NOZ: Intendant der Elbphilharmonie bekennt Schwäche in der Personalführung
(ots) - Intendant der Elbphilharmonie bekennt Schwäche
in der Personalführung
Lieben-Seutter: Ich lobe zu wenig - Baukosten erzeugen "besonders
hohen Druck"
Osnabrück. Christoph Lieben-Seutter (52), Intendant der
Elbphilharmonie, gesteht ein Manko in der Personalführung. "Hier wird
nicht rumgebrüllt, aber es wird auch zu wenig rumgelobt", sagte er
der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe). "Selbst wenn Leute
etwas supergut machen, sehe ich viele Details, die noch nicht so
perfekt waren, und ich spreche immer von dem, was noch nicht so
rundläuft, und zu wenig von dem, was schon super klappt." Doch
Lieben-Seutter scheint trotzdem das richtige Team für die Eröffnung
der Elbphilharmonie gefunden zu haben. Es glaube wie er "an die
Sache" und sei hoch motiviert.
Allerdings kannte Lieben-Seutter in der langen Bauphase der
Elbphilharmonie durchaus Momente der Verzweiflung. "Die erste
Erschütterung war, dass das Bauprojekt so auf den Weg gebracht worden
war, dass niemand eine zuverlässige Einhaltung von Terminen
garantieren konnte", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "
Obwohl zu viele offene Fragen im Raum standen, der Planung schlicht
die nötige Tiefe fehlte, waren die Aufträge vergeben worden." Er habe
dann seine Job-Definition angepasst: "Ich bin eben nicht nach Hamburg
gekommen, um ein Konzerthaus zu führen, so wie ich das in Wien
gemacht habe, sondern ich begleite ein einmaliges Projekt, komme, was
da wolle."
Wenn am 11. Januar die Elbphilharmonie nach zehnjähriger Bauzeit
eröffnet wird, sieht sich Lieben-Seutter angesichts der Baukosten
unter "besonders hohem Druck", was die Perfektion des Projekts
betrifft. "Aber es ist nicht legitim, aus den Problemen und den
Kosten des Baus, so unerfreulich und grauenhaft das auch war, eine
Hypothek für den künstlerischen Betrieb zu konstruieren." Der
Eröffnung sieht Lieben-Seutter einigermaßen gelassen entgegen - aber
im Bewusstsein der immensen Herausforderung. "Ob ich da am Schluss,
nachdem alle Gäste gegangen sind, noch fähig bin, mit meiner Frau ein
Bier zu trinken, oder ohnmächtig ins Koma falle - da bin ich sehr
gespannt." Die emotionalsten Momente seien ohnehin andere. "Ich
glaube, die tollsten Momente werden davor sein: die erste akustische
Probe, der erste gelungene Ablauf. Wenn alle Mitarbeiter umgezogen
sind - das sind, glaube ich, die emotionaleren Momente als so ein
hyperaufgeladenes Konzert mit 2000 Ehrengästen."
Wegen all seiner Dienstpflichten als Generalintendant für
Elbphilharmonie und Laeiszhalle verbringt Lieben-Seutter nur eine
knapp bemessene Zeit mit seiner Frau und seinen drei Töchtern. Die
aber nutzt er intensiv: "nicht allzu viel zu Hause, aber wenn, dann
mit höchster Aufmerksamkeit und guter Stimmung. Das klappt recht
gut", sagt er der NOZ. So arbeite er zwar am Wochenende, aber von
zuhause. "Da kann man dann schon einen gemeinsamen Spaziergang machen
oder länger beim Frühstück sitzen. Wir frühstücken überhaupt jeden
Morgen eine halbe Stunde zusammen, das ist sehr wichtig."
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Datum: 16.07.2016 - 07:00 Uhr
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