Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen
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Lothar Schmalen
(ots) - Die Kritik war zurückhaltend formuliert, aber
deutlich. Die westfälische Landeskirche befasse sich zu sehr mit
innerkirchlichen Strukturen und zu wenig mit den drängenden Problemen
der Welt draußen, sagte eine Teilnehmerin gleich am ersten Tag der
viertägigen Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). In
der Tat: Viele Stunden tagte das höchste Gremium der EKvW. Stunde um
Stunde diskutierten die 200 Synodalen über die Finanzen der Kirche,
über die Rolle und Aufgaben der Pfarrer und Pfarrerinnen, über
Amtszeiten der Presbyter, über eine Umbenennung der Präses in
Bischöfin, über das Reformationsjubiläum und, und, und. Dass draußen
in der Welt gleichzeitig die Hölle los ist, dass der nächste
US-Präsident die Würde von Migranten mit Füßen treten will, dass in
Flüchtlingslagern Familien in menschenunwürdigen Verhältnissen leben,
dass in immer mehr Teilen der Welt Hunger und Gewalt um sich greifen
- davon war in den Beratungen des Plenums erst in der allerletzten
Stunde etwas zu spüren und zu hören. Befasst sich die Landeskirche zu
sehr mit sich selbst und zu wenig mit den Problemen in der Welt? Ja,
die Frage ist nach vier Tagen Synode in Bethel berechtigt. Dabei sind
die Positionen der Evangelischen Kirche klar. Sie setzt sich für die
Flüchtlingsfamilien ein, sie verurteilt die Abschiebung von
afghanischen Flüchtlingen in ihr unsicheres Heimatland, sie nimmt
Stellung gegen Armut und Ungerechtigkeit. Fragwürdig ist eher die
Themensetzung für eine Synode in stürmischen Zeiten der Weltpolitik.
Die Kirche ist wie die Gesellschaft im Wandel. Daraus resultiert ein
Reformbedarf, und daraus resultieren auch Probleme, mit denen sich
die Kirche befassen muss. Wenn die finanziellen Grundlagen einer
schrumpfenden Kirche brüchig werden, wenn sich die Rolle der Pfarrer
und Pfarrerinnen in einer modernen Gesellschaft wandelt, dann muss
sich die Kirche damit befassen. Denn nur, wenn sie ihr eigenes Haus
bestellt, kann sie Wirkung nach außen, Wirkung auf eine immer
unchristlicher werdende Gesellschaft erzielen. Die Evangelische
Kirche sollte den Diskussionsprozess, der nicht erst auf dieser
Synode begonnen hat, gewissenhaft zu Ende bringen, dabei aber ihren
Auftrag für die Welt nicht vergessen.
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Datum: 17.11.2016 - 20:30 Uhr
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