Rohingya: Lage in den Flüchtlingscamps spitzt sich durch bevorstehende Regenzeit dramatisch zu / Plan International warnt vor tausenden Opfern durch Überschwemmungen
(ots) - Den geflüchteten Rohingya in Bangladesch stehen
nach Einschätzung von Plan International dramatische Wochen bevor:
Durch die Regenzeit im Frühjahr drohen Überschwemmungen und
Erdrutsche. Das Kinderhilfswerk warnt davor, dass sich die Situation
der rund 866.000 Menschen, die in den Flüchtlingscamps der Region
Cox''s Bazar leben, dadurch drastisch verschlechtern wird. Das Gebiet
im Südosten des Landes, das vorher überwiegend aus Regenwald bestand,
wurde für den Bau der Zelte gerodet. Der Boden kann deshalb die
Wassermassen nicht mehr aufnehmen und ist extrem anfällig für
Erdrutsche. Es besteht die Gefahr, dass tausende Menschen unter den
Schlammlawinen begraben werden. Anhaltende Regenfälle und Sturzfluten
drohen das Gebiet zu überschwemmen, vor allem die Täler.
"Die Situation ist bereits jetzt mehr als dramatisch - doch nun
bahnt sich mit Beginn der Regenzeit eine weitere Katastrophe an",
sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan
International Deutschland. "Die Menschen sind dem Monsun schutzlos
ausgeliefert. Sie leben in notdürftig zusammengebauten Zelten aus
Bambus und Plastikplanen, die ihr gesamtes Hab und Gut sind. Sie
würden jegliche Lebensgrundlage verlieren und haben keine
Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Vor allem Frauen und
Kinder können oft nicht schwimmen und drohen in den Wassermassen zu
ertrinken."
Die Regenzeit bringt noch weitere Probleme mit sich: Durch das
feuchte Klima und das Überspülen der Latrinen können sich
Krankheitserreger besonders schnell verbreiten. Aktuell gibt es einen
Ausbruch von Diphterie. Es wird bereits von 4000 Erkrankten und 32
Todesfällen berichtet, darunter 24 Kinder. Zudem wird das ohnehin
verseuchte Grundwasser belastet - bereits jetzt ist der Großteil
davon ungenießbar. Die überfluteten Straßen und Wege erschweren zudem
die Versorgung mit Hilfsgütern.
Seit August letzten Jahres sind über 655.000 Rohingya aus Myanmar
ins Nachbarland Bangladesch geflohen - über die Hälfte von ihnen sind
Kinder. Jede Woche kommen hunderte weitere Menschen an. Die Vereinten
Nationen sprechen von der am schnellsten wachsenden Flüchtlingskrise
der Welt. Die Camps sind aufgrund der massiven Anzahl an Flüchtlingen
völlig überfüllt. Es herrschen unvorstellbare Bedingungen: Es gibt
kein sauberes Wasser, keine Toiletten und nicht genügend
Lebensmittel. Besonders schlimm trifft es die Frauen und Kinder, die
etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
"Die Mütter haben nicht genug Milch, um ihre Babys zu stillen,
viele der Kinder sind stark unterernährt", sagt Maike Röttger.
"Außerdem sind vor allem Mädchen und Jungen schwer traumatisiert: Sie
haben ihre Eltern verloren oder wurden Zeugen, wie ihre Familien
getötet wurden. Sie sind besonders durch Missbrauch, Frühverheiratung
und Ausbeutung gefährdet."
Plan International hat bereits Kinderschutzmechanismen gestartet
und sichere Räume für Mädchen und Jungen geschaffen. Die Kinder
können dort spielen und erhalten psychosoziale Betreuung. Durch den
Bau von Latrinen und Waschmöglichkeiten sowie das Verteilen von
Hygiene-Sets mit Wassereimern, Kanistern, Zahnbürsten oder Seife soll
die hygienische Situation verbessert und die Ausbreitung von
Krankheiten wie zum Beispiel Cholera vermieden werden.
Plan International arbeitet seit 1994 in Bangladesch und ist
sowohl in ländlichen Regionen als auch in urbanen Gebieten tätig, die
von großer Armut geprägt sind und deren Bevölkerung besonders stark
benachteiligt ist. Schwerpunkte der Arbeit sind unter anderem
kindorientierte Katastrophenvorsorge und -hilfe, Bildung, Wasser- und
sanitäre Versorgung sowie die Verbesserung der Gesundheitssituation.
Um die dringend benötigten Hilfsmaßnahmen in den Flüchtlingslagern
der Rohingya umzusetzen, hat Plan einen Nothilfe-Fonds eingerichtet:
Plan International Deutschland e.V. - Stichwort: Rohingya
Bank für Sozialwirtschaft
Konto: IBAN: DE86 2512 0510 0009 4449 44
BIC: BFSWDE33HAN
Pressekontakt:
Für Interviews mit Geschäftsführerin Maike Röttger oder unserem
Katastrophenexperten Björn Klüver, der kürzlich vor Ort war, sowie
Fotos und weitere Informationen wenden Sie sich an:
Plan International Deutschland e.V., Kommunikation,
Bramfelder Str. 70, 22305 Hamburg
- Sabine Marxen, Leiterin des Presseteams, Tel. 040 61140-278
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Datum: 17.01.2018 - 10:40 Uhr
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