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Studienauswertung: Mindestens jedes vierte Tierprodukt stammt von einem kranken Nutztier

ID: 1403623


(ots) - Lebensmittel mit tierischen Zutaten stammen zu
einem großen Teil von kranken Nutztieren. Das ist das Ergebnis einer
Auswertung wissenschaftlicher Studien durch die
Verbraucherorganisation foodwatch. Die Untersuchungen hat Matthias
Wolfschmidt, stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer, in seinem
heute veröffentlichten Buch "Das Schweinesystem - Wie Tiere gequält,
Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden"
(erschienen im Verlag S. Fischer, 235 Seiten, 18 Euro)
zusammengefasst.

Demnach macht mindestens jede zweite Milchkuh einmal im Jahr
haltungsbedingte Krankheiten durch, die größtenteils vermeidbar sind.
Etwa jeder zehnte Liter Milch stammt von einer Kuh mit entzündetem
Euter. Schlachthofbefunden zufolge litt etwa jedes zweite Schwein an
haltungsbedingten Krankheiten. Statistisch gesehen war zudem
mindestens jedes vierte Hähnchen vorher ein kranker Hahn, wurden 4
von 10 Eiern von einer Henne mit Knochenbrüchen gelegt. Angesichts
der uneinheitlichen Datenlage lassen sich die Studien nur
näherungsweise zusammenfassen. Als Faustregel müssen Verbraucherinnen
und Verbraucher jedoch davon ausgehen, dass mindestens jedes vierte
Tierprodukt von einem kranken Tier stammt. Beim Einkauf ist dies
nicht zu erkennen, die Produkte kranker Tiere werden regelmäßig als
"gesunde" Lebensmittel angeboten.

"Wenn es um Tierhaltung geht, wird fast nur über formale Kriterien
wie Platzbedarf oder Ausgestaltung der Ställe gesprochen - das ist
viel zu kurz gegriffen", erklärte der Autor von "Das Schweinesystem",
Matthias Wolfschmidt. "Verschwiegen wird meist, dass ein Großteil der
Nutztiere unter massiven Krankheitssymptomen leidet. Der allergrößte
Teil könnte vermieden werden, aus Kostengründen passiert das aber
nicht. Das Problem der Tiere besteht darin, dass sie auch mit teils




massiven Erkrankungen noch ''funktionieren'', also Lebensmittel
liefern."

Während Milchkühe regelmäßig unter Lahmheit, Fruchtbarkeits- und
Stoffwechselstörungen sowie Euterentzündungen leiden, sind bei
Schweinen laut Studienlage chronische Gelenkerkrankungen und
Organveränderungen die häufigsten Krankheitsbilder. Bei Hühnern
werden zahlreiche Symptome wie Gelenkerkrankungen, Brustbeinschäden,
Knochenbrüche, Eileiterentzündungen, Wurmbefall und
Fußballenveränderungen festgestellt. Dabei gibt es keine
signifikanten Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Haltung,
zwischen kleinen Höfen und Großbetrieben. Entscheidend für die
Gesundheit der Tiere ist vor allem die Qualität des
Betriebsmanagements.

"Wer in den Bauern einfach Tierquäler sieht, liegt falsch. Die
Tierhalter sind, wie die Tiere selbst und die Verbraucher, die über
die Herkunft ihrer Produkte getäuscht werden, Opfer eines Systems,
das falsche Anreize setzt", so Matthias Wolfschmidt. "Vor allem der
Handel ist verantwortlich für einen Wettbewerb, der sich nicht um
Qualität, sondern nur um den Preis dreht - das kann nur zu Lasten von
Tieren, Bauern und letztlich auch Kunden gehen."

In seinem Buch "Das Schweinesystem" zeigt Matthias Wolfschmidt
einen Weg auf, der - anders als Scheinlösungen wie die
"Tierwohl"-Initiativen des Handels und der Bundesregierung - zu einer
wirklich tiergerechten Haltung führen kann. Nicht nur in kleinen
Nischen, sondern flächendeckend. Damit eine echte "Tierhaltungswende"
gelingt, müssten Tiere vor dem krankmachenden Preis-Wettbewerb
geschützt sein. Matthias Wolfschmidt fordert:

- Eine tiergerechte Haltung muss für alle Nutztiere gesetzlich
vorgeschrieben sein.

- Wie viele Tiere an haltungsbedingten Krankheiten leiden, muss
für jeden Betrieb erfasst werden - daraus werden verbindliche
Zielvorgaben abgeleitet, orientiert an den besten Betrieben der
Branche.

- Die formalen Haltungskriterien (Stallgröße, Auslauf,
Beschäftigungsmöglichkeiten etc.) müssen es allen Tieren
ermöglichen, arteigene Verhaltensweisen so gut wie möglich
auszuüben, ohne Verhaltensstörungen zu entwickeln.

- Auf den Markt kommen dürfen nur noch solche Produkte mit
tierischen Bestandteilen, die die Tierschutzvorgaben
nachweislich einhalten. Die Mehrkosten müssen am Ende wir
Verbraucher bezahlen, denn wir schulden den Tieren eine bessere
Behandlung.

- Das Konzept muss EU-weit umgesetzt werden, verbunden mit einem
Vermarktungsverbot für nicht-tiergerecht erzeugte Lebensmittel
aus Drittstaaten. Andernfalls würden europäische Tierhalter
verdrängt durch nicht-europäische Konkurrenten, die weiterhin zu
schlechteren Standards produzieren - ohne, dass für die Tiere
etwas erreicht wäre.

"Wenn wir schon Tiere zur Produktion von Lebensmitteln halten,
dann schulden wir allen von ihnen die bestmöglichen Umstände. Weder
Nischenproduktionen noch Tierschutzlabel oder 0-1-2-3-Kennzeichnungen
sind daher die Lösung, sondern einzig und allein klare gesetzliche
Vorgaben und entsprechende Vergütungen von Tierschutzleistungen der
Landwirte", so Autor Matthias Wolfschmidt. "Tiergerechtigkeit muss
verbindlicher Mindeststandard für Landwirte, Handel und Verbraucher
werden!"

Um einen solchen Standard zu etablieren, müssten der Handel und
die Lebensmittelindustrie Tierhalter besser entlohnen. Dies würde
letztlich auch zu höheren Preisen für Verbraucherinnen und
Verbraucher führen. Matthias Wolfschmidt: "Wenn wir das Leben
hunderttausender krankgemachter Tiere wirklich verbessern wollen,
dann müssen wir diesen Preis bezahlen."

- Matthias Wolfschmidt: "Das Schweinesystem - Wie Tiere gequält,
Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden".
Erschienen am 22. September 2016 im S. Fischer Verlag. 235
Seiten, 18 Euro.

Link:

- Mehr Informationen zu "Das Schweinesystem":
www.fischerverlage.de/buch/das_schweinesystem/9783100025463

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Redaktionelle Hinweise:

- Fotos, Grafiken und O-Töne zum Download:
www.tierhaltung-downloads.foodwatch.de
- Ausgewählte Studien zur Tiergesundheit:
www.studien-tiergesundheit.foodwatch.de
- Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim
Bundeslandwirtschaftsministerium zum Thema Nutztierhaltung (März
2015): www.tinyurl.com/ztc8hwn

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Pressekontakt:

foodwatch e.V.,
Martin Rücker
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 290


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Datum: 22.09.2016 - 15:01 Uhr
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