Obdachlose feiern Weihnachten in Apostelkirche Ludwigshafen - Pfarrer Stefan Bauer und sein ökumenischer Helferkreis betreuen 120 Gäste
Pfarrer Stefan Bauer: „Durch den Einsatz unserer zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wird diese Feier überhaupt erst möglich" - Presbyterium der Jona-Gemeinde (Apostelkirche) unterstützt Obdachlosen-Feier seit Jahren - Ortsvorsteher Antonio Priolo greift kräftig "mit in die Speichen"
(IINews) - LUDWIGSHAFEN. Pfarrer Stefan Bauer konnte sich auch dieses Jahr wieder über einen sehr gut besuchten Weihnachts-Gottesdienst freuen, denn mehr als 250 Gläubige mochten der Feier in der Ludwigshafener Apostelkirche beigewohnt haben. Und auch dieses Jahr waren wieder eine beachtliche Anzahl Wohnungsloser und einsamer Menschen mit eingeladen. Am Ende der Vesper erhält jeder Besucher das „Friedenslicht aus Bethlehem“ mit auf den Nachhauseweg. Und nach der Kirche feiert der Pfarrer im benachbarten Gemeindesaal gemeinsam mit Obdachlosen das Christfest.
Ökumenischer Helfer- und Unterstützerkreis mit großem Einsatz - nicht nur an Weihnachten
Das Helfer- und Unterstützerteam rund um Pfarrer Stefan Bauer hat es auch dieses Jahr wieder geschafft, den Gemeindesaal so richtig weihnachtlich zu schmücken. Rund 120 Frauen und Männer werden erwartet. Gleich nach dem Vesper-Gottesdienst eilt er in den Gemeindesaal und begrüßt die dort versammelten Gäste. Seine kurze Ansprache an die Gäste begann mit besinnlichen, aber auch aufmunternden Worten, gemeinsam singt man das Weihnachtslied „Oh du fröhliche“. Viel Beifall von den Gästen gab es, als der Geistliche sich beim Helferteam bedankte, denn: „Durch den Einsatz unserer zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wird diese Feier überhaupt erst möglich“. Zur Unterhaltung der Gäste trug, wie schon seit zehn Jahren, Orgel-Heinrich, alias Heinrich Cuntz, bei. Zusammen mit seiner Frau „bespielte“ er den ganzen Abend die bunte Gesellschaft. Damit aber nicht genug der Unterhaltung: Mit überraschenden Zaubertricks wartete der allseits bekannte „Kurpfalz-Zauberer“ Robert Holziger auf. Der Hockenheimer verblüffte, von Tisch zu Tisch gehend, mit seinen Zaubereien ein ums andere Mal die Kinder - die kleinen und die großen. Und Hausmeister Hans-Joachim Schnepf gab den Nikolaus mit Rauschebart, der am Ende alle Obdachlosen reich beschenkte.
Was gib‘s zu essen? Leckeren Fleischkäse mit Kartoffelsalat - Kaffee und Kuchen
Und was steht auf der Speisekarte? Es gibt schmackhaften Fleischkäse und einen deftigen Kartoffelsalat. Dazu ein knusprig-backfrisches Brot einer befreundeten Bäckerei. Mit einem gemeinsamen Tischgebet eröffnet der Pfarrer das Weihnachtsessen. Das Besondere diesmal: Das Helferteam serviert das Essen direkt an die Tische, wie im Restaurant, was bei den Gästen prima ankam. Neben Pfarrer Bauer und seiner Ehefrau Annette, packen auch Sohn Philipp (20) und Tochter Franziska (26) kräftig mit an. Heute Abend managen die Beiden den kompletten Getränkeservice. Philipp studiert an der Uni Mannheim Englisch und Politik auf Lehramt, Franziska ist erfolgreiche Abteilungsleiterin in einem Modehaus in der Rhein-Galerie, dem super-modernen, direkt am Rhein gelegenen, Einkaufszentrum in Ludwigshafen.
