EDEKA in der Kritik: Erneut Arbeitsrechtsverletzungen bei der Herstellung von Chicken Nuggets
(ots) - Über Schnittwunden, Arbeitsunfälle,
chronische Gelenkschmerzen bis hin zur Berufsunfähigkeit berichten
Arbeiter*innen in brasilianischen Schlachtfabriken, die auch für den
deutschen Einzelhandel Hühnerformfleisch fertigen. Ähnlich ergeht es
Geflügelfänger*innen, die die Tiere ausstallen und zum Schlachthaus
transportieren. Für sie sind zwölf Arbeitsstunden die Regel,
unbezahlte Überstunden nicht selten. Die Entlohnung ist intransparent
und zu gering zum Leben, eine gewerkschaftliche Interessenvertretung
fehlt. Die Geflügelfänger*innen sind in einem System von
Abhängigkeiten und Schuldknechtschaft gefangen, wie die Studie "Unser
täglich Fleisch" der Christlichen Initiative Romero (CIR) aufdeckt.
Die Studie dokumentiert die sozialen und ökologischen Kosten des
in Brasilien verarbeiteten Hähnchenfleisches, das auch für den
deutschen Einzelhandel bestimmt ist. Hierfür hat die CIR in
Zusammenarbeit mit Repórter Brasil zahlreiche Arbeiter*innen in
Brasilien interviewt, die im Akkord Hühner fangen und zerstückeln.
"Ich habe ein Stück von meinem Finger verloren," berichtete ein
Arbeiter. Der Betriebsarzt gebe ihm "nur Paracetamol gegen die
Schmerzen. Es ist die einzige Behandlung, die er anbietet." Ein
anderer beklagt, dass der Lohn für das Schlachten im Akkord nicht
einmal für das Nötigste reicht: "Ich verdiene 330 Euro netto im
Monat, aber meine Fixkosten liegen bei 507 Euro".
In Deutschland wird das Import-Hühnchen Produkten wie Chicken
Nuggets beigemischt, da es billiger ist als Fleisch aus Deutschland.
So landet es auch in den Regalen bei der Nr. 1 im deutschen
Lebensmitteleinzelhandel: der EDEKA-Gruppe.
"Obwohl bei EDEKA die Umsätze stetig steigen und das Unternehmen
seine Marktdominanz durch die Kaiser-Tengelmann-Übernahme weiter
ausbauen konnte, gehört es in puncto soziale
Unternehmensverantwortung zum Schlusslicht im deutschen
Lebensmitteleinzelhandel", kritisiert CIR-Referentin Sandra Dusch
Silva. Wie die Recherchen erneut zeigen, reicht die Mitgliedschaft in
der Unternehmensinitiative BSCI nicht aus, um Arbeitsrechte zu
sichern. Falls überhaupt Kontrollen in den Fabriken stattfinden, dann
wird die Geschwindigkeit der Fließbänder gedrosselt. "Wir müssen an
diesen Tagen bis zu drei oder vier Stunden länger arbeiten, um das
Tagessoll zu erfüllen," beschreibt ein Arbeiter die negativen
Auswirkungen der Kontrollbesuche.
"Die Ausbeutung zum Billigpreis gefährdet nicht nur die Menschen
und die Umwelt in Brasilien, sondern auch die Konsument*innen in
Deutschland", so Dusch Silva weiter. Dies belegten jüngst die
Testergebnisse von Ökotest, die bei den Gut & Günstig Chicken Nuggets
von Edeka Belastungen mit Listerien-Bakterien und
antibiotikaresistenten Keimen entdeckten.
"EDEKA darf nicht länger auf Kosten der Arbeiter*innen
Rekordgewinne einfahren!" fordert Dusch Silva. Am 20. Januar wird die
CIR gemeinsam mit dem breiten "Wir haben es satt"-Bündnis auf die
Straße gehen, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen einzufordern.
Pressekontakt:
Sandra Dusch Silva,
Christliche Initiative Romero (CIR)
Tel: 0176 - 64190709
E-Mail:
dusch(at)ci-romero.de
Peter Knobloch
Tel: 0251 674413-22
knobloch(at)ci-romero.de
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Datum: 15.01.2018 - 11:26 Uhr
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