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Weser-Kurier: Kommentar von Olaf Dorowüber Fußball und Gewalt

ID: 1520711


(ots) - Was tun? Eine Mehrheit ist gegen Krawalle, Chaos,
Pyrotechnik in den Fußballstadien. Eine Minderheit sorgt aber
beharrlich für chaotische Szenen, weswegen die Mehrheit ein Problem
hat: Die Exzesse auf den Tribünen gehören mittlerweile fast schon so
sehr zum Fußball wie Schüsse ins Tor. Jederzeit und überall kann es
passieren. Wie jetzt in Rostock, wo das Spiel im DFB-Pokal zwischen
Hansa und Hertha kurz vorm Abbruch stand.

Was tun? Noch mehr Polizei? In Rostock waren 1700 Beamte vor Ort.
Großflächige Aussperrungen? Könnte das Problem aus den Stadien vor
die Stadien verlagern, warnen Sicherheitsexperten. Gezielte
Stadionverbote? Würden oft durch Anwälte aufgehoben, sagt ein
Vereinsboss wie Heribert Bruchhagen vom HSV. Mehr Dialog mit den
Ultras? Wollen viele von denen nicht, dazu würden sie zu sehr um sich
selbst kreisen, sagen Fan-Forscher. Und der Fußball, mal so als
Ganzes gesehen, sagt: Der Fußball allein kann das Problem nicht
lösen. Er sei quasi Opfer. Von Radikalen als Plattform missbraucht.
Die Gewalt komme aus der Gesellschaft in den Fußball hinein statt
umgekehrt.

Natürlich ist der Fußball, sind Fußballfunktionäre nicht schuld
daran, wenn in den Stadien gezündelt wird. Im juristischen Sinne
schon mal gar nicht. Der Fußball sollte sich aber schon fragen, wie
sehr die Spirale der Kommerzialisierung, die Spirale der Entfremdung,
die er Jahr für Jahr vorantreibt, mit der Spirale der Gewalt
zusammenhängt. Wenn Teile der Fans gar keine Fans mehr sind und sich
zunehmend mit sich selbst beschäftigen statt mit dem Fußball, dann
liegt das zunächst an ihnen. Aber wohl nicht nur. Der Fußball, er
könnte schon etwas tun: demütiger werden. Nicht nur vorleben: mehr,
mehr, mehr! Das würde die Chaoten auf den Rängen nicht umgehend in
Unschuldslämmer verwandeln, schon gar nicht in den unteren Ligen.




Aber es könnte helfen, eine Entwicklung einzudämmen, die niemand
will. Der Fußball ja auch nicht.



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Datum: 15.08.2017 - 23:12 Uhr
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