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Systematische Zusammenarbeit mit Militärregime - Neuer Untersuchungsbericht belastet VW Brasilien schwer

ID: 1550879


(ots) - Die brasilianische Tochterfirma des
Volkswagen-Konzerns wird durch einen neuen Untersuchungsbericht
schwer belastet. In dem von der Bundesstaatsanwaltschaft São Paulo in
Auftrag gegebenen Gutachten wird VW Brasilien vorgeworfen, sich aktiv
an der Verfolgung von Regimegegnern beteiligt zu haben. Laut dem
bislang unveröffentlichten, 406 Seiten starken Dokument, das NDR und
Süddeutscher Zeitung vorliegt, hat die VW-Tochter in Brasilien die
eigenen Mitarbeiter und deren politische Gesinnung in der Zeit der
Militärdiktatur (1964 - 1985) ausgespäht und dies in Akten
dokumentiert. Diese Informationen landeten bei der Politischen
Polizei, die Regimegegner folterte und tötete. Das Gutachten
bestätigt damit vorherige Recherchen von NDR, SWR und Süddeutscher
Zeitung. "VW hat sich an der Ausübung der Repression beteiligt. Nicht
nur ideologisch. Das Unternehmen hat an der polizeilichen,
politischen Repression der Arbeiter mitgewirkt", so der
Hauptgutachter der Bundesstaatsanwaltschaft, Guaracy Mingardi. VW
Brasilien habe dabei aus eigenem Antrieb gehandelt, nicht etwa auf
Aufforderung des Regimes: "Die Firma hat mitgemacht, weil sie das so
wollte", so Mingardi gegenüber dem NDR.

Außerdem habe Volkswagen politische Verhaftungen auf dem
Werksgelände unterstützt, für die keine Haftbefehle vorgelegen
hätten. Wie viele Fälle von Verhaftungen es gegeben habe, sei nach
wie vor offen - für den Sommer 1972 wisse man von mindestens sechs.
Es sei unwahrscheinlich, dass VW nicht schon im Vorfeld der
Verhaftungen aktiv an den vorbereitenden Ermittlungen teilgenommen
habe, so Mingardi.

Diese Entscheidungen seien mindestens auf der Ebene der
Abteilungsleiter getroffen worden. Verhaftete Mitarbeiter seien
monatelang von der Politischen Polizei gefoltert worden. Außerdem
habe der Konzern dem Bericht zufolge auch mit anderen Institutionen




des Regimes wie dem Geheimdienst zusammengearbeitet. VW Brasilien
habe darüber hinaus eine führende Rolle in einem Firmennetzwerk
gespielt, das sich über oppositionelle Mitarbeiter austauschte und
schwarze Listen erstellte.

Nach Einschätzung des brasilianischen Bundesstaatsanwaltes Pedro
Machado, der die Ermittlungen gegen VW Brasilien leitet, zeigt der
Bericht "reichlich Belege" für eine systematische Zusammenarbeit von
VW mit der brasilianischen Militärdiktatur. Auf Grund der neuen
Qualität der Belege sei in dem zivilrechtlichen Ermittlungsverfahren
nun die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens nicht mehr
ausgeschlossen. Derzeit setzt man aber noch auf einen Vergleich: "Wir
hoffen, dass die Firma sich bewusst wird, was passiert ist, und den
Fehler anerkennt - und wir nicht in ein Gerichtsverfahren einsteigen
müssen", so der Bundesstaatsanwalt.

VW will sich bislang zu den Vorwürfen inhaltlich nicht äußern,
kündigt aber für Dezember eine Veranstaltung in Brasilien an. "Wir
werden dort auf Betroffene zugehen, es wird ein Zusammentreffen mit
einem hochrangigen Vertreter von VW geben, aber auch ein Paket von
nachhaltigen Maßnahmen umgesetzt, was der gesellschaftlichen
Verantwortung von Volkswagen in Brasilien gerecht wird", so der
VW-Chefhistoriker Dieter Landenberger.

Die Ermittlungen in Brasilien stehen nun nach NDR-Informationen
kurz vor dem Abschluss. Nach Berichten von NDR, SWR und SZ im Juli
2017 hatten die Ermittler ein internationales Ermittlungsgesuch
gestellt, mit dem der Volkswagen-Konzern in Wolfsburg zur Herausgabe
von Dokumenten aufgefordert wird. Zudem wollen die brasilianischen
Ermittler den von VW beauftragten Bielefelder Historiker Christopher
Kopper und den ehemaligen VW-Chefhistoriker Manfred Grieger befragen.

Das Magazin "Panorama 3" sendet am Dienstag, 14. November ab 21.15
Uhr im NDR Fernsehen hierzu einen Bericht von Stefanie Dodt. Außerdem
berichten NDR Info und die Süddeutsche Zeitung.



Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
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Datum: 14.11.2017 - 06:00 Uhr
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