"ttt - titel thesen temperamente" (MDR)
am Sonntag, 21. August 2016, um 23:35 Uhr
(ots) - Die Themen:
Die Wohnungsnot in der Hauptstadt
Auf den Wohnungsmärkten in Deutschlands Großstädten herrscht
Ausnahmezustand. In den deutschen Großstädten werden Menschen aus
ihren Wohnungen vertrieben - von internationalen Großinvestoren, die
ganze Straßenzüge aufkaufen, die Wohnungen modernisieren, Mieten
hochsetzen oder sie in Eigentumswohnungen zu horrenden Preisen
verwandeln. In Berlin wird nahezu an jeder Ecke saniert, bei
Wohnungsbesichtigungen geht es zu wie auf Volksfesten. Der
Filmemacher Andreas Wilcke hat den Immobilien-Ausverkauf vier Jahre
mit seiner Kamera begleitet - er zeigt eine Stadt, deren öffentlicher
Grund und Boden und kommunale Wohnungsbestände weitestgehend verkauft
worden sind. Deren Politiker sich aus der Wohnungsfrage verabschiedet
haben. Er trifft Mieter, die nicht ausziehen wollen und Menschen, die
sich trotz ihres guten Einkommens die Mieten in ihrem Viertel nicht
mehr leisten können. Der Film "Die Stadt als Beute" erzählt von der
deutschen Hauptstadt, in der es bald so seelenlos aussehen könnte wie
in manchen Ecken von Paris oder London. Autor: Ulf Kalkreuth
James Rebanks: Mein Leben als Schäfer
Ein Schäfer aus dem Lake District ist Englands derzeit
erfolgreichster Buchautor: James Rebanks. In seinem Buch "Mein Leben
als Schäfer" schreibt er über die Liebe zum Land und zu einem uralten
Beruf, er erzählt ohne jede Romantisierung vom Schäferhandwerk, von
der Tradition, die in seiner Familie schon Generationen überlebt hat.
Als "herdyshepherd " twittert Rebanks digitale Postkarten von seinen
Tieren und der Natur - 80.000 Menschen folgen ihm. Warum wollen
ausgerechnet jetzt so viele Briten davon lesen, wie ein Mann seine
Schafe hütet? "In unserem Leben als Schäfer", sagt Rebanks, "geht es
nicht immerzu ums Ich. Hier bist du Teil einer Gemeinschaft. Du
arbeitest da in den Bergen, mit den Schäferhunden. Du bist Teil eines
Wir." "ttt" hat in England Schafe gehütet und mit James Rebanks über
die Briten und ihre Sehnsüchte gesprochen. Autor: Andreas Lueg
Kleine Geste, ganz große Aufregung
Die Debatten um den verweigerten Handschlag von muslimischen
Männern gegenüber Frauen reißen nicht ab. "Ungehobeltes Verhalten""
"frauenverachtend", "gerichtet gegen unsere demokratischen Werte"
lauten die Schlagzeilen in den Medien. Erneut geraten in Deutschland
lebende Muslime unter Generalverdacht, sich den hiesigen kulturellen
Werten und emanzipatorischen Errungenschaften entziehen wollen.
Weitet man den Blick über Deutschland hinaus, wird schnell klar: Der
Handschlag zwischen den Geschlechtern gehört nicht überall zu den
anerkannten und obligatorischen Begrüßungsritualen zwischen Männern
und Frauen. Zum Beispiel nicht bei den orthodoxen Juden in Israel.
