MAISCHBERGER
am Mittwoch, 8. Juni 2016, um 23:15 Uhr
(ots) - Das Thema:
"Gedopt, gelogen, gewonnen: Wie kaputt ist der Sport?"
Ist es noch die schönste Nebensache der Welt oder schlicht und
einfach "Organisierte Kriminalität"? Kurz vor der Fußball-EM und den
Olympischen Sommerspielen wird die Sportwelt mit immer neuen
Enthüllungen erschüttert: Wurde Doping in Russland flächendeckend
organisiert - auch mit staatlicher Billigung oder Unterstützung? Die
ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Showdown für Russland" zeigt,
dass es nicht nur um Leichtathletik und Olympia geht: Ausgerechnet
ein Doping-Fall im Fußball scheint darauf hinzuweisen, dass
vielleicht sogar der russische Sportminister selbst Teil der
Vertuschungsstrukturen sein könnte. Die Sport-Großmacht Russland
steht an einem Scheideweg: Den russischen Leichtathleten droht der
Ausschluss von den Olympischen Spielen in Rio. Welche Folgen für den
Sport würde das haben? Wäre das ein wirkungsvoller Schlag gegen das
weltweite Doping?
Die Gäste:
Hajo Seppelt (ARD-Dopingexperte) Ivan Rodionov (russischer
Journalist) Michael Vesper (Vorstandsvorsitzender Deutschen
Olympischen Sportbundes) Prof. Dr. Perikles Simon (Sportmediziner)
Ines Geipel (ehemalige Leichtathletin und Dopingopfer) Peter Neururer
(Fußballtrainer)
Hajo Seppelt
Die ARD zeigt am 8. Juni die neue Dokumentation des Filmemachers:
"Geheimsache Doping - Showdown für Russland". Seine Enthüllungen
weisen darauf hin, dass in Russland in Sachen Doping noch immer alles
unverändert scheint und nicht nur die Leichtathletik sondern auch der
Fußball Teil der Dopingstruktur ist. Kurz vor Beginn der
Fußball-Europameisterschaft an diesem Freitag werfen die Recherchen
von Hajo Seppelt gar die Frage auf, ob ranghohe russische Beamte,
vielleicht sogar der russische Sportminister selbst, Teil der
Vertuschungsstrukturen im Doping sind. Bereits vor zwei Jahren
enthüllte der Journalist in einer weltweit Aufsehen erregenden
Dokumentation ein betrügerisches Dopingsystem russischer
Leichtathleten, denen deshalb jetzt der Ausschluss von den
Olympischen Sommerspielen in Rio droht. "Die russischen
Leichtathleten haben es nicht verdient, an den Spielen teilzunehmen."
so Hajo Seppelt.
Ivan Rodionov
Der Vorwurf erschütterte vor wenigen Wochen die gesamte Sportwelt:
Die russische Regierung, der Geheimdienst, Athleten und
Dopingspezialisten hätten in einem gemeinsamen Komplott Dopingproben
manipuliert, um bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi viele
Siege zu erringen. Der Chefredakteur des russischen Fernsehsenders
"RT Deutsch" hält die Enthüllungen des früheren Chefs der russischen
Anti-Doping-Labors für unglaubwürdig. Vertuscht die russische Politik
systematisch Doping der Sportler? Sollen russische Leichtathleten für
die Olympischen Spiele gesperrt werden? Und was würde ein Ausschluss
von Olympia für Russland bedeuten?
Michael Vesper
Die neuen Vorwürfe gegen Russland wegen staatlich gelenkter
Dopingpraktiken bezeichnet er als alarmierend: Es wäre ein "Skandal,
der zu härtesten Konsequenzen führen müsste." Im entschlossenen Kampf
gegen Doping begrüßt der Sportfunktionär eine Nachkontrolle der
Proben auch Jahre später. Das sei eine Abschreckung und Warnung an
alle Athleten, die betrügen, so Michael Vesper, der die Deutsche
Olympiamannschaft als Chef der Mission nach Rio begleitet. Er
verspricht: "Die Sportler können sich nicht sicher fühlen, auch wenn
sie Mittel nutzen, die noch nicht nachweisbar sind."
Prof. Dr. Perikles Simon
"Wir werden in Rio die gedoptesten Spiele erleben, die es je
gegeben hat", fürchtet der Mainzer Wissenschaftler und fordert eine
radikale Reform des Doping-Kontrollsystems. Der Sportmediziner
kritisiert die Qualität der Dopingtests als Volksverdummung. Es seien
keine biomedizinischen Testverfahren: "Wir können entweder
unprofessionell weitermachen wie bisher und irgendwelche kleine
Würstchen, die sich keinen Anwalt leisten können, des Dopings
überführen. Oder wir bauen endlich ein neues System auf", sagt
Perikles Simon.
Ines Geipel
Die ehemalige DDR-Leichtathletin und Weltrekordlerin war selbst
jahrelang Opfer eines staatlich verordneten Zwangsdopings. Ines
Geipel verweist als Vorsitzende der "Doping-Opfer-Hilfe" auf die
schweren gesundheitlichen Schäden der Betroffenen und kritisiert,
dass sich im heutigen Spitzensport nichts gebessert habe: "Wollen wir
wirklich so eine Art Sport, wo wir immer wieder kaputte Seelen und
Körper produzieren?" Die Autorin ("No Limit - Wie viel Doping
verträgt die Gesellschaft") spricht nicht von einem Dopingverdacht,
der auf dem Sport laste, sondern einer "Generalgewissheit" - auch im
Fußball.
Peter Neururer
Kaum ein anderer Trainer kennt die Bundesliga so gut wie er:
Schalke 04, Hannover 96 oder VfL Bochum - 13 Bundesliga-Vereine
trainierte Peter Neururer. Vor acht Jahren schockierte er die
Öffentlichkeit mit der Aussage, dass Doping früher gang und gäbe
gewesen sei. Vor allem Captagon, ein Amphetamin-Derivat, sei unter
Fußballern sehr verbreitet gewesen. Mit der Einführung
flächendeckender Dopingkontrollen seien diese Mittel aber
verschwunden: "Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass es
Doping seit Jahren in den deutschen Bundesligen nicht mehr gibt", so
der Kult-Trainer.
"Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD,
hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH. Im
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Redaktion: Elke Maar (WDR)
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Datum: 07.06.2016 - 12:46 Uhr
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