Postbank Studie Wohnatlas 2017: Immobilienpreise hängen Einkommen ab
(ots) -
- Trotz steigender Einkommen wird Wohnen immer teurer
- Deutliches Preisgefälle zwischen den Regionen
In den deutschen Metropolen haben die Wohnungspreise ausnahmslos
stärker zugelegt als die Einkommen. In Deutschlands teuerster Stadt
München müssen Interessenten für eine 100-Quadratmeter-Wohnung 21
durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen auf den Tisch legen. In
Hamburg und Berlin werden dafür aktuell mehr als 15 Jahreseinkommen
fällig, wobei die Kluft zwischen Einkommensentwicklung und
Immobilienpreisen immer größer wird. So das Ergebnis der Postbank
Studie Wohnatlas 2017, die die Immobilienmärkte bundesweit unter die
Lupe nimmt.
Preistreiber sind niedrige Zinsen und steigender Bedarf
"Die Situation auf den Immobilienmärkten ist der anhaltenden
Niedrigzinsphase geschuldet", sagt Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt
der Postbank. Festverzinsliche Geldanlagen sind vielfach unattraktiv
geworden, Anleger setzen deshalb verstärkt auf das sogenannte
Betongold. Zugleich erleichtern niedrige Zinsen die
Immobilien-Finanzierung und die gestiegene Nachfrage treibt die
Preise. Das Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht.
"Wohneigentum bleibt in der anhaltenden Niedrigzinsphase in vielen
Großstädten und ihrem Umland ein lohnenswertes Investment mit guten
Chancen auf Wertsteigerung", betont Marco Bargel.
Die Preisunterschiede für private Wohnimmobilien zwischen den
einzelnen Regionen in Deutschland sind enorm - das zeigt ein
Vergleich der 402 Landkreise und kreisfreien Städte im Bundesgebiet.
Dabei wurden die regionalen Immobilienpreise und örtlichen
Nettoeinkommen zueinander in Relation gesetzt. Das verfügbare
Pro-Kopf-Jahreseinkommen ergibt sich aus der Summe verfügbarer
Nettoeinkommen der privaten Haushalte einer Stadt dividiert durch
ihre Bevölkerungszahl.
Spitzenreiter - noch vor München - ist der Landkreis
Nordfriesland. Dort müssen im Schnitt mehr als 23 regionale
Pro-Kopf-Jahreseinkommen** für 100 Quadratmeter Wohnfläche bezahlt
werden. Für dieses Ergebnis ist jedoch ein Sondereffekt
verantwortlich: Exklusive Ferienwohnungen, besonders auf Sylt,
treiben die Preise nach oben. Auch in Freiburg im Breisgau (18,1), im
Landkreis Miesbach (17,6), in Hamburg (15,9) und Berlin (15,8) sind
die Preise in Relation zu den Einkommen sehr hoch.
Die günstigsten Immobilien finden sich im Landkreis Osterode am
Harz*: Dort genügen 2,8 regionale Jahreseinkommen für den Kauf einer
100-Quardratmeter-Wohnung. Im Vogtlandkreis (3,1), in Wunsiedel im
Fichtelgebirge (3,3) und im Kyffhäuserkreis (3,3) sind die Preise
ähnlich niedrig. Bei den Städten liegen Zwickau und Goslar mit 3,6 am
unteren Ende der Preisskala.
Immobilienmärkte mit starken Wachstumsraten
Seit 2012 sind die Immobilienpreise in den Städten generell
kräftig angestiegen und haben vielerorts die Einkommensentwicklung
hinter sich gelassen. In keiner Großstadt ist dieser Effekt so stark
zu beobachten wie in Stuttgart: Während die verfügbaren
Pro-Kopf-Einkommen dort zwischen 2012 und 2016 inflationsbereinigt um
2,5 Prozent gestiegen sind, schnellten die Kaufpreise um rund 53
Prozent in die Höhe. Den zweitstärksten Anstieg bei den Preisen
verzeichnet die Region Hannover: Immobilien verteuerten sich hier in
diesem Zeitraum um knapp 44 Prozent, während die Menschen im Schnitt
um rund zwölf Prozent besser verdienten. Auf Platz drei beim
Kaufpreisanstieg liegt Köln mit rund 40 Prozent. Zugleich hatten die
Kölner durchschnittlich gut zwölf Prozent mehr Geld in der Lohntüte.
Betrachtet man Immobilienpreise und regionale Einkommen im
bundesweiten Vergleich, zeigt sich, dass der Quadratmeter in München
am teuersten ist. Dort wird jedoch auch am besten verdient. Dennoch
stiegen die Kaufpreise in der bayerischen Landeshauptstadt immer noch
schneller als die Einkommen. Auch in Hamburg koppeln sich die
Immobilienpreise von den Löhnen und Gehältern ab. Das
Pro-Kopf-Einkommen in der Hansestadt ist vergleichbar mit dem in
Köln, Stuttgart oder Düsseldorf - die Kaufpreise für Immobilien
fallen aber deutlich höher aus. In Berlin bleiben die Einkommen
ebenfalls besonders weit hinter den Immobilienpreisen zurück. Die
Kaufpreise sind vergleichbar mit denen in Köln und Düsseldorf, nur
wird in der Hauptstadt deutlich schlechter verdient als in den beiden
Rhein-Metropolen.
Preise für 100 Quadratmeter Wohneigentum in Anzahl regionaler
Jahreseinkommen pro Kopf**
Rang Stadt/ Kreis Jahreseinkommen für 100 qm
1. Landkreis Nordfriesland 23,3
2. München 21,0
3. Freiburg im Breisgau 18,1
4. Landkreis Miesbach 17,6
5. Hamburg 15,9
6. Berlin 15,8
7. Landkreis Aurich 15,8
8. Frankfurt am Main 15,7
9. Landkreis Starnberg 15,5
10. Landkreis München 15,4
...
