Chemie 4.0: Digitaler Wandel wirkt sich stark auf die Wettbewerbsfähigkeit der Chemieindustrie aus - Unternehmen unter Zugzwang
(ots) -
- Roland Berger-Umfrage: 60 Prozent der Unternehmen haben erkannt,
dass sie eine digitale Strategie brauchen
- Der Hälfte der Firmen fehlt aber die notwendige Kompetenz und
Expertise für den digitalen Wandel
- Evolution oder Revolution? Ein kombinierter Ansatz verspricht am
meisten Erfolg
Die Chemieindustrie tritt in ein neues Zeitalter: Waren in den
vergangenen Jahren vor allem Übernahmen und Fusionen im Bereich der
Life Sciences ein beherrschendes Thema, geht die Branche nun mit
großen Schritten in Richtung Digitalisierung. Die Zahl der digitalen
Innovationen, die Einfluss auf die Chemieindustrie haben, wächst
laufend: Sensoren beispielsweise überwachen in Echtzeit
Produktqualitäten, die Präzisionslandwirtschaft verändert den Einsatz
von Agrarchemikalien, 3D-Druck und andere digitale Werkzeuge schaffen
neue Produktionsverfahren. Ähnlich wie die verarbeitende Industrie
mit Industrie 4.0 erlebt nun auch die Chemiebranche einen
durchgreifenden Wandel. Welche Chancen und Herausforderungen das für
Unternehmen bringt, beschreiben die Experten von Roland Berger in
ihrer neuen Publikation "Master the maze - Formulating a winning
digital strategy in chemicals".
Die Chemiebranche ist eine wichtige Säule der globalen Wirtschaft.
Ihr weltweites Geschäftsvolumen beträgt heute rund 2,3 Billionen Euro
und dürfte bis 2035 weiter auf 5,6 Billionen Euro wachsen. Doch damit
diese wichtige Industrie von ihrem Wachstum profitieren kann, sollte
sie sich zukunftsfest aufstellen. "Bisher entscheiden die Optimierung
von Produktionsanlagen oder die Preisgestaltung über den Erfolg von
Chemieunternehmen", sagt Carolin Griese-Michels, Partner von Roland
Berger. "Parallelen zur digitalen Welt der Internetunternehmen sind
dabei auf den ersten Blick schwer auszumachen."
Doch die dramatischen Auswirkungen der Digitalisierung in anderen
Branchen haben auch die meisten Chemie-CEOs für die Thematik
sensibilisiert. "Die Entscheider haben erkannt, dass digitale
Technologien das Potenzial haben, die Chemie-Wertschöpfungskette
dauerhaft zu verändern - von Forschung und Entwicklung über die
Lieferkette und Produktion bis hin zu Marketing und Vertrieb", sagt
Philipp Leutiger, Partner von Roland Berger.
Herausforderung: Hype und Realität trennen
In einer Umfrage von Roland Berger gaben fast 60 Prozent der
befragten Chemieunternehmen an, Bedarf für eine digitale Strategie zu
haben. Gleichzeitig verfügt die Hälfte der Befragten über keine oder
nur wenig Kompetenzen, um die Chancen der digitalen Transformation
tatsächlich nutzen zu können. "Das ist aber entscheidend für
Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen", erklärt
Griese-Michels: "Es geht nicht nur darum, innovative Technologien
anzuwenden. Vielmehr ist die zentrale Frage, wie Firmen die Realität
vom Hype trennen können und wie sie die richtige Herangehensweise
finden. Kurz: Was ist der Schlüssel zum Erfolg im digitalen Nebel."
