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Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Gewalt gegen Fans von RB Leipzig

ID: 1453678


(ots) - Von Jürgen Scharf

Der Fußball ist frei

Der Hass auf RB Leipzig wird von schrägen Thesen gefördert. Damit
muss nun Schluss sein.

Fußball-Fans jubeln. Sie pfeifen. Sie rasten aus vor Glück. Sie
schreien aus Zorn. Sie stimmen Freudengesänge an. Sie buhen. Sie
feiern. Sie weinen. Sie lachen. Sie gebrauchen Schimpfwörter und
Beleidigungen. Sie loben. Und das alles ist wunderbar und gut so und
auch in seiner gesamten Bandbreite völlig in Ordnung - solange
grundsätzliche Grenzen im Umgang von Menschen untereinander beachtet
werden. Wer Banner im Stadion aufhängt, auf denen "Bullen
abschlachten" und "Pflastersteine auf Bullen" steht, oder sogar
selbst Flaschen und Steine wirft, der überschreitet diese Grenzen.
Die tätlichen Angriffe auf Fans von RB Leipzig rund um das
Bundesliga-Spiel in Dortmund am vergangenen Wochenende sind der
traurige Höhepunkt einer Hetzjagd, die seit mehreren Jahren läuft.
Mit dem Geld, das der Weltkonzern Red Bull in den Leipziger
Fußballklub pumpt, hat dieser große Erfolge gefeiert und viele andere
Vereine in rasendem Tempo überholt. Dadurch wurde er zum Feindbild.
Zum Paradebeispiel des "Plastikklubs", der sich die Siege erkauft und
die alte Fußball-Welt auf den Kopf stellt. Wenn RB Leipzig in fremden
Stadien spielt, schlägt den Spielern, Funktionären und Fans oft
offener Hass entgegen. Nun flogen Flaschen und Steine. Die Täter
sollen, wenn sie erwischt werden, hart bestraft werden, heißt es.
Wenn sich solche Szenen aber wirklich nicht wiederholen sollen,
braucht es ein grundsätzliches Umdenken. Eine Abkehr von der Haltung,
dass der Fußball eine geschlossene Gesellschaft ist, in die niemand
rein darf. "Für den Volkssport Fußball - gegen die, die ihn
zerstören. Der Fußball gehört uns!" Dies stand auf einem Banner der
Dortmunder Fans. Ähnliche Botschaften an die Leipziger gab es auch




beim Spiel von RB beim FC Bayern München kurz vor der Winterpause und
bei vielen Auswärtspartien davor. Die Fans, die diese Banner machen,
müssen sich aber die Frage gefallen lassen, ob es wirklich stimmt,
dass ihnen der Fußball gehört. Die Antwort ist ganz einfach: Nein!
Der Fußball gehört allen. Er gehört Fans von erfolgreichen Klubs, er
gehört Fans von erfolglosen Klubs, er gehört Fans von
Traditionsklubs, er gehört Fans von neuen Klubs - und, man mag es gut
oder schlecht finden, er kann auch Investoren gehören. Wir leben in
einer freien Welt. Zum Glück! Dass es vielen Fans nicht gefällt, in
welche Richtung sich das Fußball-Geschäft entwickelt, ist
nachzuvollziehen. Es ist in der Tat möglich, dass Investoren in
wenigen Jahren den Fußball komplett verändern. Jeder der
"Plastikklubs", der es nach oben schafft, wird einen anderen Klub
verdrängen. Vereine, mit denen Fußball-Fans jahrzehntelange
Erinnerungen verbinden, werden dann absteigen. Das ist in der Tat
keine schöne Vorstellung - aber es kann und darf nicht verboten
werden. Wenn es diese alte und geliebte Fußballwelt, die durch
Vereine wie RB Leipzig angeblich zerstört wird, wirklich gibt, dann
wird sie letztlich auch nicht untergehen. Wenn die Fans die neuen
Erfolgsklubs nicht sehen wollen und nicht zu den Spielen gehen, wird
der Fußball für Investoren an Attraktivität verlieren - und die
Traditionsvereine werden zurückkehren. Vorerst muss es aber darum
gehen, dass auch bei Spielen von RB Leipzig in und um Fußball-Stadien
grundsätzliche Regeln des Miteinanders eingehalten und keine Flaschen
geworfen werden. Niemand kann gezwungen werden, es gut zu finden,
wenn ein Getränkedosenhersteller den Fußball als Werbebühne benutzt.
Niemand kann gezwungen werden, RB Leipzig zu mögen. Es muss aber
akzeptiert werden, wenn ein anderer es tut.



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Datum: 07.02.2017 - 18:05 Uhr
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