Wie Kühe zu ihren Namen kommen
(ots) - Familie Fuchs hat seit zehn Jahren einen
bekannten Skistar im Stall stehen. Wie das geht? Als Milchkuh
"Schildi" zur Welt kam, war Sohn Martin sechs Jahre alt und ein
großer Fan der damaligen österreichischen Skirennläuferin Marlies
Schild. Da seine Eltern ihm das kleine Kalb schenkten, durfte er sich
den Namen aussuchen. Und der kleine Junge musste nicht lang
überlegen.
Es ist Tradition, dass Milchkühe Namen bekommen, so wie bei
Familie Fuchs auf dem Biobauernhof Fleckl im Brixental. Und es gibt
viele, manchmal kuriose Regeln, nach denen die Bauern die Namen
vergeben. Während das Vieh in der industrialisierten
Massentierhaltung, wo hunderte Kühe dicht an dicht im Stall stehen,
oft nur noch mit Nummern versehen wird, pflegen kleine bäuerliche
Betriebe noch den individuellen Umgang mit den Tieren. In Tirol, das
landwirtschaftlich von kleinen Bergbauernhöfen geprägt ist, werden
Milchkühe also meist noch mit Namen angesprochen.
"Der Name eines Kalbes hat bei uns meist einen Bezug zur Mutter",
sagt Bauer Josef Fuchs, der auf dem Flecklhof für das Vieh zuständig
ist. In der Regel würde der Name denselben Anfangsbuchstaben haben,
wie jener der Mutter. "So behält man die Abstammung im Auge", sagt
der 48-Jährige. "Das ist wichtig, denn die Jungen haben meist die
gleichen Macken wie die Alten. So ähnlich wie bei den Menschen.
30 Rinder hat Josef Fuchs in seiner Obhut, 14 davon sind
Milchkühe. Sie heißen Wilma, Wetty, Erna oder Gretel. Einige sind
auch nach typischen Alpenblumen wie Edelweiß oder Enzian benannt.
"Frauennamen waren früher gar nicht so üblich", sagt Fuchs.
Stattdessen hätte man schon mal eine Donau oder Salzburg im Stall
vorgefunden. Städte- oder Flüssenamen seien bei Kühen durchaus
verbreitet gewesen.
Die auf manchen Höfen übliche Gepflogenheit, Rinder nach
Familienmitgliedern zu benennen, kommt für Josef Fuchs nicht in
Frage. "Es kann immer vorkommen, dass Frauen nicht gut darauf zu
sprechen sind, auf den selben Namen wie eine Kuh zu hören", sagt er
und lacht, teilweise auch heute noch.
Fuchs kennt jede einzelne seiner Milchkühe, ihre äußerlichen
Eigenheiten und Charakterzüge. "Man bekommt eine andere Beziehung zu
den Tieren, wenn man sie immer mit Namen anspricht", sagt er. Die
Kühe hätten das gern, sie würden ihre Namen kennen und sich
angesprochen fühlen. "Sie sind dann auch handzahmer", so Fuchs.
Scheue Rinder, die Angst haben, könnten gefährlich werden.
Im Frühsommer, sind die Kühe auf der Alm in der Kelchsau, eine
Gemeinschaftsalm, die sich Familie Fuchs mit anderen Bauern teilt. 50
Kühe grasen dort oben auf 1.400 Meter Meereshöhe, ein Senner kümmert
sich ums Melken. Fällt der Abschied beim Almauftrieb manchmal schwer?
Nein, das sei eigentlich ganz angenehm, sagt Bauer Fuchs. "Im
Frühjahr wird es oft stressig. Da kommen wir mit der Arbeit kaum mehr
zurecht." Sich nicht jeden Tag um die Kühe kümmern zu müssen, sei
eine Erleichterung.
Josef Fuchs betreibt die Milchkuhhaltung vor allem aus
Leidenschaft. Und, weil er die Landwirtschaft erhalten will. "Wenn
wir aufhörten, würde keiner weitermachen", sagt er. Durch den
niedrigen Milchpreis sei das Geschäft eigentlich völlig unrentabel.
Die anderen wirtschaftlichen Standbeine des Hofs, vor allem die
Vermietung der zwei Ferienwohnungen, würden etwaige Verluste aber
auffangen. Zum Glück für die Kühe. Zur Freude der Familie.
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Datum: 08.08.2016 - 09:22 Uhr
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Sie heißen Alma oder Wetty. Die Namensvergabe folgt bei Milchkühen ganz nach eigenen Regeln und ermö
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