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stern und Correctiv: Deutsche Uni an Planung für Panzerfabrik in Türkei beteiligt

ID: 1524635


(ots) - Die renommierte Rheinisch-Westfälische Technische
Hochschule (RWTH) in Aachen hat eine Machbarkeitsstudie für die
umstrittene Panzerfabrik in der Türkei erstellt, die dort auch dank
deutscher Beteiligung entstehen soll. Nach Recherchen des stern, des
Recherchezentrums Correctiv und der türkischen Exilredaktion Özgürüz
sieht die Studie für den Standort in Karasu östlich von Istanbul auf
einer Fläche von 222 Hektar sowohl den Bau von Bussen und Motoren,
wie auch von Kampfpanzern vor. Der vorgesehene Bauherr des Werkes ist
die türkische Firma BMC, die mit dem deutschen Rüstungskonzern
Rheinmetall seit 2016 über ein Joint Venture zum Bau gepanzerter
Fahrzeuge verbunden ist.

Wie ein Sprecher der RWTH auf Anfrage bestätigte, arbeitete ihr
Werkzeugmaschinenlabor von Mai bis September 2016 an einer
Machbarkeitsstudie für das Werk in der Türkei. Der Auftrag sei von
einer deutschen Vermittlungsfirma gekommen, nicht von Rheinmetall. Es
sei zunächst auftragsgemäß auch nur um "Spezialfahrzeuge" gegangen.
Erst später hätten sich Vertreter der türkischen Firma BMC gemeldet.
Nachdem nun auch vom Bau von Panzern die Rede gewesen sei, habe man
den Auftrag "frühzeitig mit einer eingeschränkten Präsentation der
Ergebnisse beendet", sagte der Sprecher. Es sei "ein Fehler" gewesen,
dass man die Studie erstellt habe, räumte er ein. Laut der
RWTH-Studie ist für Karasu eine Werkshalle zum Bau von Kampfpanzern
vorgesehen, daneben Hallen für zwei weitere Typen gepanzerter
Fahrzeuge. 1150 Stück der Produkte aus dem Geschäftsfeld "Defense"
sollen - so die Studie - künftig jedes Jahr das Werksgelände
verlassen.

Rheinmetall erklärte auf Anfrage des stern, Rheinmetall habe für
Karasu "keine Werksplanungen entwickelt oder entwickeln lassen". Nach
internen Firmenunterlagen, die dem stern vorliegen, wollte




Rheinmetall den türkischen Partnern für die Fabrik jedoch zeitweise
sogar eine "schlüsselfertige" Lösung anbieten und dafür auch eine
Partnerschaft mit den zwei deutschen Planungsfirmen Obermeyer und
Edag bilden. Diese Partnerschaft kam nach Recherchen des stern jedoch
nicht zustande. Bei dem Ingenieurdienstleister Edag hat man bereits
2016 beschlossen, sich von militärischen Projekten in der Türkei
fernzuhalten.

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir übte jetzt harte Kritik an dem
Vorhaben: "Der Umgang mit Rheinmetalls Türkei-Plänen ist ein
Paradebeispiel für die Doppelzüngigkeit der Bundesregierung", sagte
Özdemir dem stern. Während Außenminister Sigmar Gabriel "lautstark
ein Ende der Rüstungsexporte in die Türkei" fordere, schauten er und
seine Koalition bei dem Rheinmetall-Vorhaben "stillschweigend zu".
Die Große Koalition habe hier "versagt", fügte Özdemir hinzu: "Würde
es die Bundesregierung mit ihrer Kurskorrektur in der Türkeipolitik
ernst meinen, würde sie dafür sorgen, dass diese Panzerfabrik nicht
gebaut werden kann."

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern und
Correctiv zur Veröffentlichung frei.



Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon 040 - 3703 2468, gruengreiff.sabine(at)guj.de

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Datum: 30.08.2017 - 09:00 Uhr
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