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"ttt - titel thesen temperamente" (MDR)
am Sonntag, 17. Dezember 2017, um 23:35 Uhr

ID: 1562831


(ots) - geplante Themen:

David LaChapelle - der bildgewaltige Fotokünstler David
LaChapelles Fotokunst kann man nicht übersehen. Sie sind schreiend
bunt, überdreht, oft an der Grenze zum Kitsch. Unverwechselbar. Seit
seinen Anfängen in den frühen 90er Jahren hat der amerikanische
Fotograf die Bildästhetik der internationalen Hochglanzmagazine
geprägt, mit nie dagewesenen Porträts von Popstars und
Hollywood-Größen ebenso wie mit aberwitzigen Inszenierungen von
Werbe- und Modestrecken. Doch hinter der Oberfläche von Kitsch und
Künstlichkeit verbergen sich ironische Brechungen, oft bitterböse
Anspielungen auf den amerikanischen Lebensstil. Wenn LaChapelle ein
Fotomodell unter einen gigantischen aufblasbaren "Big Mac" legt und
hilflos mit den Beinen zappeln lässt, dann ist das nicht einfach ein
Modefoto, sondern ein Kommentar zu Amerikas exzessivem Fleischkonsum.
Vor zehn Jahren kam die Wende. David LaChapelle kehrte der
kommerziellen Fotografie den Rücken. Von jetzt an, erklärte er, wolle
er nur noch Fotos für die Kunst machen. Es entstanden Bilder, die
ebenso aufwändig inszeniert sind wie seine früheren Fotos. Zum
Beispiel die "Land Scapes"-Serie, für die er glitzernde
Öl-Raffinenerien aus Recylingmaterial, Blechdosen und Plastikflaschen
bauen ließ. David LaChapelle gehört zu den wenigen Werbefotografen,
die den Sprung in die Welt der Galerien und Museen geschafft haben.
Jetzt sind die zwei Bildbände "Lost + Found" erschienen. "ttt" hat
den Fotografen in Berlin getroffen. Autorin: Hilka Sinning

Das Münchner Abkommen von 1938 als packender Politthriller Der
britische Bestseller-Autor Robert Harris, der einst als
BBC-Journalist arbeitete, widmet sich in seinem gerade erschienen
Roman "München" einem traumatischen Punkt in der europäischen
Geschichte. Akribisch hat der 60-jährige Brite recherchiert, was




damals in jenen letzten Septembertagen passierte, als Chamberlain,
Daladier und Mussolinis nach München reisten, um Hitler von einem
Überfall auf Tschechien abzuhalten und so den großen Krieg in Europa
zu verhindern. Vor dieser historischen Kulisse erzählt Robert Harris
die fiktive Geschichte von zwei Männern, einem britischen und einem
deutschen Diplomaten, die sich aus gemeinsamen Studientagen kennen
und nun in Hitlers und Chamberlains Delegationen mitreisen und den
kommenden Krieg abwenden wollen. Robert Harris gelingt mit seinem
Roman zum einen eine packende Spionagegeschichte, die clever zwischen
historischer Realität und Fiktion pendelt und die Frage stellt, ob es
Alternativen zum Gang der Dinge gab, ob Geschichte vorbestimmt ist
oder eben doch von Zufällen beeinflusst werden kann. Zum anderen
schafft Harris mit seinem Roman eine Nahaufnahme der Ereignisse und
Personen. Am Morgen der Abreise fährt Chamberlain in Hitlers Wohnung
zu einem persönlichen Gespräch - ein Treffen, das wirklich
stattgefunden hat. Eine der Szenen in diesem perfekt inszenierten
Roman. Robert Harris will mit seinem Buch auch das Bild von
Chamberlain korrigieren, das Bild des schwachen Staatsmannes, dem
Hitler auf den Leim gegangen sei und mit einer Appeasement-Politik
eine Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkrieges auf sich geladen habe.
"ttt" hat Robert Harris in München am Ort des historischen
Geschehens, in Hitlers damaligem Arbeitszimmer, getroffen und mit ihm
über sein Buch gesprochen und auch die Frage gestellt, was sein Roman
mit dem heutigen Europa und Großbritannien zu tun hat. Autor: Ulf
Kalkreuth

Wie aufwühlend müssen Nachrichtenbilder sein? Die schockierenden
Nachrichtenbilder von dem 2015 tot am Strand geborgenen Alan Kurdi
gingen um die Welt. Oder, jeder erinnert sich noch an die Unmassen
von verzweifelt rennenden Flüchtlingen an der ungarischen Grenze - an
brutale Grenzsoldaten und eine zutretende Kamerafrau, die einem
rennenden Syrer mit Kind auf dem Arm ein Bein stellt. Die Bilder sind
zu Symbolen der Flüchtlingskrise geworden - mit weitreichenden
Folgen. Angela Merkel öffnete den Flüchtenden die Grenze nach
Deutschland, während Großbritannien sich mit dem Brexit aus
europäischen Verpflichtungen verabschieden wollte. Auch der Londoner
Filmemacher Orban Wallace war 2015 mit einem Kamerateam in Ungarn
unterwegs. Auch er sah, wie ein verzweifelter Syrer sein Kind den
Soldaten entgegenhielt, die Kamerafrau zutrat. Und er sah, wie sich
zahllose Kamerateams auf die Bilder stürzten. Er sah, wie Nachrichten
gemacht wurden. "Ein Tag, an dem nichts passiert, gibt es nicht",
sagt ihm einer der Producer in die Kamera, "wenn nichts passiert, war
nur der Nachrichtenmann zu faul." So wurde Orbans eigener Film, der
eigentlich als ein Film über Flüchtende geplant war, zu einem Film
über die Macher dieser Nachrichtenbilder. "Another News Story" ist
ein Blick hinter die Kulissen der News-Maschine, die Europa
nachhaltig verändert hat. Im Moment tourt der Film durch die
europäischen Festivals. Autor: Dennis Wagner

Ist Libyen ein Marktplatz für Menschen? Das Video ist kurz - und
doch hat es zu einem Aufschrei geführt. Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron und die EU haben Gegenmaßnahmen angekündigt: Die
Sklavenauktion, die CNN mit versteckter Kamera gefilmt hat, dauert
nur wenige Minuten, dann werden jene, die in einem Haus in der Nähe
der libyschen Hauptstadt angeboten werden, für ein paar hundert
Dollar in die Sklaverei verkauft. Was auf diesen Bildern zu sehen
ist, hat man für eine Sache der Vergangenheit gehalten. Lange schien
es undenkbar, dass diese Art des Umgangs mit Menschen schlicht die
direkte Konsequenz aus der EU-Grenzpolitik ist. Der mexikanische
Fotograf Narciso Contreras hat 2015 und 2016 monatelang Libyen
bereist, um die Auswirkungen der Migrationspolitik zu dokumentieren -
und je tiefer er in das Dickicht aus Küstenwache, Milizen, Ethnien
und Stadtstaaten vordrang, desto öfter entfalteten sich Szenen fast
unvorstellbarer Grausamkeit vor ihm. "Auf die eine oder andere
Weise", sagt er, "führen in Libyen fast alle Wege der Migranten in
die Sklaverei." Autor: Alexander Bühler

Im Internet unter www.DasErste.de/ttt

Moderation: Max Moor

Redaktion: Uwe Korsowsky / Matthias Morgenthaler (MDR)



Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner(at)DasErste.de

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Datum: 14.12.2017 - 17:03 Uhr
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