Berg- und Talfahrt in der Chemie - Pharma ist Stabilitätsanker / Wettbewerbsfähigkeit der Branche im Fokus
(ots) - Die Umsätze in der chemisch-pharmazeutischen
Industrie in Hessen sind im Jahr 2016 leicht zurückgegangen. Über die
aktuellen Branchenzahlen hat Walter Galinat, Vorstandsvorsitzender
des Landesverbandes Hessen im Verband der Chemischen Industrie (VCI
Hessen), bei der Frühjahrspressekonferenz der hessischen
Chemieverbände berichtet. Laut aktueller Branchenumfrage werden die
Aussichten für das laufende Jahr verhalten optimistisch eingeschätzt.
Galinat sieht einen freien Welthandel, eine Entlastung bei den
Energiekosten, eine innovative Bildungspolitik und faire Regelungen
im Gesundheitswesen als wesentliche Rahmenbedingungen für die
Wettbewerbsfähigkeit der Branche an.
Mit einem Minus von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gingen
die Umsätze im Jahr 2016 in der chemisch-pharmazeutischen Industrie
in Hessen zurück und fielen auf 25,6 Milliarden Euro. Weitestgehend
stabil blieben die Umsätze im Ausland. Das Inlandsgeschäft war
allerdings stark rückläufig.
"Die klassische Chemie in Hessen hat 2016 ein schwaches Jahr
erlebt und setzt damit ihre mehrjährige Berg- und Talfahrt fort",
fasste Galinat zusammen. Dagegen erwies sich die pharmazeutische
Industrie als konjunktureller Stabilitätsanker für die gesamte
Branche: Der Pharma-Umsatz stieg um drei Prozent auf 11,6 Milliarden
Euro.
Trotz der schwierigen Umstände - wie steigende Energie- und
Rohstoffkosten oder Unsicherheiten durch mögliche Handelsbarrieren
und Brexit-Folgen - blickt die chemisch-pharmazeutische Industrie in
Hessen verhalten positiv auf das laufende Geschäftsjahr. 39 Prozent
der befragten Unternehmen planen mit einer Steigerung ihrer
Produktion. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent)
rechnet mit einem Umsatzzuwachs, aber nur 37 Prozent erwarten eine
bessere Ertragssituation. Das geht aus der aktuellen
Konjunkturumfrage des Arbeitgeberverbands HessenChemie hervor.
Mit wettbewerbsfähiger Industriepolitik Zukunft sichern
Mit Verweis auf eine kürzlich veröffentlichte Studie der
Initiative Gesundheitsindustrie Hessen (IGH) unterstrich Galinat die
große ökonomische Bedeutung der industriellen Gesundheitswirtschaft
im Land. Mit einer Bruttowertschöpfung von zehn Milliarden Euro, als
Arbeitgeber von 90.700 Menschen und einem Exportanteil von mehr als
elf Milliarden Euro leiste diese einen überdurchschnittlichen Beitrag
zur wirtschaftlichen Entwicklung Hessens. Die Branche erwarte dennoch
eine Schwächung des Standorts durch das jüngst verabschiedete
Pharmagesetz (AMVSG). Es sieht eine Verlängerung des Preismoratoriums
bis zum Jahr 2022 vor sowie die öffentliche Listung der
Erstattungsbeträge.
Weitere permanente Belastungsfaktoren - vor allem für die
energieintensive chemische Industrie - seien steigende Energiekosten
und die damit verbundene Planungsunsicherheit. "Damit die chemische
Industrie in Hessen auch im internationalen Umfeld wettbewerbsfähig
bleiben kann, sollte die Finanzierung der erneuerbaren Energien in
Deutschland als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ab 2019 aus dem
Bundeshaushalt getätigt werden", forderte Galinat.
MINT- Bildung ist Schlüssel zu Innovationskultur
Für eine innovative und wettbewerbsfähige Industrie sei auch die
Förderung der MINT-Bildung ein zentraler Faktor. Kenntnisse in den
sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik) bildeten die Grundlage für eine gelebte
Innovationskultur der Gesellschaft. Die Chemieverbände Hessen
engagieren sich mit ihren Mitgliedsunternehmen seit Jahren in diesem
Bereich durch Angebote wie den Science Camps (seit 2005) oder den
Forscherwerkstätten (seit 2008). So haben hessenweit bereits über
5.000 Kinder an knapp 300 Science Camps und insgesamt knapp 7.300
Teilnehmer an 21 Forscherwerkstätten teilgenommen.
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Datum: 27.04.2017 - 12:00 Uhr
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