KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Mittelstand nur mäßig beeindruckt von der Wahl Trumps
(ots) -
- Leichte Abkühlung des mittelständischen Geschäftsklimas
- Branchen gespalten: Sorgenfalten in der Industrie, Topstimmung
in Bau und Einzelhandel
- Konjunkturaussichten für 2017 bleiben gut
Die deutsche Wirtschaft zeigt sich im November nur mäßig
beeindruckt von der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA.
Die Angst vor nationaler Abschottung und mehr Protektionismus
belasten zwar die Stimmung der deutschen Exportwirtschaft, der
deutsche Aufschwung scheint jedoch vorerst nicht in Gefahr. So gibt
das mittelständische Geschäftsklima, nach zwei insgesamt sehr starken
Anstiegen in den Monaten zuvor, aktuell um vergleichsweise moderate
1,7 Zähler auf 18,8 Saldenpunkte nach. Dabei verschlechtern sich die
Geschäftserwartungen der kleinen und mittleren Unternehmen um 2,7
Zähler auf 11,2 Saldenpunkte, befinden sich damit aber immer noch auf
dem zweithöchsten Stand seit März 2014. Mit einem vernachlässigbaren
Rückgang von 0,5 Zählern auf 26,3 Saldenpunkte sind die
Mittelständler weiterhin sehr zufrieden mit ihren aktuellen
Geschäften.
Auch bei den Großunternehmen zeigt die Stimmungsveränderung im
November ein ähnliches Bild. Das Geschäftsklima geht um 1,2 Zähler
auf 17,5 Saldenpunkte zurück. Die Geschäftserwartungen fallen dabei
um 2,6 Zähler auf 9,8 Saldenpunkte. Bei der Bewertung ihrer aktuellen
Geschäfte verzeichnen die Großunternehmen zwar ein leichtes Plus von
0,5 Zählern auf 25,1 Saldenpunkte; das Ausmaß der Veränderung ist
aber - genauso wie bei den Lageurteilen der Mittelständler - auch
hier so gering, dass es praktisch nicht ins Gewicht fällt.
Die Unterteilung des Geschäftsklimas nach Branchen offenbart eine
besondere Sensitivität der Industrieunternehmen im Hinblick auf das
Ergebnis der US-Wahl und die angedeuteten handelspolitischen
Weichenstellungen des künftigen Präsidenten. Die exportstarke
deutsche Industrie ist so stark wie kein anderer Wirtschaftsbereich
auf offene Grenzen angewiesen. Im Mittelstand ist das Verarbeitende
Gewerbe allerdings die einzige Branche mit einer negativen
Stimmungsentwicklung, sein Geschäftsklima verliert im November 1,8
Zähler und sackt auf 14,0 Saldenpunkte ab. Unter den Großunternehmen
verschlechtert sich das Geschäftsklima hingegen sowohl in der
Industrie (-2,5 Zähler auf 15,9 Saldenpunkte) als auch im Großhandel
(-1,9 Zähler auf 21,6 Saldenpunkte). "Gerade die großen Firmen unter
den Großhändlern arbeiten besonders intensiv an der Schnittstelle von
nationalen und internationalen Märkten und wären daher zusammen mit
der Industrie am stärksten von mehr Protektionismus und nationaler
Abschottung betroffen", so Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW
Bankengruppe.
Weiterhin hervorragend ist hingegen die Stimmung der Unternehmen
beider Größenklassen in den Binnenbranchen Bau und Einzelhandel. Das
Geschäftsklima der mittelständischen Einzelhändler bleibt stabil bei
23,7 Saldenpunkten, im mittelständischen Baugewerbe steigt es leicht
um 0,3 Zähler auf 32,8 Saldenpunkte. Die großen Firmen verzeichnen
sowohl im Einzelhandel (+6,1 Zähler auf 14,6 Saldenpunkte) als auch
im Bau (+6,2 Zähler auf 37,6) einen deutlichen Anstieg des
Geschäftsklimas. Die Stimmung im Bau erreicht damit in beiden
Größenklassen neue Allzeithochs.
"Ungeachtet des etwas gedämpften Geschäftsklimas halten wir an
unserer positiven Konjunktureinschätzung für 2017 fest. Hierfür
spricht nicht nur die ungebrochen gute Stimmung in der
Binnenwirtschaft. Konsum und Wohnbau bleiben über den Jahreswechsel
hinaus die wichtigsten Stützen der deutschen Konjunktur. Doch auch
das Industrieklima ist - trotz einiger Sorgenfalten infolge des
US-Präsidentschaftswahlergebnisses - weiter auf einem guten Niveau",
sagt Dr. Jörg Zeuner. "Für 2017 erwarte ich bei deutlich weniger
Arbeitstagen ein Wirtschaftswachstum von 1,3 %. Damit setzt sich der
2014 begonnene Aufschwung mit nur leicht reduzierter Grunddynamik
fort."
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter:
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Datum: 07.12.2016 - 10:01 Uhr
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