Dabei haben Chemiekonzerne zwei Optionen: einerseits Evolution,
also Anpassung der bestehenden Technologien und Strukturen, und
andererseits Revolution, also komplette Veränderung der
konventionellen Branchenstrukturen mit durchschlagenden Innovationen
oder Prozessen. Laut der Roland-Berger-Umfrage haben rund zehn
Prozent der Chemieunternehmen sich noch nicht entschieden, welche
Möglichkeit sie wählen wollen; sie befinden sich noch in der
Analysephase. Rund 70 Prozent gehen den evolutionären Weg mit einer
schrittweisen digitalen Transformation. Die revolutionäre Variante
ist dagegen für die meisten Firmen nicht passend und wird nur von
einzelnen Unternehmen im Vertrieb genutzt.
Kombination aus Evolution und Revolution
Einen dritten und am meisten Erfolg versprechenden Weg sehen die
Roland Berger-Experten in der Kombination aus Evolution und
Revolution. Rund 20 Prozent der befragten Firmen lassen sich bisher
hier einordnen, meist Spezialchemie-Unternehmen, die sich auf
einzelne Abnehmerbranchen fokussieren. "Sie haben eine Vision, das
heißt, sie erkennen, wo auf ihrer Wertschöpfungskette Chancen
brachliegen und nutzen gezielt digitale Technologien, um einerseits
evolutionär Verbesserungen voranzutreiben und andererseits in
ausgewählten Bereichen neue revolutionäre Wettbewerbsvorteile zu
erreichen", sagt Griese-Michels. "So bleiben sie in ihrer Branche
führend und treiben gleichzeitig die Veränderung des Marktes in ihrem
Sinne voran."
Das Problem: In der Chemiebranche mit ihrer großen Bandbreite an
Produkten und Anwendungen gibt es keine allgemein gültige Vision und
Handlungsanweisung für diesen Weg. Vielmehr muss jedes Unternehmen
sein eigenes Bild von der Zukunft entwickeln und dann die richtigen
Maßnahmen setzen, um es zu erreichen. Dafür ist eine systematische
Herangehensweise sehr hilfreich.
In drei Schritten zum digitalen Wandel
Damit Chemieunternehmen die Chancen der Digitalisierung für sich
optimal nutzen können, empfehlen die Roland Berger-Experten drei
wesentliche Schritte:
Kernkompetenzen definieren und Zukunftsvision entwickeln:
Unternehmen sollten vorerst ihre Kernkompetenzen definieren und sie
mit den Bedürfnissen des Markts abgleichen. Dabei sollten sie auch
ihre digitalen Fähigkeiten bei Themen wie Forschung und Entwicklung,
Produktion, Lieferkette, Marketing und Vertrieb unter die Lupe
nehmen. Außerdem sollten sie Branchentrends, Kundenbedürfnisse,
Wettbewerber und Technologien beobachten und mithilfe von Experten
aus verschiedenen Bereichen - Zukunftsforschern, Innovatoren,
Unternehmern, eigenen Managern, Stakeholdern und Kunden -
Zukunftsszenarien entwerfen.
Digitale Ansatzpunkte mit Geschäftsrelevanz: In der zweiten Stufe
geht es darum, mögliche Ansatzpunkte für digitale Maßnahmen entlang
der Wertschöpfungskette der chemischen Industrie zu identifizieren.
So können Unternehmen eine optimale digitale Agenda festlegen.
Digitale Hubs für die Umsetzung: Schließlich sollten
Chemieunternehmen ihre digitale Agenda intern kommunizieren und die
nötigen Kompetenzen für die Umsetzung festlegen. Zentrale Aufgabe ist
dabei die Veränderung der Unternehmenskultur.
"Die digitale Transformation ist für die Unternehmen der
Chemieindustrie wie für alle anderen Branchen ein Trend, dem sie sich
nicht verschließen dürfen, wenn sie auch in Zukunft im Wettbewerb
bestehen wollen", fasst Roland Berger-Experte Philipp Leutiger
zusammen. "Je früher sie sich damit befassen und eine Strategie für
den digitalen Wandel ihres Geschäfts entwickeln, desto eher können
sie die vielversprechenden Chancen nutzen, die sich daraus ergeben."
Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
www.rolandberger.de/pressemitteilungen
Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit
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Datum: 26.07.2016 - 10:00 Uhr
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