Adler "on Tour" - zum Nestbau ab nach Deutschland / Deutsche Wildtier Stiftung: Schutz der Brutgebiete sichert dem sensiblen Schreiadler dasÃœberleben
(ots) - Achtung, Adler im Anflug! Auf eines ist doch
wenigstens Verlass: Jedes Jahr im März durchqueren die Schreiadler
den afrikanischen Kontinent von Süd nach Nord, um Anfang April ihre
Brutgebiete in Deutschland zu erreichen. Die meisten von ihnen
fliegen sogar noch weiter, vor allem ins Baltikum, wo die meisten
Schreiadler brüten. Die standorttreuen Greifvögel folgen in den
kommenden Wochen der immer gleichen Zugroute: Aus dem Süden Afrikas
nach Norden entlang des ostafrikanischen Grabens, über den Suezkanal
nach Asien, weiter entlang der israelischen Küstenlinie und
schließlich in der Türkei über den Bosporus nach Europa. Wer den
10.000 km langen Zug des kleinesten Adlers Deutschlands in Echtzeit
mitverfolgen möchte, kann dies auf der Internetseite
www.schreiadler.org tun.
Kaum im angestammten Brutgebiet angekommen, stehen Hochzeit und
Eigenheimsanierung auf der ToDo-Liste des Schreiadlers. Das ist ein
anspruchsvolles Unterfangen. "Seinen Horst baut der Schreiadler nur
in sehr dichten Wäldern. Hat sich seit seinem Abflug im September das
Umfeld stark verändert, fackelt er nicht lange und verschwindet",
erklärt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Durch
intensive Land- und Forstwirtschaft und Windkraftanlagen in Horstnähe
werden leider immer wieder bisher geeignete Brutgebiete zerstört.
"Jedes Jahr müssen einige Schreiadlerpaare in Mecklenburg-Vorpommern
und Brandenburg ihr angestammtes Brutgebiet aufgeben, weil sich der
Lebensraum dort stark verschlechtert hat", so Kinser.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: In den letzten zwei Jahren
wurden in Mecklenburg-Vorpommern etwa 20 neue Ansiedlungen
festgestellt. Dabei wurden entweder zwischenzeitlich aufgegebene
Brutgebiete wiederbesiedelt oder aber neue Lebensräume erschlossen.
Allerdings ist das keine Entwarnung: "Wir beurteilen die
Neunsiedlungen vorsichtig und müssen abwarten, ob sich daraus stabile
Brutpaare für die Zukunft entwickeln", sagt Dr. Wolfgang Scheller,
der in Mecklenburg-Vorpommern die Zählungen des Schreiadlers
koordiniert. "Die Gefahr, dass neubesiedelte Lebensräume nach kurzer
Zeit wieder aufgegeben werden, ist groß", so Scheller weiter. In den
meisten Brutgebieten beobachten die Ornithologen eher eine weitere
Verschlechterung der Lebensbedingungen. Um einen echten Trendwechsel
für den Schreiadler herbeizuführen, bedarf es daher mehr als
vereinzelter Schutzprojekte. "Wirklich substanzielle Veränderungen
für die Artenvielfalt in unseren Landschaften werden erst gelingen,
wenn Landwirte und Förster mit Natur- und Artenschutz ein Einkommen
erzielen können", so Andreas Kinser. Die aktuell anstehenden
Verhandlungen zur Neugestaltung der Agrarpolitik der Europäischen
Union bieten dazu die beste Gelegenheit.
Infokasten: Flugdaten des Schreiadler-Zuges
Startgebiet: Simbabwe, Sambia, Mosambik, Namibia, Südafrika
Zielgebiet: Deutschland, Polen, Baltikum, Weißrussland
Länge der Zugroute: ca. 10.000 km
Zughöhe: max. 2.000 m
Zuggeschwindigkeit: 40-60 km/h
Max. Zugstrecke/ Tag: 500 km
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Pressesprecherin
Telefon: 040 9707869-13
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Datum: 06.03.2018 - 10:05 Uhr
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