Erfreulich zahlreiche „Neuzugänge“ beim Unterstützer- und Helferkreis
Ganz erfreulich ist, dass gleich mehrere „neue“ Familien den Helferkreis verstärken. So die Werle‘s aus Neuhofen. Rebecca (37) und Dirk (39) haben kurzerhand ihre beiden Kinder Lidia (8) und Miriam (10) mitgenommen, damit diese mal „die andere Seite des Lebens“ kennenlernen. Ihre heutige Aufgabe: Kaffee ausschenken und Kuchen servieren. „Wir wollen unseren Kindern auf diese Weise nahebringen, dass Weihnachten nicht nur mit Beschenktwerden zu tun hat, sondern dass man auch selbst Schenken, ja Geben kann. Unser Schöpfer hat es so gut gemeint mit uns, wir und unsere Kinder sind gesund, was will man mehr. Heute wollen wir uns - mit unserem Einsatz hier - für dieses große Geschenk beim Herrgott bedanken“, sagt Rebecca, die WEB-Designerin als Beruf angibt.
Pfarrer Bauer geht von Tisch zu Tisch und hört sich die Sorgen und Nöte der Gäste an
Pfarrer Bauer ist es ein Anliegen, die Zeit des Zusammenseins und der Besinnlichkeit zu nutzen, um sich mit den Gästen auszutauschen, sich deren Sorgen anzuhören, Verständnis zeigen, Trost spenden und, wenn möglich, Lösungen aufzuzeigen. So manchen Gesprächspartner unter ihnen kennt er bereits aus deren Besuchen in der Suppenküche, wo täglich eine warme Mahlzeit an Bedürftige ausgegeben wird. Im Verlaufe des Abends kommen auch so manche Helferinnen und Helfer mit den Gästen ins Gespräch und lernen so die Probleme von Einsamkeit und Obdachlosigkeit aus Sicht der Betroffenen kennen. Oft sind es herzzerreißende Schicksale, die sich die Obdachlosen von der Seele reden. Es ist erstaunlich, wie schnell Menschen, die mitten im Leben stehen, durch Schicksalsschläge wie der Tod eines nahestehenden, lieben Menschen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes, in die Obdachlosigkeit abgleiten lassen. Und das ganz oft ohne eigene Schuld.
Barbara Schatz kommt mit ihren vier Kindern oft zur täglichen Suppenküche
Die Männer sind in der Überzahl, aber auch dieses Jahr haben wieder einige Frauen den Weg zur Apostelkirche gefunden. So auch Barbara Schatz, gelernte Altenpflegerin, die mit zwei ihrer vier Kinder da ist. „Ich komme fast jeden Tag zur Suppenküche, natürlich wegen der warmen Mahlzeit. Oft auch mit meinen Kindern. Die Leute hier sind einfach sehr nett zu einem, sehen in einem den Mensch und hören sich auch meine Sorgen an“, sagt sie. Ihre familiäre Situation hat sie auch den Arbeitsplatz gekostet, sie sei nicht flexibel genug, bedeutete der Arbeitgeber ihr und verwies auf ihre Fehlzeiten. „Was soll ich denn tun, es ist nicht einfach mit den vier Kindern“, sagt sie und kämpft mit den Tränen.
Scheidung, Jobverlust und Alkohol oft Ursachen für Obdachlosigkeit
Thomas M. (53) aus Mannheim und Michael K. (59) aus Heidelberg kennen sich seit Jahren und haben über Mundpropaganda von der Apostelkirche gehört. Beide haben seit Jahren keinen Job mehr, einmal aus Krankheitsgründen, zum anderen war der Alkohol die „Hauptschuld“ am Verlust des Arbeitsplatzes. Thomas: „Es ging alles sehr schnell, denn man hat mir nicht beigestanden, als ich Hilfe nötig gehabt hätte. Hier sind die Menschen aufgeschlossen und bieten Hilfe an. Und Pfarrer Bauer hat für alle ein offenes Ohr“. Michael berichtete, dass er „sein Alkoholproblem viele Jahre vertuschen konnte, bis es am Arbeitsplatz letztlich doch auffiel. Was folgte, war die Kündigung. Und ohne Job ging es schnurstracks in Richtung Obdachlosigkeit. Heute lebe ich von Hartz IV und ich will mich nicht beklagen. Ganz schlimm ist für mich, dass ich seit meiner Scheidung auch meine zwei Töchter nicht mehr sehen kann, das schmerzt mich sehr“, sagt Michael mit traurigen Augen.