Die Region bündelt wie in einem Brennglas die Krisen der Welt. Die
Art der Begrüßung ist im Nahen Osten alles andere als eine
Nebensache. Wer hier wem überhaupt die Hand reicht und wer wem auf
keinen Fall - Meir Seidler, Professor für jüdische Philosophie in Tel
Aviv, und der jüdisch-orthodoxe Filmemacher Ori Gruder geben Auskunft
über die politisch-religiöse Brisanz dieses an sich harmlosen
Rituals. Autor: Tilman Jens
Weimar in Kalifornien
Eine Villa am Pazifik westlich von Los Angeles: hier war einmal
ein Treffpunkt der von Hitler vertriebenen Schriftsteller. Ihr
Sprecher, ihre Gallionsfigur Thomas Mann ließ sich diese luxuriöse
Residenz im Bauhausstil bauen und lebte hier von 1942 bis 1952. Jetzt
wird diese Villa zu einem Preis von 15 Millionen Dollar zum Kauf
angeboten, und es ist zu erwarten, dass das Haus abgerissen wird. Das
wäre ein unwiederbringlicher Verlust, sagen deutsche
Kulturschaffende und Wissenschaftler. In dem Haus entstanden nicht
nur Romane wie "Doktor Faustus" Teile des Josephus-Romans. Hier
trafen sich auch Hitler-Gegner wie Adorno, Schönberg, Feuchtwanger
und Heinrich Mann, hier entstanden antifaschistische Radiosendungen.
Vor allem ist die Villa in Pacific Palisades der einzig erhaltene
Wohnort des wohl größten deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts,
nachdem das Geburtshaus in Lübeck und die Münchener Villa abgerissen
wurden und das letzte Domizil in Küsnacht privat genutzt wird. Die
Bundesregierung möge die Thomas Mann Villa erwerben und als einen
lebendigen Ort der Erinnerung und des kulturellen Diskurses
betreiben, fordern Vertreter des kulturellen Lebens. Doch die
zuständigen Ministerien schweigen eisern. "ttt" geht der großen
Geschichte dieser Villa nach und fragt Politiker und Experten nach
der Zukunft dieses Anwesens. Autor: Reinhold Jaretzky
Goldzug gesucht
Goldrausch in Walbrzych, einem kleinen Ort im niederschlesischen
Eulengebirge. Die Region im polnischen Westen ist magischer
Anziehungspunkt für Tausende von Schatzsuchern und zehntausende
Touristen. Sie alle kommen, um den sogenannten "Goldzug" zu finden,
der hier in einem Tunnel aus dem Zweiten Weltkrieg versteckt sein
soll. Seitdem zwei deutsche Hobbyhistoriker im Sommer 2015
verkündeten, mithilfe von Bodenradar Spuren des Zuges entdeckt zu
haben, schießen die Spekulationen ins Kraut. Von bis zu 300 Tonnen
Gold ist die Rede, auch das verschollene Bernsteinzimmer soll sich
hier befinden. Die Tunnelanlage gehört zum Projekt "Riese", einem
gigantischen unteririschen Komplex, der von den Nazis als
Führerhauptquartier und Atombomben-Forschungszentrum angelegt worden
sein soll. Bis heute sind Zweck und Ausmaß der Anlage kaum erforscht.
Den Fund eines "Goldzuges" halten Historiker für unwahrscheinlich.
Doch ihre Zweifel tun der Goldgräberstimmung keinen Abbruch. Für die
von Arbeitslosigkeit betroffene Region sind die Spektakel um den
"Goldenen Zug" längst zur Goldgrube geworden und die
Hinterlassenschaften der Nazis ein Tourismusmagnet. Im
Freilufttheater werden Szenen der deutschen Besatzung nachgestellt.
Das alles könnte ein Ende finden, wenn sich herausstellen sollte,
dass es den "Goldzug" nicht gibt. In diesen Tagen haben die
Ausgrabungen begonnen. Autor: Rayk Wieland
Moderation: Evelyn Fischer
Redaktion: Matthias Morgenthaler, Rayk Wieland (MDR)
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste
Tel.: 089/5900-23876, E-Mail: agnes.toellner(at)DasErste.de
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 19.08.2016 - 10:39 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1390965
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
München
Telefon:
Kategorie:
Kunst & Kultur
Anmerkungen:
Dieser Fachartikel wurde bisher 71 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
""ttt - titel thesen temperamente" (MDR)
am Sonntag, 21. August 2016, um 23:35 Uhr
"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
ARD Das Erste (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).