Euler Hermes rät im aktuellen Konjunkturumfeld 2017 "Pokern nur für Fortgeschrittene"
(ots) - Extremrisiken steigen laut dem Konjunkturbericht
von Euler Hermes "High Stake Games" durch weltweit neue Rekorde an
Liquiditätsbeständen, lange Forderungslaufzeiten und zunehmende
Großinsolvenzen
Laut Euler Hermes, dem weltweit größten Warenkreditversicherer,
steht die globale Wirtschaftsdynamik vor großen Herausforderungen.
Das belegt der aktuelle Konjunkturbericht "High Stakes Game", in dem
die Analysten von neuen Rekordständen der Bargeldbestände in
Unternehmen außerhalb des Finanzsektors ausgehen. Zudem leiden
Unternehmen weiterhin unter hohen Zahlungsverzügen, während
Insolvenzen bei Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50
Millionen Euro weiter stark ansteigen.
"Im Umfeld einer weltweit stabilen Lage und einer endlich
anlaufenden konjunkturellen Erholung lauert damit ein hohes Maß an
Divergenz und Risiko", sagte Ludovic Subran, Chefökonom bei Euler
Hermes. "Die Situation spitzt sich durch die Konzentration von
Bargeldbeständen auf Rekordniveaus in einigen Regionen und Industrien
zu, während das Ausmaß und die Häufigkeit von großen
Unternehmensinsolvenzen weiter zunimmt." Als Beispiele nennt er die
Großinsolvenzen im Einzelhandel und dem Dienstleistungssektor,
insbesondere in den USA, aber auch steigende Unternehmenskonkurse in
China und Brasilien sowie längere Zahlungsverzüge in China und der
Luftfahrtindustrie. "Die Extremrisiken nehmen zu. Das müssen wir in
den kommenden Monaten aufmerksam beobachten", so Subran.
74 Konzern-Insolvenzen weltweit im ersten Quartal 2017
Insgesamt gehen die Analysten von Euler Hermes in diesem Jahr von
einem Rückgang der weltweiten Insolvenzen um 1% aus, bevor sie 2018
wieder um 1% ansteigen dürften. Allerdings werden die
durchschnittlichen Konkurse laut der Studie in 20 Ländern über den
Durchschnitt vor der Finanzkrise 2008 steigen. Nach einem deutlichen
Rückgang der Insolvenzen in den vergangenen drei Jahren ist das
globale Bild von uneinheitlichen regionalen Entwicklungen geprägt.
Auch gab es einen starken Anstieg der Insolvenzen von Großunternehmen
im ersten Quartal 2017.
So mussten im ersten Quartal dieses Jahres weltweit 74 Unternehmen
mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro Insolvenz anmelden.
Das sind 30 mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Der
kumulierte Umsatz der insolventen Konzerne belief sich auf insgesamt
19,1 Milliarden Euro und entspricht einem Anstieg um 34% gegenüber
dem ersten Quartal 2016. Allein die größten 20 Insolvenzen stehen
dabei für einen kumulierten Umsatz von rund 13,4 Milliarden Euro und
damit für etwa 70% der gesamten Insolvenzsumme weltweit in diesem
Zeitraum. Während acht dieser Großinsolvenzen in den USA registriert
wurden, hatte Europa den höchsten Anstieg zu verschmerzen: bei
durchschnittlich mehr als einem von drei der großen Insolvenzen war
ein europäischer Konzern betroffen.
Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes Deutschland, warnt vor den
konkreten Konsequenzen: "Die Insolvenz eines großen Unternehmens kann
immer auch einen Domino-Effekt auslösen. Wenn Dienstleister in einer
Wertschöpfungskette davon überrascht werden, können sie selbst in
Schwierigkeiten geraten. Damit können große Konkurse beispielsweise
von amerikanischen oder britischen Einzelhandelsunternehmen über
Zulieferer auch die Elektronik- oder die Textilbranche anstecken.
Kein Sektor kann von dieser Entwicklung ausgeschlossen werden.
Deswegen sollte dieser Wake-Up-Call bestenfalls bei jedem CFO eines
Unternehmens ankommen."
