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Handbiker Vico Merklein: Ein großer Kämpfer, der längst noch nicht satt ist (FOTO)

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(ots) -
Handbiker Vico Merklein nimmt nach dem emotionalen Gold-Triumph
von Rio und schmerzhaften Schulterproblemen die Paralympics in Tokio
2020 ins Visier

Die Saison im Para Radsport steht vor der Tür - und damit ein Jahr
mit Weltcups, den deutschen Meisterschaften und schließlich den
Weltmeisterschaften in Südafrika Ende August als Höhepunkt. Die
deutschen Athletinnen und Athleten wollen an ihre tollen Erfolge von
2016 anknüpfen. Bei den Paralympics in Rio de Janeiro jubelte das
deutsche Team über acht Goldmedaillen - eine davon holte Vico
Merklein. Es war sein erstes Gold bei einem ganz großen Wettkampf.
Nach zehn Jahren Leistungssport mit 200.000 Trainingskilometern. Ein
Kampfschwein, einer, der sich quält, der für seinen Sport brennt -
und nach seinem ersehnten Titel längst noch nicht satt ist.

Wenn Vico Merklein an den 15. September des vergangenen Jahres
denkt, läuft es ihm noch immer eiskalt den Rücken hinunter. Ganz oben
auf dem Treppchen war er schon häufig - allerdings noch nie bei
Weltmeisterschaften oder den Paralympischen Spielen. Doch in Rio
erfüllte sich der 39-jährige Handbiker aus dem hessischen Babenhausen
seinen großen Traum. Auf der Strecke alles gegeben, den Sprint für
sich entschieden, als Erster über die Ziellinie gefahren. Der Rest
war pure Emotion. "Ich habe zehn Jahre dafür geackert, bin so oft auf
die Nase gefallen, aber immer wieder aufgestanden und noch stärker
zurückgekommen", sagt Merklein. Der Moment in Rio: unbeschreiblich.
"Mir ist so viel durch den Kopf gegangen. Ich habe an all die
Menschen gedacht, die mich auf dem Weg großartig unterstützt haben,
die Gespräche mit meiner Familie, auch an die Rückschläge, die
unzähligen Trainingsstunden, die große Disziplin - ich habe diesem
Ziel alles untergeordnet. Denn ich wollte mir selbst nicht im Ziel




vorwerfen, dass ich nicht alles dafür getan und nicht alles aus mir
herausgeholt habe", erklärt er. Doch der Plan ging auf. Auf der
Strecke in Rio konnte Vico Merklein seine Stärken ausspielen. "Der
Kurs war wie für mich gemacht. Doch das Straßenrennen ist immer auch
taktisch, man muss schlau fahren und kann nicht nur vorne die Wildsau
rauslassen", sagt der Mann mit den kräftigen Oberarmen. Schnörkellos.
Geradeaus. So wie er über den Asphalt rast.

Sieben Monate fern von der Heimat: "Du kannst nicht gewinnen, wenn
du nicht alles gibst!"

Das Rio-Gold war ein Produkt harter Arbeit. Allein im Jahr 2016
war der 39-Jährige sieben Monate fern von der hessischen Heimat.
Teneriffa, Lanzarote, Mallorca, Kienbaum, Arizona - was nach tollen
Urlaubszielen klingt, war für Merklein Quälerei. Um gerade in den
Wintermonaten die Grundlagen zu legen, braucht er diese
Trainingslager - und für die Psyche. "Natürlich trainiere ich auch zu
Hause auf der Rolle. Aber wenn du das jeden Tag machst, brauchst du
irgendwann eine Zwangsjacke. Ich habe mich schließlich nicht fürs
Radfahren entschieden, um wie ein Hamster im Käfig zu ackern." Der
Leistungssport ist längst nicht immer Vergnügen. "Doch es ist ja mein
freier Wille. Mich zwingt niemand dazu. Wir sind halt schon ein
bisschen bekloppt", sagt Merklein. Immer getreu seinem Motto: "Du
kannst nicht gewinnen, wenn du nicht alles gibst!"

Ein typischer Tag im Leben des querschnittsgelähmten Handbikers
vom GC Nendorf sieht so aus: "Als erstes: Nahrungsaufnahme. Das ist
tatsächlich kein Frühstück, erst recht kein Genuss. Ich muss eine
Menge essen, um die Substanz zu erhalten." Es folgt die erste
Einheit, dann ein Erholungsschlaf und schließlich die zweite Einheit.
"Abends liegst du auf der Couch und schaust zum Fernseher, nimmst es
aber gar nicht mehr wahr, weil du zu platt bist", schildert Merklein,
der dem Top Team des Deutschen Behindertensportverbandes angehört. So
war es vor Rio. Tag für Tag. "Jede Einheit hat mich meinem Ziel
nähergebracht, ich habe kein einziges Training ausgelassen und es
nicht hinterfragt, was ich da überhaupt mache. Einfach rein ins
Handbike und trainieren." Kilometer für Kilometer, immer wieder.
"Klar, man entbehrt viel", sagt Vico Merklein, um direkt anzufügen:
"Allerdings bekommt man so viel zurück. Ich kann mich daran total
bereichern." So wie am 15. September 2016 in Rio de Janeiro.