Nina (25) und Ismail (23) sind schon zwei Mal zu Gast bei der alljährlichen Feier für Obdachlose. Nina wurde erst mit zehn Jahren getauft, ihren Weg zum Christsein hat sie erst spät gefunden. Aber seit Jahren weiß sie, dass „dort oben jemand auf mich aufpasst“. Der Unterschied zwischen Muslimen wie Ismail und uns Christen ist eigentlich gar keiner, denn „wir beten schließlich alle zum gleichen Gott“. Nina trägt ein süßes Geheimnis mit sich: Sie ist nämlich schwanger. Die ganze Familie freut sich schon auf den neuen Erdenbürger. Ismail ist im Moment ohne Arbeit, er absolviert gerade eine Umschulung zum Maler und Lackierer. „Mir ist ein ordentlich bezahlter Job ganz wichtig, ich will auf jeden Fall für unsere kleine Familie sorgen können“, gibt sich Ismail überzeugt. Was das Essen anbetrifft, so hat er sich als Moslem natürlich die Grünkern-Frikadellen schmecken lassen.
Zahlreiche Menschen aus nicht prekären Verhältnissen mit dabei
Auch dieses Jahr sind wieder eine ganze Reihe Besucher aus nicht prekären Verhältnissen dabei, so auch Irmgard Kaufmann und Esther Baumann. „Bevor wir den Heiligabend alleine zu Hause verbringen, kommen wie lieber hierher in die Apostelkirche. Hier singt man mit Anderen gemeinsam Weihnachtlieder und hat jede Menge Unterhaltung“, so Ester Baumann. Und der Gottesdienst sei auch sehr schön gewesen, pflichtete ihr Irmgard Kaufmann bei. „Das ,Licht von Bethlehem‘ werde ich auf meine Anrichte stellen, es erinnert mich so das ganze Jahr über an das Fest der Liebe“.
Neu im Helferteam ist Anja Eisold aus Frankenthal. Sie ist Erzieherin in einem Ludwigshafener Kindergarten und greift gemeinsam mit ihrem Mann Mario Sperling kräftig „mit in die Speichen“. Sie erzählt, dass sie via Internet auf die Christfeier mit Obdachlosen aufmerksam geworden ist, genauer gesagt, über die Ehrenamtsbörse der Stadt Ludwigshafen. „Wir sind eine richtige Patchwork-Familie, wie es sie heute sehr häufig gibt. Heute Abend sind unser Kinder bei unseren jeweiligen Ex-Ehepartnern und feiern dort Heiligabend. Wir selbst wollten unseren Kindern auf diese Weise nahebringen, dass Weihnachten das Fest der Liebe und der Nächstenliebe ist. Und was wir ganz toll finden, dass das Helferteam uns so herzlich aufgenommen hat“, so Anja fast ein bisschen erleichtert.
Ortsvorsteher Antonio Priolo füllt Geschenktüten - Mechthild Merkel mit ansteckend guter Laune
Mechthild Merkel (68) aus Kleinniedesheim gehört seit sieben Jahren dem Helferkreis an. Die quirlige und zupackende Landwirtin im „Unruhestand“ wirkt mit ihrer angeborenen Fröhlichkeit richtig ansteckend auf die Gäste und ist sich sicher, dass „ich hier viel mehr gebraucht werde, als bei meinen beiden Söhnen, die längst ,aus dem Haus‘ sind. Ich spüre, dass ich den Leuten hier mit meiner Zuwendung viel geben kann. Die Dankbarkeit dieser Menschen, die es wirklich nicht leicht haben im Leben, kann ich aus deren Augen lesen. Das wiederum gibt mir Kraft und Mut, jedes Jahr wieder mitzumachen - und das mit großer Freude“, so Mechthild Merkel, fast ein wenig ergriffen.
Der gleichermaßen harmonische wie bewegende Abend endete mit der Verteilung der Geschenktüten, in denen sich allerlei Nützliches und Süßes befand. Ludwigshafens Stadtteil-Ortsvorsteher Antonio Priolo ließ es sich nicht nehmen, die fröhlich-bunten Mehrwegtaschen mit italienischen Mini-Panettone zu befüllen, inklusive Schokolade und Gebäck sowie einem sehr praktischen Thermogefäß.
Text: Franz Motzko
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Pfarrer Stefan Bauer
Prot. Jona-Kirchengemeinde Ludwigshafen
Apostelkirche
67063 Ludwigshafen
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Datum: 27.12.2017 - 11:23 Uhr
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