Greenpeace-Check: Kosmetikhersteller verwenden weiter Mikroplastik /
Viele Produzenten tricksen beim Ausstieg
(ots) - Deutsche Markenhersteller und Drogerien mit
Eigenmarken nennen sich Mikroplastik-frei, verwenden aber diverse
Kunststoffe in ihren Kosmetik- und Körperpflegeprodukten, ohne die
Umweltfolgen vollständig zu kennen. Möglich macht dies eine löchrige
Selbstverpflichtung der Industrie. Dies ist das Ergebnis einer
Greenpeace-Bewertung von 22 deutschen Firmen: http://gpurl.de/S2zcn.
Plastik etwa in Shampoo, Creme und Make-up gelangt über den Abfluss
bis ins Meer. Einige Kunststoffverbindungen sind nachweislich
umweltschädlich, viele nicht ausreichend untersucht. "So wird
weiterhin Tag für Tag Plastik aus Kosmetik unsere Flüsse und Meere
verschmutzen", sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin. "Der
Einsatz von festen und flüssigen Kunststoffen ist überflüssig und
muss per Gesetz verboten werden. Die zertifizierte Naturkosmetik
zeigt, dass es auch ohne geht."
Grundlage des Greenpeace-Checks sind schriftliche Nachfragen bei
Firmen sowie eigene Online- und Produktrecherchen. Folgende Kriterien
hat die unabhängige Umweltschutzorganisation für die Bewertung der
deutschen Hersteller festgelegt: Definition von Mikroplastik, Einsatz
fester Plastikpartikel, Einsatz weiterer Kunststoffe sowie Kenntnisse
zu deren Umweltverträglichkeit. Gut schneiden hierbei zertifizierte
Naturkosmetikhersteller ab - schlecht hingegen die Hersteller
konventioneller Kosmetik bzw. Drogerien mit Eigenmarken. Zwar hat die
Selbstverpflichtung im sogenannten "Kosmetikdialog" zwischen
Industrie und Politik feste Plastikpartikel aus Peelings und anderen
abwaschbaren Pflegeprodukten verdrängt. Geblieben aber ist der
massive Einsatz von synthetischen Polymeren in flüssiger, gel-,
wachsartiger oder suspendierter Form - mit ungewissen Folgen für die
Umwelt.
"Was die konventionelle Kosmetik uns als Mikroplastik-frei
verkauft, ist eine Verbrauchertäuschung", sagt Schöttner. "Bekannte
Kosmetik- und Körperpflegeprodukte, zum Beispiel aus der Nivea-Linie,
haben nach wie vor ein Plastikproblem."
Mikroplastik gelangt aus dem Meer zurück auf unseren Teller
Geschätzt 150 Millionen Tonnen Plastik belasten die Weltmeere,
darunter zerkleinerter Plastikmüll, aber auch primäres Mikroplastik
aus der Industrie. Von festen Partikeln ist zum Beispiel bekannt,
dass sie Pestizide aus der Landwirtschaft an sich binden und so in
die Nahrungskette einbringen. Forscher haben die winzigen
Plastikteilchen auch in Speisefischen nachgewiesen. Dort können sie
Entzündungen hervorrufen, die Nahrungsaufnahme beeinflussen - oder
letztlich auf unserem Teller landen. Die Umweltfolgen der flüssigen,
gel- und wachsartigen Kunststoffe sind oftmals nicht bekannt oder
geben Anlass zur Sorge. So gelten bestimmte
Polyquaternium-Verbindungen als sehr giftig für Wasserorganismen.
Da die Selbstverpflichtung der Industrie nicht ausreicht, um die
Meere zu schützen, fordert Greenpeace von Umweltministerin Barbara
Hendricks (SPD) ein umfassendes Verbot für den Einsatz von
Mikroplastik, einschließlich synthetischer Polymere, in
Verbrauchsgütern, die ins Abwassersystem gelangen. Wenn nicht
zweifelsfrei sicher ist, dass diese Kunststoffe unbedenklich sind,
müssen sie gemäß dem Vorsorgeprinzip verboten werden.
Achtung Redaktionen: Greenpeace-Check: http://gpurl.de/S2zcn Für
Rückfragen erreichen Sie Dr. Sandra Schöttner, Tel. 0151-5690 4445
und Thilo Maack, Tel. 0171-8780 841. Pressestelle: Telefon
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Datum: 12.04.2017 - 09:00 Uhr
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