Solarmarkt Deutschland: „Tarifpolitik setzt Branche unnötig unter Druck“
Spekulationen über die Zubauraten heizen die Diskussion um die Solarförderung erneut an. Das Umweltministerium bringt weitere Kürzungen ins Gespräch und deutsche PV-Unternehmen bangen nun um ihre Technologieführerschaft. Dabei kostete die Solarenergie 2009 jeden Bundesbürger gerade einmal 24 Cent mehr pro Monat.
(IINews) - Bonn. Bereits zum Jahresbeginn wurden die Tarife zur Förderung von PV-Anlagen in Deutschland deutlich gekürzt und an die aktuellen Marktgegebenheiten angepasst. Nun lassen Spekulationen über die Größe des deutschen PV-Marktes die politische Diskussion um die Höhe der Fördertarife wieder aufflammen. Experten gehen davon aus, dass es noch im ersten Halbjahr zu weiteren zweistelligen Kürzungen der Solarförderung kommen könnte. Das Bundesumweltministerium wird dazu in diesen Tagen Stellung nehmen.
Politiker der Opposition warnen allerdings bereits, dass die deutsche Solarindustrie – die sich im vergangenen Jahr als krisenfester Jobmotor erwiesen hat – erheblichen Schaden nehmen könnte. Wie schnell eine gesamte Wachstumsbranche ausgebremst werden kann, zeigen etwa die Beispiele aus Spanien und Japan, wo Eingriffe in die Förderpolitik zum Zusammenbruch des heimischen PV-Absatzmarktes und damit der Photovoltaikindustrie geführt haben.
2009 lag die Mehrbelastung durch Solarstrom bei 24 Cent pro Monat
Auslöser der neuerlichen Diskussion um die Höhe der Zuzahlungen für Solarstrom in Deutschland ist dabei nicht etwa der ausbleibende Erfolg oder gar mangelnde Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung, sondern vielmehr die enorme industriepolitische Zugkraft der bisherigen Förderung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Vor allem die Kritiker der im EEG festgeschriebenen Fördersätze fürchten, dass der verstärke Zubau von Solaranlagen in Deutschland unkalkulierbare Kosten nach sich ziehen könnte. Doch Marktkenner geben Entwarnung.
„Geht man von einer durchschnittlichen monatlichen Stromrechnung von 67,70 Euro für einen 3-Personen-Haushalt aus, fallen dabei nur 1,015 Euro Mehrkosten für die PV-Förderung an. Rechnet man hier den Stromgegenwert und die CO2-Einsparung mit ein reduziert sich diese Mehrbelastung für 3 Personen auf maximal 70 Cent im Monat“, rechnet Markus A.W. Hoehner, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts EuPD Research, vor. 2009 lag die tatsächliche Mehrbelastung durch die PV-Förderung pro Bundesbürger und Monat also bei gerade einmal 24 Cent.
Bundesnetzagentur meldet bislang 1,8 GW Solarstrom
Noch kann über die tatsächliche Marktgröße allerdings nur spekuliert werden. Sicher ist aber, während andere Industriezweige im Krisenjahr 2009 rückläufig waren, konnte das deutsche Solarhandwerk erheblich zulegen und der Solarstrom hält inzwischen einen immer größeren Anteil am deutschen Energiemix. Wie groß der heimische Zubau 2009 tatsächlich war, darüber gehen die Meinungen derzeit auseinander. Die mit der Datenerfassung beauftragte Bundesnetzagentur bestätigt bislang lediglich einen Zubau für die ersten drei Quartale des Jahres 2009 in Höhe von 1,8 GW. Dabei bezieht sich die Agentur auf die Angaben der Netzbetreiber.
„Diese Zahl erfasst zwar noch nicht das gewöhnlich umsatzstarke, vierte Quartal des Jahres, gibt aber einen Einblick, wie stark sich die Branche in Deutschland etabliert hat“, kommentiert Markus A.W. Hoehner von EuPD Research. Basis dieses Erfolgs ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). „Kein anderer Gesetzestext ist so erfolgreich und vor allem so häufig in die nationale Rechtsprechung anderer Staaten übernommen worden, wie das EEG. Bis heute berufen sich weltweit 47 Staaten auf das deutsche Fördermodell“, erklärt Markus A.W. Hoehner. Ein Grund für den Erfolg sehen Experten darin, dass die Mehrkosten für die Privathaushalte und Stromkunden trotz attraktiver Fördersätze vergleichsweise gering sind.
„Eine pauschale Senkung ignoriert die Marktgegebenheiten“
Vor diesem Hintergrund gibt auch Hoehner zu bedenken, dass weitere Einschnitte bei der Solarförderung nicht frei von Risiken sind. „In Spanien haben wir gerade erst erlebt, was passieren kann, wenn die Regierung zu stark an den Stellschrauben dreht. Richtig ist, dass sich die Technologieförderung am jeweiligen Entwicklungsstand ausrichten muss und sehr genau geprüft werden sollte, ob zusätzliche Einsparungen möglich sind. Wer allerdings pauschal eine drastische Absenkung der Fördersätze befürwortet, ignoriert die derzeitigen Marktgegebenheiten“, meint Hoehner. Preissenkungen, zunehmender Wettbewerb und ein Jahr im Zeichen der Finanzkrise haben manchen Hersteller bereits zu drastischen Einschnitten gezwungen. Wer die Unternehmen nun durch weitere, außerplanmäßige Fördersenkungen unter Druck setzt, gefährde in erster Linie deutsche Arbeitsplätze, warnt der Geschäftsführer.
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Datum: 18.01.2010 - 12:24 Uhr
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