Immobilie als Kapitalanlage: Finanztip warnt vorüberzogenen Renditeerwartungen
(ots) - Laut Bundesbank sind in den sieben wichtigsten
Großstädten die Wohnimmobilienpreise zwischen 2010 und 2015 um fast
50 Prozent gestiegen. Hinzu kommt, dass Baugeld derzeit noch immer
sehr günstig zu haben ist. Die Idee liegt also nahe, mit dem
angesparten Geld eine Immobilie zu kaufen. Aktuelle Berechnungen des
gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip zeigen aber:
Traumrenditen von 5 oder mehr Prozent, von denen Makler häufig
sprechen, sind in der Realität kaum zu erreichen.
Finanztip hat den Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung
durchgerechnet: "Selbst wenn die Preise in Zukunft weiter steigen,
kommen wir in unseren Berechnungen nur auf eine Rendite von 3,4
Prozent", sagt Dirk Eilinghoff, Experte für Baufinanzierung bei
Finanztip. "Sobald die Immobilienpreise in der Zukunft stagnieren und
es vielleicht zu Mietausfällen kommt, sinkt die Rendite schnell auf
nur noch 1 Prozent." Ob sich eine Immobilie als Kapitalanlage in den
nächsten 20 Jahren lohnt, hängt also von vielen Faktoren ab.
Zukünftiger Verkaufspreis ist entscheidend
Grundsätzlich gilt: Steigen die Preise, zu der man eine Immobilie
verkaufen kann, wird mehr gebaut. Laut Bundesbank hat sich die Zahl
der fertiggestellten Wohnungen seit den Tiefstständen des Jahres 2008
im Jahr 2016 bereits wieder auf etwa 300.000 pro Jahr verdoppelt.
Setzt sich diese Entwicklung fort, sinken die Verkaufspreise für alle
Immobilien irgendwann. "Je geringer der erzielbare Verkaufspreis in
der Zukunft, desto geringer fällt die Gesamtrendite aus", sagt
Eilinghoff. Und auch auf der Nachfrageseite des Immobilienmarktes
gibt es Risiken. "Sollten die Bauzinsen in den kommenden Jahren
steigen, können Käufer bei gleichem Einkommen nicht mehr so hohe
Preise zahlen wie heute", warnt Eilinghoff. Auch das kann zu
sinkenden Preisen in der Zukunft führen.
Erhaltungsaufwand berücksichtigen
Neben dem späteren Verkaufspreis spielt auch der schwer zu
kalkulierende Erhaltungsaufwand für die Immobilie eine wichtige
Rolle. Denn in einer Immobilie steigt mit der Zeit der Bedarf nach
Renovierungen und Reparaturen. "Ein 15 Jahre altes Badezimmer ist
einfach abgenutzt und muss auf den neusten Stand gebracht werden",
erklärt Eilinghoff. Beim Wiederverkauf drückt das dann den
Verkaufspreis - oder der Verkäufer muss mit angesparten Mitteln
renovieren. Hinzu kommt das Risiko möglicher Mietausfälle durch
säumige Mieter. "Oft bleibt dem Vermieter in diesen Fällen nur der
teure Rechtsweg, was weitere Kosten verursacht", sagt Eilinghoff.
Genau kalkulieren und Alternativen prüfen
Wer dennoch mit dem Gedanken spielt, eine Immobilie als
Kapitalanlage zu erwerben, sollte die Investition genau
durchkalkulieren. "Je höher der Einkaufspreis, desto geringer die
Chance auf eine positive Wertentwicklung in der Zukunft", sagt
Eilinghoff.
Ein weiterer Expertenrat: "Immobilienbesitzer sollten sich
unbedingt ein finanzielles Polster für etwaige Reparaturen oder
mögliche Mietausfälle zulegen." Aber auch der Vergleich mit anderen
Anlagemöglichkeiten ist ratsam. "Sicher angelegte 1 Prozent gibt es
derzeit auch aufs Festgeld", sagt Eilinghoff. "Und wer langfristig
investiert und keine Angst vor Schwankungen hat, für den sind
börsennotierte Indexfonds eine echte Alternative zum Betongold."
Weitere Informationen
http://www.finanztip.de/baufinanzierung/immobilie-kapitalanlage/
http://www.finanztip.de/festgeld/
http://www.finanztip.de/geldanlage/
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Datum: 16.01.2017 - 10:37 Uhr
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