Erträge mit Firmenkunden fallen auf tiefsten Stand seit 2009 (FOTO)
(ots) -
- Profitabilität des Corporate-Banking in Deutschland sinkt im
zweiten Halbjahr 2015 deutlich
- Zins- wie Provisionsüberschuss der Banken stehen unter Druck
- Kreditmarge bewegt sich nahe historischen Tiefstständen
- Verschärfte Regulierung führt zu weiter steigenden
Verwaltungskosten
Nach einem traditionell stärkeren ersten Halbjahr 2015 und der
damit verbundenen temporären Entspannung hat sich die Lage im
Firmenkundengeschäft der deutschen Banken wieder verschärft. Der
Bain-Corporate-Banking-Index fiel in den beiden Dimensionen Ertrag
und Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte 2015 und liegt nun
beim Ertrag nahe des Indexwerts der ersten sechs Monate des Jahres
2009, als die Banken weltweit mit den Folgen der Finanzkrise zu
kämpfen hatten (Abbildung 1). Anders als noch im ersten Halbjahr 2015
konnten die Banken ihr schwaches Zinsergebnis bis zum Jahresende
nicht mehr durch höhere Provisionseinnahmen kompensieren.
Die Nachfrage nach Krediten ist seit 2011 stabil, das
Kreditvolumen liegt bei rund 1 Billion Euro. Doch die
durchschnittliche Kreditmarge schrumpft seitdem kontinuierlich: von
1,9 auf zuletzt 1,4 Prozent. Damit liegt sie nur noch 0,1
Prozentpunkte über den historischen Tiefstständen von 2008. Dr.
Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company und
Corporate-Banking-Experte, weist auf erhebliche Unterschiede
innerhalb der Branche hin: "Einzelne Institute erzielen mit
Kernkunden im Kreditgeschäft weiterhin durchaus attraktive Renditen.
Ihr effizienter und fokussierter Vertrieb zahlt sich hier sichtbar
aus."
Höhere Effizienz ist umso wichtiger, da die Verwaltungskosten im
Firmenkundengeschäft unverändert steigen. Das liegt vor allem an der
Anpassung der Tarifgehälter sowie der Umsetzung neuer regulatorischer
Anforderungen. In der Folge steigt die Cost-Income-Ratio auf 43
Prozent und ist damit so hoch wie noch nie seit der Jahreswende
2008/2009 (Abbildung 2).
Eigenkapitalrendite sinkt auf 14 Prozent vor Steuern
Entlastet wurde das Ergebnis auch im zweiten Halbjahr 2015 durch
eine Kreditrisikovorsorge weit unter dem langjährigen Durchschnitt.
Die Banken profitieren nach wie vor von der robusten Konjunktur und
den rückläufigen Firmeninsolvenzen. Das reicht allerdings nicht aus,
um den Profitabilitätsverfall zu stoppen. Besonders augenscheinlich
wird dieser bei der Eigenkapitalrendite vor Steuern: Mit 14 Prozent
ist sie im zweiten Halbjahr 2015 auf das niedrigste Niveau seit
Überwindung der Finanzkrise gesunken. "Die Banken kämpfen im
Firmenkundengeschäft nicht nur mit schwindenden Erträgen und
steigenden Kosten", stellt Dr. Christian Graf fest, Principal bei
Bain & Company und Co-Autor der Studie. "Sie müssen auch ihr
Eigenkapital stärken, was die Rendite zusätzlich belastet."
Ertragssituation stabilisieren und neue Potenziale erschließen
Die deutschen Banken durchlaufen derzeit eine weitere Runde von
Kostensenkungen. Werden diese konsequent und nachhaltig umgesetzt,
können sie die nötige Entlastung verschaffen. Mittel- und langfristig
aber müssen die Institute Wege finden, ihre Ertragssituation zu
stabilisieren und neue Gewinnpotenziale zu erschließen. Mit einer
konsequenten, vom Kunden her gedachten Digitalisierung kann es
gelingen, sich vom Wettbewerb abzusetzen.
"Corporate-Banking bleibt attraktiv", so Bain-Partner Huber.
"Dafür sprechen die immer noch zweistelligen Eigenkapitalrenditen.
Doch nur mit neuen strategischen Ansätzen und höchster Effizienz
können die Banken in diesem Markt auf Dauer bestehen."
Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick
Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt
rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland
tätigen Banken ab und konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem
Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden
Segmentberichterstattung. Bei der erstmaligen Erstellung erfasste
Bain für die Jahre 2007 bis 2012 zahlreiche Rohdaten jeder einzelnen
Bank, darunter die Erträge (Zins- und Provisionsüberschuss), die
Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die Kreditrisikovorsorge, die
Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das Eigenkapital und das
Kreditvolumen. Die Wahl des Ausgangsjahrs 2007 ermöglicht Vergleiche
zwischen dem letzten Jahr vor Ausbruch der globalen Finanzkrise und
der aktuellen Situation.
Sämtliche Rohdaten untersuchten die Bain-Experten auf
Einmaleffekte, die sich beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen
im Reporting ergeben, und bereinigten die Datenreihen entsprechend.
Danach erfolgte eine Aggregation der Daten pro Bank, bevor sie mit
einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den Gesamtindex einflossen.
Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt sicher, dass
Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht die Darstellung des
Index im Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung wurden die Daten
Robustheitschecks anhand vorhandener Studien und weitergehenden
Analysen von Bain unterzogen und zum Teil um weitere Datenpunkte
ergänzt.
Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei
Ausprägungen: den Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im
Zeitverlauf einen hervorragenden Überblick über die
Geschäftsentwicklung im Corporate-Banking und lassen sich als
Benchmark für jedes einzelne Finanzinstitut nutzen.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.400 Mitarbeiter, 750 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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Datum: 09.08.2016 - 09:30 Uhr
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