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DLRG Barometer: mindestens 404 Todesfälle durch Ertrinken / Unbewachte Binnengewässer bieten wenig Sicherheit

ID: 1584822


(ots) - Im vergangenen Jahr sind in
Deutschland mindestens 404 Menschen ertrunken. 329 Männer und Frauen,
das sind mehr als drei Viertel der Opfer, verloren in Flüssen,
Bächen, Seen und Kanälen ihr Leben. "Binnengewässer sind nach wie vor
die Gefahrenquelle Nummer eins. Nur vergleichsweise wenige
Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, an
unbewachten Seen und Flüssen zu ertrinken, ist auch deshalb um ein
Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern", beschreibt
Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft
(DLRG), die Gefahrenlage. Er kritisierte Kommunen und Landkreise, die
nicht genug für die Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten.
"Die DLRG könnte mit Gefahrenexpertisen und Rettungsschwimmern viele
Gefahrenstellen entschärfen", so Haag weiter.

Die Anzahl der Opfer ist 2017 um 24,8% auf 404 zurückgegangen.
Ursächlich für die auf den ersten Blick positive Entwicklung war der
Sommer mit vielen Regentagen und kühlen Temperaturen. Er hat viele
Menschen von einem Bad im See oder an den Küsten abgehalten. "Der
Wettergott hat uns in die Karten gespielt", kommentierte der
DLRG-Präsident das Ergebnis. Wie sich einigermaßen schönes Wetter auf
die Ertrinkungsfälle auswirken kann, hat der Juni gezeigt: 69 Männer,
Frauen und Kinder ertranken allein in diesem Monat, mehr als ein
Sechstel der tödlichen Wasserunfälle des gesamten Jahres.

Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ostsee haben sich im Vergleich
zu 2016 um zwei Fälle erhöht. An den Küsten zwischen Borkum und
Usedom starben 28 Menschen (sechs in der Nord- und 22 in der Ostsee),
davon viele beim Segeln oder Angeln. Deutlich gesunken sind die
Todesfälle in Schwimmbädern. 2017 verzeichnete die DLRG-Statistik
zwölf Opfer in Frei-, Hallen- und Naturbädern. In privaten
Swimmingpools ertranken zwei Menschen, darunter ein Kleinkind.





Besonders vom Ertrinken betroffen sind Ältere. In der Altersklasse
ab 55 Jahren ertranken 147 Menschen, das sind 36,4 Prozent der
Gesamtzahl, im Vorjahr waren es noch 32,4 Prozent.

Negativ sind auch die Ergebnisse bei den jungen Menschen
ausgefallen. Fünf Kinder im Grundschul- und neun im Vorschulalter
kamen im Wasser ums Leben. DLRG-Präsident Haag: "Hier ist sicherlich
die zurückgehende Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache."

Hart kritisiert die DLRG in diesem Zusammenhang die sich weiter
verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung. Die
Zahl der geschlossenen und akut vor Schließung stehenden Bäder in
Deutschland erhöhe sich stets, so Haag weiter. "Diese Entwicklung ist
alarmierend. Die Folgen bekommen wir alle zu spüren. 20 bis 25
Prozent aller Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an,
weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie
die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen
Schwimmkurs. Jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer
Schwimmer mehr." Und: "Die Proteste in den Kommunen gegen
Bäderschließungen werden immer lauter. 85 Prozent der Menschen wollen
ihr Bad um die Ecke behalten. Das ist die große Mehrheit. Darauf
sollte die Politik hören", sagt der Chef der Lebensretter.

Die DLRG schaut daher mit kritischem Auge auf den Entwurf des
Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD. Es ist in dem
Schriftstück zwar die Rede von Sportstätten und auch der Förderung
des Spitzensports. "Mit keinem Wort allerdings wird die Verbesserung
der Bädersituation in Deutschland angesprochen. Das nehmen wir nicht
hin und protestieren - auch im Namen der Bäderallianz Deutschland",
so DLRG-Präsident Achim Haag. Noch im Juni des vergangenen Jahres
wurde den ehrenamtlichen Lebensrettern der DLRG von der Vorsitzenden
des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag,
versprochen, sich der Schwimmfähigkeit und der Förderung der
Schwimmbäder anzunehmen. Haag weiter: "Offenbar leere
Versprechungen."

Eine besondere Risikogruppe stellen weiterhin die Flüchtlinge. Im
vergangenen Jahr ertranken 23 Asylsuchende, die so gut wie alle
Nichtschwimmer waren. Die DLRG hatte bereits frühzeitig gehandelt und
die Baderegeln in über 25 Sprachen übersetzt sowie Piktogramme der
Baderegeln zum kostenlosen Nachdruck entwickelt und den Kommunen wie
auch Gliederungen der DLRG zum Download zur Verfügung gestellt.

Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern,
dort kamen 86 Personen ums Leben. Auf Rang zwei rangieren
Niedersachsen, das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland, mit 55 und
Nordrhein-Westfalen ebenfalls mit 55 Todesfällen, dritter ist
Baden-Württemberg (38). Es folgen mit 34 Sachsen,
Mecklenburg-Vorpommern mit 32 Ertrunkenen. Wie in den Vorjahren
ertranken im Saarland mit einem Todesfall und Bremen mit zwei
Todesfällen die wenigsten Menschen.

In der internationalen Statistik "Ertrinken je 100.000 Einwohner"
schließt die Bundesrepublik Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern
mit dem sehr guten Wert von 0.49 ab. Damit liegt sie im weltweiten
Vergleich mit England, den Niederlanden und Schweden in der
Spitzengruppe. Bei den Bundesländern rangiert Brandenburg mit 0.89 an
letzter Stelle. Das Saarland schließt mit einem Opfer im Verhältnis
zu seiner Einwohnerzahl mit 0.01 am besten ab. Es folgen Berlin
(0.14), Thüringen (0.18) und Mecklenburg-Vorpommern (0.20).

Über die DLRG

Die DLRG ist mit über 1,6 Millionen Mitgliedern und Förderern die
größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im
Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem
Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier. Die DLRG ist die Nummer Eins in der Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis 2016 hat sie
über 22 Millionen Schwimmprüfungen und über viereinhalb Millionen
Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In über 2.000 Gliederungen
leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr fast acht Millionen
Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland. Die
Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und
Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie
der Wasserrettungsdienst. Rund 36.000 Mitglieder wachen jährlich weit
mehr als drei Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen
und Wassersportlern. Mehr Informationen unter www.dlrg.de.



Pressekontakt:
Achim Wiese
Pressesprecher der DLRG
Email: kommunikation(at)bgst.dlrg.de
Telefon: 05723-955440

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Datum: 27.02.2018 - 11:00 Uhr
Sprache: Deutsch
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