Schluss mit Tricksereien / ADAC sieht Hersteller und Politik in der Verantwortung / Neben Software-Updates müssen auch Hardware-Nachrüstungen kommen
(ots) - Der ADAC bewertet die wesentlichen Eckpunkte und
Vereinbarungen des heutigen "Diesel-Forums" als ersten Schritt in die
richtige Richtung. Insbesondere die klare Vereinbarung, dass
Verfehlungen der Hersteller nicht auf Kosten von Millionen
Diesel-Besitzern in Deutschland gehen sollen, ist ein gutes Signal
zur Wiederherstellung des Kundenvertrauens in das Gütesiegel "Made in
Germany". Verbindliche Garantien der Hersteller, die von den Kunden
auch gerichtlich einklagbar sind, müssen nach Ansicht von Europas
größtem Mobilitätsclub nun zwingend folgen. Gleichzeitig mahnt der
ADAC eine rasche Umsetzung der getroffenen Vereinbarungen an und
fordert Automobilunternehmen, Zulieferer und Politik auf, alle
Möglichkeiten für eine Verbesserung der Luftqualität zügig,
konsequent und nachhaltig auszuschöpfen. Diese können auch dazu
beitragen, Fahrverbote für aktuell besonders schadstoffbelastete
Innenstädte zu vermeiden.
Ulrich Klaus Becker, ADAC Vizepräsident für Verkehr: "Die
Gesundheit der Menschen steht immer an erster Stelle - und alle
Beteiligten haben dafür jetzt eine Verantwortung und ihren Beitrag zu
leisten. Zuvorderst sind die Hersteller aufgerufen, die Tricksereien
unverzüglich zu beenden und die längst vorhandenen ''sauberen''
Abgastechnologien in Dieselfahrzeuge einzubauen. Dass der Diesel eine
saubere Antriebstechnologie sein kann, wissen wir seit langem. Die
Automobilindustrie muss endlich liefern und die notwendigen Mittel
hierfür in die Hand nehmen. Gefragt ist auch die Politik, die sich
schnell um ein umfassendes, sinnvoll vernetztes Maßnahmenpaket für
eine dauerhafte Verbesserung der Luft- und Lebensqualität in Städten
kümmern sollte. Dieses Paket muss den individuellen Verkehr ebenso
beinhalten wie öffentliche Verkehrsträger und eine Brücke schlagen
hin zu einer komplett emissionsfreien Mobilität der Zukunft."
Wo es technisch machbar und finanziell angemessen ist, sollten die
Hersteller nach Ansicht des ADAC weiterhin auf eine
Hardware-Nachrüstung von modernen Dieselfahrzeugen der Euro-Klassen 5
und 6 verpflichtet werden, mit der sich Emissionen nachweislich um
bis zu 90 Prozent reduzieren lassen. Hier ist die Politik beim
"Diesel-Gipfel" vor den wirtschaftlichen Interessen der Industrie
eingeknickt, indem sie akzeptiert, dass betroffene Fahrzeuge "nur"
mit einem kostengünstigen Software-Update versehen werden müssen. Mit
diesen Updates lassen sich Stickoxid-Emissionen im Fahrbetrieb zwar
um etwa 25 Prozent senken, allerdings sind sie längst nicht so
effektiv wie "echte" Nachrüstungen. In jedem Falle erwartet der ADAC
von den Herstellern klare Zusagen, dass die zugesicherten
Fahrzeugwerte im realen Betrieb tatsächlich eingehalten werden. Da zu
Software-Updates keine Langzeittests vorliegen, sollten alle
betroffene Autobesitzer eine rechtsverbindliche Garantie von 24
Monaten bekommen, um gegebenenfalls einen gerichtlich durchsetzbaren
Anspruch gegen die Hersteller zu haben.
Im angekündigten Fonds "Nachhaltige Mobilität für die Stadt"
erkennt der ADAC den grundsätzlichen Willen zu einer Minderung der
Emissionen in hoch belasteten Städten. Die darin beschriebenen
Maßnahmen wie die Förderung von Elektroantrieben in Bus- und
Taxiflotten oder der Ausbau der öffentlichen und privaten
Ladeinfrastruktur sind als Absichtserklärung positiv, allerdings
fehlt aus Sicht des ADAC ein klarer Zeitplan. "Aus theoretischen
Überlegungen müssen schnell praktische Lösungen werden. Ein
gemeinsamer Maßnahmenplan macht dann Sinn, wenn er von allen
Beteiligten zügig umgesetzt wird", so Becker.
Auch bei der Zulassung besteht politischer Handlungsbedarf: So
sollten verschärfte Regeln für die Typgenehmigung, eine effektive
Überwachung von Fahrzeugen sowie harte Sanktionen für Fälle, in denen
Grenzwerte nicht eingehalten werden, erlassen werden. Dies ist die
Voraussetzung, um Diesel-Antriebe in den kommenden Jahren als
notwendige Brückentechnologie nutzen zu können. "Auf dem Weg zu einer
emissionsfreien, vernetzten Mobilität gibt es kein Entweder-Oder. Wir
brauchen den Diesel noch eine Weile. Hier sind die Hersteller jetzt
in der Pflicht", so Becker. Daneben können auch grüne Wellen und
intelligente Verkehrssteuerungen die Stickoxid-Belastung erheblich
reduzieren. Becker: "Das Potenzial, das die Verflüssigung des
Verkehrs bietet, wird immer noch verkannt. Neben den technischen
Optimierungen an den Autos lässt sich damit am meisten erreichen."
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Datum: 02.08.2017 - 16:33 Uhr
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