft, weil sie vor allem an den unverschämt hohen
Preisen ihrer Wegwerfkapseln gut verdienen. Nach Auffassung der DUH
müssen Nestlé & Co. auf wiederbefüllbare Mehrwegkapselsysteme
umstellen. Die DUH empfiehlt darüber hinaus für einen abfallarmen
Kaffeegenuss die Nutzung von Aufbrühsystemen ohne Filter oder
klassischen Maschinenkaffee.

"Wir haben nachgemessen: Für die Verpackung von einem Kilo Kaffee
in Kapseln verbraucht der Marktgigant Nestlé rund 170 Gramm
Aluminium. Damit mutieren die mit George Clooney beworbenen
Kaffeekapseln zum Sinnbild einer dekadenten Wegwerfgesellschaft. Die
bunten, auf edel getrimmten Einwegkapseln sind wahre
Ressourcenfresser, sie belasten das Klima und die Umwelt. Den
Industrieunternehmen verschaffen die Kapseln Milliardengewinne. Wir
brauchen ein Ende von Einweg und eine Rückbesinnung auf
Abfallvermeidung und Mehrweg - gerade auch beim Kaffee", sagt Jürgen
Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Besonders ärgerlich ist die Werbung mit "biologisch abbaubaren
Kaffeekapseln", die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben werden.
Versprechungen wie ''ökologisch'', ''biologisch'' oder ''abbaubar'' sollen
Verbraucher dazu verführen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive
und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden. "Es ist
schlichtweg nicht wahr, wenn behauptet wird, Kaffeekapseln seien
wegen deren biologischer Abbaubarkeit umweltfreundlich. Für deren
Herstellung müssen zumeist Nutzpflanzen angebaut werden und der
schnelle biologische Abbau funktioniert meist nur unter
labortechnischen Bedingungen, aber nicht in der Umwelt. Biologisch
abbaubare Kaffeekapseln verändern nichts an einem unnötigen,
abfallintensiven und klimabelastenden Verpackungssystem", sagt Thomas
Fischer, Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft.

"Mit der Entsorgung biologisch abbaubarer Kaffeekapseln in der
Biotonne gibt es große Probleme. Kompostierer können nicht
unterscheiden, ob es sich um normales Plastik oder Biokunststoff
handelt und sortieren Störstoffe meist von vornherein aus, um diese
anschließend in Verbrennungsanlagen entsorgen zu lassen", erklärt
Fischer. Bei den meisten von der DUH gefundenen Kapselsystemen
bezieht sich die Zertifizierung als "biologisch abbaubar" auf
bestimmte industrietechnische Bedingungen, die in der Natur und auch
in vielen Kompostanlagen nicht gegeben sind.

Werden biologisch abbaubare Kaffeekapseln von Verbrauchern in der
gelben Tonne entsorgt, können diese derzeit nicht korrekt aussortiert
werden und landen in der Abfallverbrennung. Bei der Verbrennung geht
der größte Teil der Energie, der zur Herstellung des Kunststoffes
notwendig gewesen ist, verloren und der hergestellte Rohstoff
ebenfalls.

Hersteller von Kaffeekapseln aus Aluminium versuchen bei
Verbrauchern den Eindruck zu erwecken, dass diese aufgrund der guten
Recyclingfähigkeit aus Umweltsicht kein Problem seien. Tatsächlich
gibt es jedoch große Probleme beim Recycling. So werden Kaffeekapseln
aus Aluminium bei der Entsorgung über den Gelben Sack immer wieder
nicht korrekt sortiert und landen in der Verbrennung. Aufgrund vieler
Verunreinigungen in der Aluminiumfraktion (u.a. Kaffeesatz, Lacke,
Restinhalte, Fehlsortierungen, Verbundmaterialien) wird diese
üblicherweise mit einer Pyrolyse vorbehandelt. Dabei werden die
organischen Anteile verbrannt, bzw. verschwelt und abgetrennt, da sie
andernfalls beim nachfolgenden Schmelzprozess stören würden.

"Beim Recyclingvorgang von Aluminium können die Materialverluste
durch die Verfahrensschritte der Pyrolyse und Schmelze ganz erheblich
sein und schnell 20 Prozent oder mehr betragen. Besonders
problematisch an Kaffeekapseln aus Aluminium ist zudem, dass sie
derzeit aus neuem Aluminium hergestellt und aus alten Kapseln keine
neuen hergestellt werden. Der unendliche Recyclingkreislauf von
Aluminiumkaffeekapseln ist ein Märchen", kritisiert Fischer.

Links:

Mythenpapier zu Biokunststoffen: http://l.duh.de/p180126Weitere
Informationen zum Thema Bioplastik: www.duh.de/bioplastikWeitere
Informationen zum Thema Kaffeekapseln:
www.duh.de/projekte/kaffeekapseln/



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867, 0151 18256692, fischer(at)duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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Datum: 13.04.2018 - 10:13 Uhr
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