MiFID II: Banken sorgen sich um Folgekosten der Regulierung
(ots) - Die Umsetzung der MiFID-II-Richtlinie bei Banken
in Deutschland pausiert. Der Grund: Der Starttermin wurde auf Januar
2018 verschoben. Der Readiness-Index, der den Status misst, erreicht
daher nur 27 Prozent, lediglich fünf Prozentpunkte mehr als vor neun
Monaten. Die Banken und Sparkassen sind damit kaum besser auf die
Umsetzung der Richtlinie vorbereitet als vor neun Monaten. Sie
konzentrieren sich derzeit auf die Einschätzung der Folgeaufwände der
neuen Regelungen. Mehr als neun von zehn Instituten erwarten hohe
laufende Kosten und eine Veränderung des Vertriebskonzepts. Das zeigt
die vierte Auflage der Bankenstudie "MiFID II Readiness" der
Unternehmensberatung PPI AG.
Die MiFID II-Experten bei PPI raten dazu, den zusätzlichen
zeitlichen Spielraum bis zur Umsetzung der Richtlinie in rund 1,5
Jahren zu nutzen. Daher rückt bei den Banken und Sparkassen der Fokus
auch zunehmend weg von der Vorbereitung hin zur Zeit danach. Die
Umsetzung und Einhaltung der Richtlinie mit ihren Folgekosten macht
ihnen Kopfzerbrechen. Alle befragten Institute rechnen mit hohem
Aufwand zur Anpassung der IT-Systeme als größte Konsequenz von MiFID
II. 96 Prozent glauben an höhere laufende Kosten ab 2018. Die
Schätzung haben sie im Vergleich zur Befragung im August 2015 nach
oben korrigiert. 75 Prozent der Institute gehen davon aus, dass sich
die Einhaltung der neuen Regeln für Beratungs- und Telefonprotokolle
deutlich verteuern wird. Diese Einschätzung teilten 2014 und 2015 nur
56 Prozent. Mehr als jedes zweite Institut fürchtet die Folgekosten
bei der laufenden Überprüfung der Eignung von empfohlenen
Finanzprodukten. Sorge bereiten den Unternehmen zudem die höhere
Frequenz, in der finanzmarkt- und anlegerspezifischen Performance
Reports in Zukunft erstellt werden müssen.
Aufwand der Richtlinie größer als Nutzen
"Für viele Banken steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum
Nutzen. Denn die Entscheider in den Geldhäusern zweifeln an dem
Erfolg der Richtlinie und fürchten Einschränkungen ihrer
Geschäftsmodelle sowie den Wegfall von Einnahmequellen", sagt
Christian Appel, Partner bei PPI. Zwei Drittel der Befragten rechnen
nicht damit, dass das verlorengegangene Vertrauen der Kunden durch
die Einführung von MiFID II zurückgewonnen werden kann. 86 Prozent
können in der neuen Richtlinie nur negative Auswirkungen und
keinerlei Chancen in Form neuer Geschäftsfelder sehen. Und 43 Prozent
sehen sogar konkret Einnahmequellen wegfallen. 93 Prozent der
Befragten rechnen damit, dass MiFID II ab 2018 die Vertriebskonzepte
durcheinanderwirbeln wird. Produkte zu Festpreisen werden weniger,
auch komplexe Produkte, wie Optionsscheine und Zertifikate sollen
seltener angeboten werden. Denn für 94 Prozent der Institute haben
die neuen Transparenzrichtlinien für komplexe Produkte eine
kostenintensive Umstellung von Systemen und Prozessen zur Folge. Die
höchsten Erlösausfälle erwarten die Institute durch die Einschränkung
der Vertriebsprovision. Den bedeutendsten Aufwand für die Umsetzung
transaktionsbezogener Anforderungen erwarten die Banken durch die
Pflicht zur Aufzeichnung der Kommunikation bei Ordererteilung und der
Einhaltung der neuen Transparenzanforderungen.
Umsetzung aufgeschoben
Angesichts dieser Aussichten haben es die Banken und Sparkassen
mit der Umsetzung nicht übermäßig eilig. Nachdem der Termin für die
Anwendung der Richtlinie um ein Jahr verschoben wurde, pausiert jedes
vierte Institut mit dem gesamten Umsetzungsprozess, 63 Prozent nehmen
sich mehr Zeit für die Umsetzung. Seit der Erhebung vor neun Monaten
haben die Banken ihre MiFID II-Readiness um lediglich fünf
Prozentpunkte auf 27 Prozent verbessern können. Trotz
Terminverschiebung liegen sie damit noch weit unter dem avisierten
Soll-Wert von 55 Prozent. "Ohne Aufschub hätten sie jetzt bereits bei
80 Prozent stehen müssen. Das sollte den Verantwortlichen zu denken
geben", sagt Studienleiter Christian Appel von PPI.
Über die Studie "MiFID II Readiness"
Die Studie "MiFID II-Readiness - Stand der MiFID II-Umstellung in
Banken" der PPI AG beschreibt den Status quo der Umsetzung der
Finanzmarktrichtlinie MiFID II und zeigt strategische
Handlungsoptionen auf. Im Mai 2016 wurden inzwischen zum vierten Mal
MiFID-II-Verantwortliche aus 50 Kreditinstituten befragt. Die
vorherigen Befragungen fanden im September 2014, März 2015 und August
2015 statt. Auf Basis der Angaben zur bisherigen Laufzeit und zur
geplanten Fertigstellung wird der "MiFID II-Readiness-Index"
ermittelt, der den aktuellen Stand der Umsetzung widerspiegelt. Um
ein möglichst umfassendes Bild über den Fortschritt bei der
Einführung von MiFID II in der deutschen Finanzwirtschaft zu
erhalten, wird die Studie in regelmäßigen Abständen bis zum
Inkrafttreten der neuen Richtlinie 2018 durchgeführt. Die Studie kann
unter der folgenden Internetadresse angefordert werden:
http://ots.de/Qd4g0
PPI Aktiengesellschaft
Die PPI Aktiengesellschaft ist seit 30 Jahren an den Standorten
Hamburg, Kiel, Frankfurt, Düsseldorf, München, Paris und Zürich
erfolgreich für die Finanzbranche tätig. 2015 erwirtschaftete das
Unternehmen mit seinen 415 Mitarbeitern 54,3 Millionen Euro Umsatz in
den drei Geschäftsfeldern Consulting, Software-Entwicklung und
Software-Produkte. Im Electronic Banking liegt der Schwerpunkt auf
sicheren und wirtschaftlichen Standardprodukten für die Kommunikation
zwischen Firmenkunden beziehungsweise Privatkunden und ihrer Bank.
Für EBICS-Produkte ist die PPI AG Marktführer in Deutschland. In der
Software-Entwicklung stellt PPI durch professionelle und verlässliche
Vorgehensweise eine hohe Qualität der Ergebnisse und absolute Termin-
und Budgettreue sicher. Das Consulting-Angebot erstreckt sich von der
strategischen über die bank- und versicherungsfachliche bis zur
IT-Beratung.
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Datum: 21.07.2016 - 09:30 Uhr
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