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Anhänger von AfD und Identitärer-Bewegung manipulieren Facebook

ID: 1582612


(ots) - Hinter vielen Hass-Kommentaren im Netz steht nur
eine verschwindend kleine Minderheit der Nutzer. Das belegt eine
aktuelle wissenschaftliche Analyse Hunderter Diskussionen in
sozialen Netzwerken. Die Studie, die dem NDR vorliegt, zeigt:
Lediglich fünf Prozent der Accounts sind für 50 Prozent der Likes bei
Hass-Kommentaren auf Facebook verantwortlich. Innerhalb dieser
lautstarken Minderheit findet sich sogar noch ein extrem aktiver
Kern: Ein Prozent der Profile sind demnach für 25 Prozent der Likes
verantwortlich. Die Nutzer dieser Profile agieren oft gemeinsam und
sind generell deutlich aktiver als normale Nutzer. Das gilt
allerdings nur für Diskussionen, in denen Hass-Inhalte auffallen -
bei anderen Themen sind diese Accounts weitestgehend passiv. Die
meisten der bei Hass-Inhalten hochaktiven Accounts lassen sich als
Anhänger von AfD und "Identitären" identifizieren. Der IT-Experte
Philip Kreißel wertete für die Studie in Kooperation mit dem
Institute for Strategic Dialogue in London 3000 Veröffentlichungen
und 18 000 Kommentare auf Facebook im Januar 2018 zu Beiträgen von
Bild, Focus-Online, Kronen-Zeitung, Spiegel-Online, tagesschau.de,
Welt sowie ZDF heute aus. "Rechte Gruppierungen versuchen, gezielt
die Facebook-Algorithmen zu manipulieren. Dazu einigen sie sich auf
Uhrzeiten und Hashtags, um diese in die TopTrends zu katapultieren",
so Julia Ebner vom Institute for Strategic Dialogue gegenüber dem
NDR. "Diese Kampagnen auf den Medienseiten werden mit zahlreichen
gefälschten Accounts von rechtsextremen Kreisen koordiniert zu
bestimmten Uhrzeiten durchgeführt. Das führt dazu, dass sie den
Online-Diskurs bestimmen können. Für diese Aktionen werden auch
Accounts unter falschen Namen angelegt, um damit gezielt
Einschüchterungs- oder Hasskampagnen gegen ihre Gegner zu führen", so
die Wissenschaftlerin. "Was wir in den Statistiken beobachten, ist




vor allem eine monumentale Täuschung", urteilt Philip Kreißel.
Anderen Nutzern und den Administratoren der Medienseiten, aber auch
dem News-Algorithmus von Facebook werde vorgegaukelt, dass bestimmte
Themen eine große Öffentlichkeit beschäftigen, so der IT-Experte.
Tatsächlich handele es sich nur um eine lautstarke Minderheit. Ihr
komme die Funktionsweise von Facebook entgegen. Denn polarisierende
Debatten, die oft erst durch koordinierte Aktionen ausgelöst werden,
erhielten durch den Facebook-Algorithmus eine höhere Reichweite als
sachliche Diskussionen. Die Wissenschaftler haben sich in ihrer
Studie vor allem auf sogenannte Hass-Postings konzentriert.
Kommentare, in denen vermeintlich real existierende Nutzer gegen
Themen oder Personen hetzen. Wenn Artikel und Themen Hass-Kommentare
auf sich ziehen, haben sie durchschnittlich dreimal so viele
Kommentare wie Artikel ohne Hass.

IT-Experte Kreißel entwickelte zur Analyse einen sogenannten
"Hate-Finder". Dieses Instrument identifiziert Profile, die
Hass-Kommentare oft liken, und beobachtet, wo diese wieder aktiv
werden. Die Gefahr sei, dass andere Nutzer und Politiker sowie
Medienmacher glauben könnten, die Kommentarspalten seien
repräsentativ für die Stimmung in der Bevölkerung. Kreißel und Ebner
appellieren daher an die Verantwortung der Medien. Sie sollten bei
der Themensuche und Gewichtung nicht auf rechtsextreme Trolle
hereinfallen. Zudem sei es wichtig, dass Medien die Diskussionen zu
ihren Inhalten moderierten. Kreißel betont, dass die politische
Ausrichtung von aktiven Profilen bei moderierten Diskussionen eher
ausgeglichen sei. Ohne Moderation finde man bis zu 100 Prozent mehr
rechtsradikale, oft extrem aktive Accounts in den Kommentarspalten.
Der Informatiker selbst engagiert sich in der Facebook-Gruppe
"Ichbinhier". Die Mitglieder wollen damit Diskussionen wieder in
geregelte Bahnen lenken. Ihre eigenen Kommentare markieren sie mit
dem Hashtag "#ichbinhier", um kenntlich zu machen, dass man zu dieser
Gruppe gehört. Das Ziel der Initiative: Jeder soll an Diskussionen im
Netz teilnehmen können, ohne beleidigt oder Ziel von Hass zu werden.

Über dieses Thema berichten Tagesthemen, Faktenfinder auf
tagesschau.de und die ARD Radioprogramme ab Dienstag, 20. Februar.

20. Februar 2018/LL



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NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
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Datum: 20.02.2018 - 18:11 Uhr
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