"Kulturzeit extra: Demokratie in Gefahr": Zur Buchmesse Frankfurt fragt 3sat Schriftsteller nach den Auswirkungen des Terrors auf die Demokratie
(ots) -
Dienstag, 18. Oktober 2016, 19.20 Uhr, 3sat
Erstausstrahlung
Terrorangriffe auf Paris und Brüssel - und aktuell ein vereitelter
Angriff in Chemnitz erwecken Ängste in unserer Gesellschaft und
hinterlassen Spuren. Am Dienstag, 18. Oktober, 19.20 Uhr, dem
Vorabend der Frankfurter Buchmesse fragt "Kulturzeit extra:
Demokratie in Gefahr" Schriftsteller nach den Auswirkungen des
Terrors auf die Demokratie und wie sich die Literatur damit
auseinandersetzt.
Mit Moderatorin Andrea Meier diskutiert die Publizistin Carolin
Emcke, die am 23. Oktober in der Frankfurter Paulskirche den
Friedenspreis des deutschen Buchhandels entgegen nehmen wird. In
ihrem gerade erschienenen Buch "Gegen den Hass" analysiert sie, wie
der Hass in unserer Gesellschaft immer mehr Raum gewinnt - mehr noch,
wie Hass bewusst gefördert wird - und kommt zu dem Schluss: "Hass
wird gemacht". Eindringlich plädiert sie für ein genaues Beobachten,
um einen Blick für das Unterschiedliche zu bekommen, um so dem Hass
den Boden zu entziehen.
Ebenfalls Gast im Studio ist der flämische Schriftsteller und
Archäologe David van Reybrouck, der in dem Jahr, in dem Flandern und
die Niederlande Gastland der Buchmesse sind, mit Andrea Meier und
Carolin Emcke über die Situation in Belgien nach dem Terrorangriff im
März spricht. Seine bittere Analyse: Es gibt keine Streitkultur. Denn
in Belgien hört niemand dem anderen zu, die Wallonen nicht den
Flamen, beide nicht den Muslimen im Land. In seinem aktuellen Buch
"Gegen Wahlen" sieht van Reybrouck die parlamentarische Demokratie in
einer tiefen Krise. Alle vier oder fünf Jahre zu wählen bedeute, dass
die Bevölkerung an wichtigen Entscheidungen kaum beteiligt ist. Ein
Problem, dass die Begeisterung für unsere Demokratien extrem
beeinträchtigt.
Terézia Mora ist ein weiterer Gast im Studio: Die Schriftstellerin,
die 2013 mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, ist in
Ungarn zweisprachig aufgewachsen und lebt seit 1990 in Berlin. In
ihrem gerade erschienen Band mit Erzählungen "Die Liebe unter Aliens"
erzählt sie von Menschen, die allein sind, entwurzelt in einer
Gesellschaft, die viel weniger einem "Volk" ähnelt als einer Sammlung
von Individuen, die keine Gemeinschaft finden. Mit Andrea Meier und
Carolin Emcke blickt sie Veränderungen der deutschen Gesellschaft,
deren kluge Beobachterin sie ist.
Der designierte Büchnerpreisträger Marcel Beyer spricht in einem
Beitrag für die Sendung darüber, wie sehr die Sprache des Hasses in
seiner Wahlheimatstadt Dresden den öffentlichen Raum für sich
erobert, zeigt auf, wie Tabubrüche, die unwidersprochen bleiben, nach
und nach die Grenzen verschieben, sodass Goebbels-Zitate und Worte
wie "Umvolkung" selbstverständlicher Teil des Sprachgebrauchs werden.
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Datum: 11.10.2016 - 13:43 Uhr
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