Wenn Retter in Not geraten:Übergriffe belasten Einsatzkräfte / Neue DGUV Information zeigt, wie Rettungsdienst und Feuerwehr mit verbalen oder tätlichen Angriffen auf das Personal umgehen können
(ots) - Sie sind zur Stelle, um Menschen in Not zu helfen.
Doch die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr werden immer
häufiger selbst zu Opfern: Über 1.000 Übergriffe während eines
Rettungs- oder Löscheinsatzes zählte die Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung (DGUV), Spitzenverband der Berufsgenossenschaften
und Unfallkassen, in den vergangenen fünf Jahren. "Diese Zahl
spiegelt jedoch nur die meldepflichtigen Zwischenfälle, mit einer
Arbeitsunfähigkeit ab vier Tagen", sagt Dr. Walter Eichendorf,
stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DGUV. "Dies lässt
vermuten, dass es insgesamt eine weitaus höhere Zahl an Übergriffen
auf Einsatzkräfte gibt." Die Vorfälle reichen von vehementem
Ignorieren oder Abwehren notwendiger Maßnahmen über Beschimpfungen
und Bedrohungen bis hin zu Schlägen seitens der Hilfsbedürftigen oder
Umstehenden. "Wir beobachten, dass unseren Einsatzkräften in letzter
Zeit immer weniger Respekt entgegengebracht wird", berichtet auch
Lars Oschmann, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV).
Handlungsstrategien für Übergriffe auf einen Blick
Wie Verantwortliche von Rettungsdienst und Feuerwehr ihr Personal
vor verbaler und tätlicher Gewalt schützen können, zeigt eine neue
Publikation mit dem Titel "Prävention von und Umgang mit Übergriffen
auf Einsatzkräfte der Rettungsdienste und der Feuerwehr (DGUV
Information 205-027)". Darin finden Leitungs- und Führungskräfte
wichtige Tipps zur Planung, Organisation und Nachbereitung von
Rettungs- oder Löscheinsätzen, so dass Konfliktsituationen erst gar
nicht entstehen, nicht eskalieren oder die Folgen gering bleiben.
Erarbeitet wurde die Publikation vom DGUV Fachbereich "Feuerwehren,
Hilfeleistungen und Brandschutz", gemeinsam mit dem Deutschen
Feuerwehrverband sowie mit weiteren Hilfeleistungsorganisationen, die
Rettungsdienste betreiben.
Auch verbale Attacken sind Übergriffe und meldepflichtig
"Mit der Information geben wir Verantwortlichen nicht nur wichtige
Hinweise und Empfehlungen zum Umgang mit Übergriffen zur Hand", sagt
Tim Pelzl, Leiter des Fachbereichs "Feuerwehren, Hilfeleistungen und
Brandschutz" der DGUV. "Wir wollen das Berufsfeld auch besser für
diese Thematik sensibilisieren und Betroffenen die Hemmschwelle
nehmen, besondere Vorfälle auch zu melden." Nur wenige Einsatzkräfte
wissen, dass schon verbale Übergriffe zu psychischen Belastungen
führen können und gemeldet werden sollten. Andere wiederum scheuen
den Arbeitsaufwand einer Meldung an die Unfallversicherung oder
Staatsanwaltschaft. Aus diesem Grund liegt die tatsächliche Zahl der
Angriffe auf Rettungsdienste und Feuerwehren auch höher, als die
Statistiken vermuten lassen. Ein mehrseitiges Musterformular im
Anhang der DGUV Information erleichtert die Erfassung von
Übergriffen.
Praktische Tipps zur Prävention und Deeskalation
Die DGUV Information zeigt außerdem auf, warum in
Rettungssituationen Konflikte entstehen und wie Gefahrensituationen
bewertet und reduziert werden können. Verantwortliche erhalten
praktische Tipps zur professionellen Vorbereitung, Durchführung und
Nachbereitung von Rettungseinsätzen: So sollten Einsatzkräfte nicht
nur die Hilfsbedürftigen, sondern auch deren Umfeld gut im Auge
behalten, um Aggressionspotenzial rechtzeitig zu erkennen. Zudem
sollten die Retter das eigene Handeln immer wieder verständlich
erklären, um Missverständnisse zu vermeiden und bei Gefahr
Unterstützung holen. "Es ist wichtig, dass Verantwortliche und
Einsatzkräfte sich des Problems bewusst sind und sich schon im
Vorfeld bestimmte Maßnahmen zurecht legen", betont DFV-Vizepräsident
Lars Oschmann. "So sind sie im Fall der Fälle nicht überrascht,
sondern vielmehr in der Lage, schnell und richtig zu handeln."
Angriffe ernst nehmen
Einsatzkräfte, die Opfer von verbalen oder körperlichen Angriffen
werden, können unter akuten Belastungsreaktionen bis hin zu
Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Dies führt nicht nur zu
mangelnder Motivation oder zu Fehlern im Arbeitsablauf, sondern im
schlimmsten Fall auch zur Berufsunfähigkeit, zur Kündigung oder zum
Austritt aus dem ehrenamtlichen Dienst. "Für die Einsatzkräfte ist es
wichtig zu wissen, dass ihre Vorgesetzten Konfliktsituationen jeder
Art ernst nehmen und Maßnahmen zum Schutz ihres Personals ergreifen",
sagt Tim Pelzl. Die DGUV Information gibt den Leitungs- und
Führungskräften wertvolle Tipps, wie sie dieser Verantwortung gerecht
werden können.
Interessierte können die Broschüre "Prävention von und Umgang mit
Übergriffen auf Einsatzkräfte der Rettungsdienste und der Feuerwehr
(DGUV Information 205-027)" in der DGUV Publikationsdatenbank
kostenfrei herunterladen oder dort als gedrucktes Exemplar bestellen.
Mitgliedsunternehmen können die Informationsschrift kostenfrei über
ihre Unfallkasse beziehen.
Download der Broschüre unter:
http://publikationen.dguv.de/dguv/udt_dguv_main.aspx?FDOCUID=26788
Bildmaterial finden Sie im Presse- und Mediencenter der DGUV
(Pressemitteilungen) unter www.dguv.de
Pressekontakt:
Stefan Boltz
Pressesprecher
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen
030-288763768
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Datum: 27.09.2017 - 10:00 Uhr
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