Schmerzhafte Schulter-OP: "Nach 200.000 Kilometern war eine
Inspektion fällig"

Doch einen Tag nach dem Triumph legte ihn ein Infekt flach. Hinzu
kamen die hartnäckigen Probleme mit der Schulter, die ihn bereits ein
halbes Jahr plagten. Die Schmerzen waren häufig so groß, dass er
nachts kein Auge zudrückte. "Beim Training habe ich das ausgeblendet.
Nach Rio habe ich mich allerdings gefragt, wie ich das ausgehalten
habe. Der Fokus auf das Ziel war wohl so groß", erklärt der
Babenhauser. Gesund sei das jedoch nicht gewesen. Grund für die
Schmerzen war eine Entzündung der Bizepssehne. "Es gab dann nur zwei
Möglichkeiten: entweder eine komplizierte Operation oder aufhören",
sagt Merklein und beantwortet seine Entscheidung mit seinem ganz
eigenen Humor: "Nach den rund 200.000 Kilometern, die ich in den zehn
Jahren Leistungssport abgespult habe, war wohl mal eine Inspektion
fällig."

Dabei war ihm vor und auch nach der OP nicht wirklich zum Lachen
zumute. Er habe sich gefragt, warum er sich das überhaupt angetan
habe. Beim Kurbeln auf dem Handbike standen teils Tränen in seinen
Augen - vor Schmerzen. "Es war eine verdammt harte Phase, man gerät
dann schon ins Grübeln", gibt Merklein zu. "Doch ich wollte nicht
einfach alles hinschmeißen. Ich bin Leistungssportler durch und
durch, Sport ist mein Leben." Also biss er auf die Zähne und kämpfte
sich durch - wie so oft bisher. Beispielsweise nach seinem
Motorradunfall einen Tag vor seinem 20. Geburtstag, am 11. August
1997. Seitdem ist er querschnittsgelähmt.

Motorradunfall mit 20 Jahren: "Ich bin nicht krank, ich sitze nur
im Rollstuhl"

"Ich habe vier Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich mein
Leben jetzt so führen muss, im Rollstuhl eben. Mir ist es aber
gelungen, die Situation anzunehmen. Das war anfangs schwierig zu
verstehen, doch jetzt denke ich gar nicht mehr großartig darüber
nach, was ich kann oder was ich nicht mehr kann. Ich bin zum Glück
noch sehr selbstständig und absolut zufrieden mit meinem Leben", sagt
Merklein und fügt an: "Ich bin ja nicht krank, ich sitze nur im
Rollstuhl."

Jetzt steht trotz der schwierigen Vorbereitung die neue Saison vor
der Tür. Die ersten Rennen hat Vico Merklein bereits absolviert, nun
geht es zum ersten Weltcup ins italienische Maniago (11.-14. Mai) und
eine Woche später nach Ostende (Belgien). Es folgen die deutschen
Meisterschaften am Pfingstwochenende in Köln und schließlich Ende
August die Weltmeisterschaften im südafrikanischen Pietermaritzburg.
In ein Motivationsloch ist der 39-jährige Handbiker nach seinem
Triumph in Rio nicht gefallen. "Ich habe nicht vor schwächer zu
werden, nur weil ich Gold gewonnen habe", sagt Merklein schmunzelnd.
Eine Kampfansage an die Konkurrenz. Schließlich fehlt ihm WM-Gold in
seiner großen Trophäen-Sammlung noch. Das Fernziel sind die
Paralympics 2020 in Tokio. "Vielleicht gelingt mir dort ja
Doppel-Gold. Das Motto ,Dabei sein ist alles'' zählt jedenfalls für
mich nicht. Wenn ich an den Start gehe, will ich auch gewinnen, ob im
Straßenrennen oder Zeitfahren." Mit der geballten Kraft der Kurbel,
voller Motivation, immer alles zu geben. Das ist für Vico Merklein
auch die Faszination an seinem Sport: "Unsere Rennen dauern nur eine
gute Stunde. Da ist es wie im Boxring: Man muss richtig Gas geben und
sportlich so draufhauen, dass die anderen einbrechen."

Mehr zum Top Team, das von der Allianz Deutschland AG, der
Deutschen Telekom AG, der Sparkassen-Finanzgruppe und der Toyota
Deutschland GmbH gefördert wird, und zum Kader finden Sie auf der
Internetseite der Deutschen Paralympischen Mannschaft:
http://bit.ly/2q598pH



Pressekontakt:
Deutscher Behindertensportverband
Kevin Müller
Stv. Leitung Kommunikation & Events
Telefon: 02234/6000212
E-Mail: mueller(at)dbs-npc.de
Website: www.dbs-npc.de

Original-Content von: Deutscher Behindertensportverband, übermittelt durch news aktuell


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Datum: 10.05.2017 - 12:55 Uhr
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