Unter dem Druck der digitalen Veränderungen verzeichneten der
Dienstleistungs- und Einzelhandelssektor mit jeweils 17 bzw.14 die
meisten großen Unternehmenskonkurse im ersten Quartal 2017 und
setzten damit den Trend der letzten vier Quartale fort. Der
kumulierte Umsatz der insolventen Firmen in diesen Sektoren belief
sich in den ersten drei Monaten 2017 auf jeweils 6,2 Mrd. EUR bzw.
5,2 Mrd. EUR. Mit keiner Insolvenz in diesem Zeitraum und nur einer
in den vergangenen vier Quartalen erscheinen vor allem die
Pharma-Konzerne und die Unternehmen aus dem Computer- und
Telekombereich besonders solide aufgestellt.
Technologie-Unternehmen mit höchster Liquidität
Im letzten Jahr haben Liquiditätspositionen in
Unternehmensbilanzen, die nicht zum Finanzsektor gehören, eine
Rekordsumme in Höhe von 7 Billionen USD erreicht. Seit der
Finanzkrise 2008 hat sich das Bargeldvolumen damit von 3,5 Billionen
USD verdoppelt. Der Anstieg entspricht einem Plus von fast 3% im
Vergleich zu 2015 und von 34% im Vergleich zu 2010. In der Summe
entspricht es mittlerweile fast 10% des weltweiten
Bruttoinlandsproduktes (BIP).
Regional verteilt sich die hohe Liquidität vor dem Hintergrund von
Steueroptimierungen zu 30% auf amerikanische Unternehmen, während
chinesische Unternehmen ihr Bargeldvolumen seit 2010 verdoppelt
haben. Der bemerkenswerteste Anstieg ist in den asiatisch-pazifischen
Ländern zu verzeichnen, in denen der Anteil an den globalen
Barreserven von knapp 36% in 2007 bis auf fast 44% in 2016
angestiegen ist. In Westeuropa liegt der Anteil deutlich darunter und
verteilt sich uneinheitlich auf die verschiedenen Länder. Der
Technologiesektor hält nach der Studie von Euler Hermes das höchste
Bargeldvolumen und überholt damit die Öl- und Gas- sowie die
Automobilbranche. Das trifft vor allem auf die USA zu, wo
Technologie-Unternehmen 71% des weltweiten Sektor-Barbestands halten.
Damit entfallen 916 Milliarden Euro von insgesamt 2,1 Billionen USD,
die US-Unternehmen in ihren Bilanzen ausweisen, auf
Technologie-Unternehmen. Im Vergleich dazu sind die
Liquiditätspositionen im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Bereich
der Haushaltsgeräte stark rückläufig. Diese Entwicklung werden die
Experten von Euler Hermes weiterhin aufmerksam beobachten.
Obwohl das globale Wirtschaftswachstum die Cash-Generierung
stützt, setzen Unternehmen ihren Spartrend angesichts der anhaltenden
Unsicherheiten und Risiken fort. Mit global zunehmenden Investitionen
und M&A-Aktivitäten könnte sich die Akkumulation von Barbeständen
verlangsamen. Auch andere Entwicklungen können sich auf den Trend
auswirken. Der Steuerrückführungsplan der US-Regierung könnte sich
beispielsweise als bedeutend erweisen, wenn er Unternehmen anspornt,
höhere Geldbeträge in die USA zurück zu bringen. Einer
Produktionsverlagerung in die Vereinigten Staaten könnten
Investitionen in Arbeitsplätze sowie in Forschung und Entwicklung
folgen, während Renditeabhängige Unternehmen weiter Cash-Polster
festhalten.
Chinesische Unternehmen mit Forderungslaufzeiten auf Rekordniveau
Im Umfeld zunehmender Großinsolvenzen und hohen
Liquiditätsbeständen bleibt das Zahlungsverhalten der Unternehmen
angespannt. 2016 mussten Unternehmen weltweit im Durchschnitt 64 Tage
auf Forderungen warten. Die Analysten von Euler Hermes gehen davon
aus, dass sich die globale Forderungslaufzeit (Days Sales
Outstanding, DSO) auch in diesem Jahr beim Durchschnittswert von 64
Tagen einpendeln wird. Allerdings mussten 9% der Unternehmen im
letzten Jahr im globalen Durchschnitt mehr als 120 Tage auf ihre
Bezahlung warten.
