Die Zeit und der Fall Dieter Wedel: "25 Fälle sind dokumentiert", sagt Christoph Amend, Chefredakteur des Zeit Magazins. / "Ausschließen lässt sich keine Branche"
(ots) - Christoph Amend, Chefredakteur des Zeit Magazins,
verteidigt im Medienmagazin journalist das Vorgehen seiner Redaktion
im Fall Dieter Wedel. Die beiden Reporterinnen Annabel Wahba und Jana
Simon, die zwei Monate lang "nahezu rund um die Uhr" mit der
Geschichte befasst waren, hätten zunächst "in alle Richtungen
recherchiert, um herauszufinden, wie glaubwürdig die Anschuldigungen
der ersten Zeugin sind", so Amend im Interview mit dem journalist. In
Gesprächen "mit mittlerweile 160 Personen" hätten sie dann
herausgefunden, dass es Muster von Nötigungsgeschichten gibt. "Unsere
Reporterinnen stießen auf immer mehr Fälle, je länger sie
recherchierten", so Amend. "Wir haben inzwischen insgesamt 25 Fälle
dokumentiert." Sieben davon wurden bisher veröffentlicht - drei im
Zeit Magazin und vier in einem weiteren Beitrag, der im Dossier der
Zeit erschienen ist.
"Der Kern unserer Recherche und damit der Grund, warum wir die
Geschichte veröffentlicht haben, sind die ganz konkreten, teilweise
brutalen Erlebnisse, die uns die Frauen geschildert haben", so der
Chefredakteur des Zeit Magazins. Um den Fall zu skizzieren, sei es
jedoch auch wichtig, "die Atmosphäre am Set zu schildern, diese
offenbar nahezu biblische Machtfülle, die Wedel hatte".
Auf die Frage, ob es auch in den Redaktionen hierzulande ein
strukturelles Problem gebe, das Machtmissbrauch möglich mache, sagt
Amend: "Ausschließen lässt sich keine Branche." Für das Zeit Magazin
und die Zeit sieht er aber keine Probleme. "Ich kann natürlich nur
das Klima beschreiben, das ich kenne." Amend ist seit 2004 bei der
Zeit. Ein Wandel des Klimas in den Redaktionen sei vielleicht auch
eine Generationsfrage: "Ich habe eine berufstätige Mutter, die
selbstverständlich Karriere gemacht hat, vielleicht bin ich dadurch
mit einem anderen Rollenverständnis aufgewachsen."
Im Interview mit dem journalist wertet Christoph Amend es als
gutes Zeichen, dass die Fernsehsender jetzt Aufklärung im Fall Wedel
versprechen. "Das ist wichtig, auch um zu verhindern, dass sich
solche Fälle wiederholen."
Das komplette Interview mit Christoph Amend lesen Sie in der
März-Ausgabe des Medienmagazins journalist, die gerade erschienen
ist.
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Matthias Daniel
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Datum: 05.03.2018 - 09:17 Uhr
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