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Südwest Presse: Leitartikel Bundesliga - Im Fußballwahn

ID: 1393043


(ots) - Ich kenne wen, der litt akut/an Fußballwahn und
Fußballwut", heißt es in dem Gedicht "Fußball (nebst Abart und
Ausartung") von Joachim Ringelnatz. Die vordergründig humorvollen
Zeilen beschreiben einen Fußball-Besessenen, der von jedem halbwegs
runden Gegenstand, von der Schweinsblase über den Schwartenmagen bis
zu diversen Obstsorten, magisch angezogen wird und sie in die
Nachbarschaft kickt - mit entsprechenden Folgen: "Was beim
Gemüsemarkt geschah, kommt einer Schlacht bei Leipzig nah." Ab heute,
mit Beginn der 54. Bundesliga-Saison, müssen die erwartungsfrohen
Fans nicht mehr wie bei Ringelnatz selber treten, sondern können nach
der langen EM- und Olympia-Pause die Erstliga-Profis gegen den Ball
treten lassen. Spaß und Spannung sind auch in dieser Saison
garantiert, selbst wenn der Meistertitel des FC Bayern München schon
vor dem ersten Anpfiff festzustehen scheint. Schließlich ist der
Fußball ein verdammt faszinierender Sport, der die Massen
elektrisiert. Das wurde zuletzt wieder bei den Olympischen Spielen
deutlich, die eigentlich eine große Bühne für ansonsten weniger
beachtete Sportarten wie Ringen, Bogenschießen oder Turnen
darstellen. Doch bei den TV-Quoten lagen das Fußball-Damen- wie
Herrenfinale, das für den Gastgeber zum emotionalen Höhepunkt wurde,
vorne. Nur die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira
Walkenhorst hatten mehr Zuseher. Der Fußball droht viele Sportarten
zu kannibalisieren. Ringelnatz scheint diese Dominanz geahnt zu
haben: "Ich warne euch, ihr Brüder Jahns, vor dem Gebrauch des
Fußballwahns!" Wahnsinn - nicht anders kann man die Summen
bezeichnen, welche Vereine während der noch laufenden Transferperiode
bisher in "menschliches Material", sprich neue Spieler, investiert
haben. Den Vogel schießt die von russischen Oligarchen, arabischen
Scheichs und westlichen Milliardären gepamperte und TV-Gelder in




bislang ungeahnter Höhe einstreichende Premier ¬League ab, deren
Vereine für über eine Milliarde (!) Euro neue Spieler verpflichteten.
Manchester United zahlte allein für den Franzosen Didier Pogba 105
Millionen Euro Ablöse an Juventus Turin. Ein aberwitziger Betrag.
Einer Familie, die mit 3000 Euro im Monat auskommt, reicht diese
Summe 2916 Jahre lang! 330 000 Euro soll Pogba bei Manchester United
verdienen - pro Woche. Das Jahreseinkommen im westafrikanischen
Guinea, wo Pogbas Eltern herkommen und in deren Nationalmannschaft
Pogbas ältere Brüder spielen, beläuft sich laut statistischem
Bundesamt auf 470 Dollar (417 Euro) pro Einwohner. Pogba verdient
also über 40 000 mal so viel wie ein Durchschnittsverdiener in
Guinea. Das sind maßlose, und um einen Schriftstellerkollegen von
Ringelnatz ins Spiel zu bringen, kafkaeske Zahlen. Dabei ist Pogba,
anders als Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo, bei allem Talent
keiner, der mit 50 Toren pro Jahr einen Titel auch mal im Alleingang
gewinnen kann. In den vergangenen vier Jahren hat Pogba für Juventus
Turin in 124 Spielen "nur" 28 Treffer erzielt - und bei Frankreichs
0:1-Niederlage im EM-Finale gegen Portugal maßlos enttäuscht. Die 18
Bundesligisten haben mit rund 480 Millionen Euro weniger als halb so
viel für neue Spieler ausgegeben. Doch auch hierzulande gilt: Der
Profifußball muss darauf achten, sich nicht von seinen Anhängern, von
denen er letztlich lebt, zu entfremden. Sonst könnte er wie
Ringelnatz'' Fußballwahnsinniger enden. Der wollte am Schluss die
ganze Erdkugel kicken, ging in die Luft - und hat sich dabei "selbst
verpufft".



Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218

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Datum: 25.08.2016 - 19:01 Uhr
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