neues deutschland: Kommentar zur Leipziger Buchmesse: Ausweitung der Konfliktzone
(ots) - Der Schriftsteller Uwe Tellkamp plappert
Pegida-Sprüche nach und Suhrkamp teilt daraufhin mit, dass die
Haltung eines Autors nicht immer deckungsgleich sei mit der seines
Verlags. Worüber sagt dieser seit Tagen die Feuilletons
beschäftigende Vorgang mehr aus: über die Angst im Hause des hohen
Geistes vor einem Gesinnungspranger oder über das Gemeinwesen, in dem
ein Verlag etwas so Selbstverständliches mitteilen zu müssen meint?
Diese Frage ist keine Lappalie, denn zu Beginn der Leipziger
Buchmesse richtet sie sich an den gesamten Kulturbetrieb. Es steht zu
befürchten, dass es mehr um politische Überzeugungen gehen wird als
um Literatur. Rechte Vertreter der Branche werden, wie vor einem
halben Jahr in Frankfurt, erneut gezielte Provokationen einsetzen, um
den linksliberalen Mainstream einem raffinierten Test zu unterziehen:
Wie wichtig ist ihm jener Wert der Meinungsfreiheit, für dessen
Abschaffungsgelüste er die Rechten so gern kritisiert?
Linksradikale Gruppen, bürgerliche Initiativen und Lokalpolitiker
der Linkspartei wollten ein Auftrittsverbot für rechte Verlage
erwirken. Glücklicherweise sind sie damit gescheitert. Wenn die
offene Gesellschaft schon zum wiederholten Mal ein Spektakel des
freien Wortes durch Kulturlose kapern lässt, dann muss sie die
abweichenden Meinungen auch aushalten. Die als Intellektuelle
anerkannt werden wollenden »Neuen Rechten« sollte sie dort schlagen,
wo sie am verwundbarsten sind: bei den Argumenten.
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Datum: 13.03.2018 - 17:24 Uhr
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