Unternehmen in Neuseeland, Österreich, den Niederlanden, Dänemark,
den USA, in der Schweiz und in Australien gehören mit
Forderungslaufzeiten bis durchschnittlichen 50 Tagen
Forderungslaufzeit zu denen, die am schnellsten bezahlt werden. Am
längsten warten Firmen in der Türkei (durchschnittlich 80 Tage), in
Italien (durchschnittlich 85 Tage), Griechenland (durchschnittlich 88
Tage) und China (durchschnittlich 89 Tage) auf den Geldeingang. Das
neue Schlusslicht China hat damit den höchsten Stand seit neun Jahren
erreicht.
Auch in Westeuropa warteten Unternehmen 2016 mit durchschnittlich
61 Tagen zumindest einen Tag länger auf ihre Forderungen. In den
Mittelmeerländern hat sich die Zahlungsmoral jedoch insgesamt
verbessert. Die Kluft zwischen den Forderungslaufzeiten in den
verschiedenen europäischen Ländern scheint insgesamt kleiner zu
werden.
Auf Sektorenebene liegen die Forderungslaufzeiten der
"Upstream"-Industriebereiche wie der Chemieindustrie, Bauunternehmen,
der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie im Maschinenbau
über dem weltweiten Durchschnitt von 64 Tagen. Im Vergleich
verzeichnete die Metallbranche nur durchschnittliche 56 Tage bis zum
Zahlungseingang. Einzelhandelsunternehmen mit direkten
Verkaufsstellen wie beispielsweise im Lebensmittel-, Haushaltsgüter-
oder Transportsegment liegen für gewöhnlich auch unter dem weltweiten
Durchschnitt.
Über Euler Hermes
Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im
Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist in den
Bereichen Kaution, Garantien und Inkasso. Das Unternehmen verfügt
über 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende
Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und
Forderungsmanagement zu unterstützen. Über das unternehmenseigene
Monitoring System verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die
Insolvenzentwicklung kleiner, mittlerer und multinationaler
Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die
92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. Das
Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in mehr als 50 Ländern
vertreten und beschäftigt mehr als 5.800 Mitarbeiter. Euler Hermes
ist eine Tochtergesellschaft der Allianz und ist an der Euronext
Paris notiert (ELE.PA). Das Unternehmen wird von Standard & Poor''s
und Dagong Europe mit einem Rating von AA- bewertet. 2016 wies das
Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von EUR 2,6 Milliarden aus
und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von mehr als
EUR 880 Milliarden: www.eulerhermes.com, LinkedIn or Twitter
(at)eulerhermes.
Die Einschätzungen stehen wie immer unter den nachfolgend
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Vorbehalt bei Zukunftsaussagen: So weit wir hierin Prognosen oder
Erwartungen äußern oder unsere Aussagen die Zukunft betreffen, können
diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und
Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und
Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen
und Annahmen abweichen. Neben weiteren hier nicht aufgeführten
Gründen ergeben sich eventuell Abweichungen aus Veränderungen der
allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbssituation, vor
allem in Allianz Kerngeschäftsfeldern und -märkten, aus Akquisitionen
sowie der anschliessenden Integration von Unternehmen und aus
Restrukturierungsmassnahmen. Abweichungen resultieren ferner aus dem
Ausmaß oder der Häufigkeit von Versicherungsfällen, Stornoraten,
Sterblichkeits- und Krankheitsraten beziehungsweise -tendenzen, und
insbesondere im Bankbereich aus dem Ausfall von Kreditnehmern. Auch
die Entwicklungen der Finanzmärkte und der Wechselkurse, sowie
nationale und internationale Gesetzesänderungen, insbesondere
hinsichtlich steuerlicher Regelungen, können einen Einfluss ausüben.
Terroranschläge und deren Folgen können die Wahrscheinlichkeit und
das Ausmaß von Abweichungen erhöhen. Die Gesellschaft übernimmt keine
Verpflichtung, die hierin enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.
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stefanie.waldeck(at)eulerhermes.com
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Datum: 12.07.2017 - 09:15 Uhr
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