393. Gera 3,8
394. Salzlandkreis 3,8
395. Landkreis Holzminden 3,7
396. Landkreis Jerichower Land 3,6
397. Landkreis Goslar 3,6
398. Landkreis Zwickau 3,6
399. Landkreis Kyffhäuserkreis 3,3
400. Landkreis Wunsiedel im
Fichtelgebirge 3,3
401. Landkreis Vogtlandkreis 3,1
402. Landkreis Osterode am Harz* 2,8
Quellen: Empirica (2017), MB Research (2016), Berechnungen HWWI
* Seit dem 1. November 2016 ist der Landkreis Osterode im Harz
Teil des Landkreises Göttingen.
** Das verfügbare Jahreseinkommen pro Kopf entspricht dem
Netto-Gesamteinkommen der privaten Haushalte einer Stadt, umgerechnet
auf ihre Einwohner, Kinder und Rentner eingeschlossen. Das
Netto-Jahreseinkommen setzt sich zusammen aus Löhnen und Gehältern,
Einkommen aus selbstständiger Arbeit, Vermögenseinkommen in Form von
Zinsen und anderen Kapitalerträgen, Mieteinnahmen sowie
Sozialleistungen (Renten, Kindergeld, Arbeitslosengeld und
Sozialleistungen) - abzüglich Steuern und Sozialabgaben. Das
verfügbare Einkommen pro Kopf ist ein Indikator für die finanziellen
Verhältnisse der Bevölkerung in einer Region oder Stadt.
Ranking der Großstädte
Einkommens- und Kaufpreisentwicklung 2012 bis 2016
Rang 1
Stadt München
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 21,0
Einkommen (2) 29.255
Anstieg Einkommen (3) 10,4%
Preis (4) 6149
Anstieg Preis (3) 37,7%
Rang 2
Stadt Hamburg
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 15,9
Einkommen (2) 24.357
Anstieg Einkommen (3) 2,8%
Preis (4) 3884
Anstieg Preis (3) 26,3%
Rang 3
Stadt Berlin
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 15,8
Einkommen (2) 20.529
Anstieg Einkommen (3) 9,2%
Preis (4) 3247
Anstieg Preis (3) 38,3%
Rang 4
Stadt Frankfurt am Main
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 15,7
Einkommen (2) 25.396
Anstieg Einkommen (3) 20,9%
Preis (4) 3985
Anstieg Preis (3) 28,9%
Rang 5
Stadt Stuttgart
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 14,2
Einkommen (2) 24.921
Anstieg Einkommen (3) 2,5%
Preis (4) 3535
Anstieg Preis (3) 53,4%
Rang 6
Stadt Köln
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 12,8
Einkommen (2) 23.520
Anstieg Einkommen (3) 12,4%
Preis (4) 3017
Anstieg Preis (3) 40,3%
Rang 7
Stadt Düsseldorf
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 11,9
Einkommen (2) 26.102
Anstieg Einkommen (3) 7,0%
Preis (4) 3116
Anstieg Preis (3) 28,8%
Rang 8
Stadt Nürnberg
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 11,0
Einkommen (2) 22.928
Anstieg Einkommen (3) 3,6%
Preis (4) 2525
Anstieg Preis (3) 38,5%
Rang 9
Stadt Dresden
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 10,1
Einkommen (2) 19.852
Anstieg Einkommen (3) 11,0%
Preis (4) 2009
Anstieg Preis (3) 16,5%
Rang 10
Stadt Leipzig
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 9,5
Einkommen (2) 18.860
Anstieg Einkommen (3) 10,1%
Preis (4) 1789
Anstieg Preis (3) 28,5%
Rang 11
Stadt Bremen
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 8,7
Einkommen (2) 21.108
Anstieg Einkommen (3) 2,8%
Preis (4) 1826
Anstieg Preis (3) 33,8%
Rang 12
Stadt Region Hannover
Jahreseinkommen für 100 qm (1) 8,3
Einkommen (2) 22.646
Anstieg Einkommen (3) 11,9%
Preis (4) 1877
Anstieg Preis (3) 43,8%
Quellen: Empirica (2017), MB Research (2016), Statistisches
Bundesamt (2017), Berechnungen HWWI
1 Preise für 100 Quadratmeter Wohneigentum in Anzahl regionaler
Jahreseinkommen pro Kopf
2 Verfügbare Pro-Kopf-Jahreseinkommen 2016
3 Wachstumsrate im Zeitraum 2012 bis 2016
4 Kaufpreis pro Quadratmeter 2016
Hintergrundinformationen zur Postbank Studie Wohnatlas 2017
Die Postbank Studie Wohnatlas 2017 wurde unter der Leitung von
Prof. Dr. Alkis Henri Otto, Forschungsbereichsleiter Hamburg, Städte
und Regionen, vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
durchgeführt. Analysiert wurden 402 Landkreise und kreisfreie Städte.
Im Fokus der vorliegenden Analyse steht die Entwicklung der
Kaufpreise für Wohneigentum in Relation zur regionalen
Einkommensentwicklung.
Pressekontakt:
Postbank
Ralf Palm
+49 228 920 12109
ralf.palm(at)postbank.de
Original-Content von: Deutsche Postbank AG, übermittelt durch news aktuell
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 21.03.2017 - 09:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1469843
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Bonn
Telefon:
Kategorie:
Banken und Versicherungen
Anmerkungen:
Dieser Fachartikel wurde bisher 127 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
"Postbank Studie Wohnatlas 2017: Immobilienpreise hängen Einkommen ab
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Deutsche Postbank AG (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).