Opel Zafira Diesel 1,6 CDTi auch auffällig mit falschen CO2-Angaben
(ots) - Gemeinsame Messungen von Deutscher Umwelthilfe,
SPIEGEL und dem ARD-Magazin Monitor ergaben auffallend starke
Abweichungen bei den CO2- und damit Spritverbrauchsangaben - Auch bei
Messungen der französischen Regierungskommission UTAC war der Opel
Zafira negativer Spitzenreiter mit 51,8 Prozent Abweichung bei CO2 -
Steuerschaden durch falsche CO2-Angaben der Autokonzerne erreicht in
diesem Jahr den Wert von 2,2 Milliarden Euro - DUH will
Bundesverkehrsminister Dobrindt zur Veröffentlichung der unter
Verschluss gehaltenen CO2-Messwerte zwingen
Die Adam Opel AG verstößt nicht nur durch illegale Software zur
weitgehenden Abschaltung der Dieselabgasreinigung im Straßenbetrieb
gegen die Zulassungsverordnung. Aktuelle Messungen des Rechercheteams
bestehend aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), dem SPIEGEL sowie des
ARD-Magazins Monitor ergaben bei Labormessungen des Opel Zafira (Euro
6b, EZ 2015 1.6 CDTi, 100 kW) ebenfalls starke Abweichungen bei den
CO2- und damit Spritverbrauchsangaben. Bei einer zur Nachprüfung
veranlassten Untersuchung auf dem Prüfstand des TÜV Nord in Essen hat
der Zafira statt der angegebenen 109 Gramm CO2 pro Kilometer 127 g
CO2/km emittiert.
"Mit der von DUH, Spiegel und Monitor gemessenen Laborabweichung
von 16,5 Prozent liegt das Fahrzeug damit deutlich oberhalb der vom
Bundesgerichtshof entschiedenen Marke von 10 Prozent, ab der
Autohalter Anspruch auf Schadenersatz bzw. Rückabwicklung des Kaufes
haben. Es überrascht, dass der Diesel-Zafira nicht einmal den
Labortest bei CO2 besteht", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
der DUH. "Wir brauchen jetzt sehr schnell die Veröffentlichung der
dem Bundesverkehrsministerium vorliegenden CO2-Messungen für den Opel
Zafira sowie der übrigen auffälligen Fahrzeuge, so dass die
betroffenen Fahrzeughalter ihre Ansprüche gegen die Hersteller
zweifelsfrei begründen können."
Die DUH untersucht derzeit mit ihrem "Emissions-Kontroll Institut"
Struktur und Wirkungsweise der beim Zafira gefundenen, illegalen
Abschalteinrichtungen auch bezüglich der CO2-Emissionen. In zwölf
zwischen dem 5. und 17. Mai 2016 durchgeführten Straßenmessungen auf
einer definierten Referenzstrecke betrugen die Abweichungen bei CO2
im Durchschnitt 43,1 Prozent. Die französische Regierungskommission
UTAC toppt noch diesen Wert: In ihrem Abschlussbericht vom 28. April
2016 dokumentiert sie sogar 51,8 Prozent mehr CO2 bei
Straßenmessungen des Prüfzyklus NEDC. Damit ist der Opel Zafira
Diesel 1,6l sowohl bei den giftigen Stickoxiden (mit eine 11,7-fachen
Überschreitung) als auch beim Klimagas CO2 jeweils negativer
Spitzenreiter unter allen 52 in Frankreich getesteten
Dieselfahrzeugen.
Nach Informationen der DUH sind auch der Untersuchungskommission
des Bundesverkehrsministeriums die hohen CO2-Abweichungen des Opel
Zafira aufgefallen. Unter den laut SPIEGEL 30 Fahrzeugen mit
"auffälligen CO2-Abweichungen" ragt der Opel Zafira besonders heraus.
Doch anders als seine französische Kollegin Royale verweigert
Verkehrsminister Dobrindt bei den ihm vorliegenden CO2-Werten
jegliche Transparenz. Die DUH hat daher ein Rechtsverfahren gegen das
BMVi bzw. das KBA eingeleitet und am 28.4.2016 Antrag auf
Übermittlung der CO2-Werte gestellt.
Auch wenn Opel aktuell im Fokus steht: Das Problem falscher
Spritverbrauchsangaben betrifft alle Autohersteller und ist Folge der
jahrelangen Weigerung der Bundesregierung, die Spritverbrauchsangaben
der Autohersteller im Zulassungsverfahren zumindest stichprobenartig
zu kontrollieren.
Seitdem in Deutschland der CO2-Ausstoß über die Höhe der
Kfz-Steuer entscheidet, melden die Autohersteller immer
unrealistischere CO2- und damit Spritverbrauchswerte an die
Zulassungsbehörden. Gleichzeitig weigert sich das
Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), die Herstellerangaben nachzuprüfen und
falsche Werte zu korrigieren. Als Folge verzichten die Hersteller auf
eine ehrliche Abgasreinigungs- und Spritspartechnik und nutzen ihre
Innovationskraft für immer dreistere Begründungen, warum sie
angeblich auf der Straße schmutziger und spritdurstiger als im Labor
sein dürfen.
DUH-Untersuchungen der TOP-25 Pkw-Zulassungen für das Jahr 2015
haben ergeben, dass die Abweichungen zwischen Herstellerangaben und
Realverbrauch auf durchschnittlich 42 Prozent angewachsen sind. Laut
Transport and Environment (T&E) auf Datenbasis von ICCT schneidet
Mercedes mit der E-, A- und C-Klasse und Abweichungen von jeweils
über 50 Prozent am schlechtesten ab, gefolgt vom 5er BMW mit über 45
Prozent. Nach Berechnungen der DUH betragen die Mehrkosten für den
Autohalter über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs circa 4.000 bis
6.000 Euro. Der finanzielle Schaden durch Steuermindereinnahmen
beträgt allein in diesem Jahr 2,2 Milliarden Euro.
Die DUH fordert seit Jahren die Einrichtung einer von der
Autolobby unabhängigen Stelle beim Umweltbundesamt, die falsche
Spritverbrauchsangaben überprüft, die Einhaltung der Abgasemissionen
kontrolliert und konkreten Beschwerden von Autohaltern nachgeht.
Erfreulicherweise haben sich im April die Umweltministerkonferenz der
Länder sowie Bundesumweltministerin Hendricks einstimmig für dieses
Modell entschieden. Dagegen läuft die Automobilindustrie gemeinsam
mit Bundesverkehrsminister Dobrindt Sturm und setzt darauf, dass die
Kanzlerin im Rahmen ihrer Richtlinienkompetenz wie auch bei allen
früheren Streitfällen im Sinne der Autokonzerne entscheidet.
"Volkswagen, Audi, Skoda, Seat, Porsche, Opel und Fiat sind
zwischenzeitlich in den USA bzw. Europa der Verwendung illegaler
Abschalteinrichtungen überführt, weitere Unternehmen werden in den
kommenden Monaten folgen. Die rechtswidrigen Praktiken betreffen
nicht nur Stickoxide sondern auch das Klimagas CO2 und damit über den
erhöhten Spritverbrauch den Autohalter", so Resch. "Doch anstatt den
Millionen betroffenen Autofahrern bei der Durchsetzung ihrer Rechte
gegenüber den Autokonzernen zu helfen, verweigert Deutschland -
anders als die amerikanische Umweltbehörde EPA - die seit Jahren
vorgeschriebenen behördlichen Kontrollen und wirkungsvolle Sanktionen
und verzichtet auf 2,2 Milliarden Euro Steuereinnahmen."
In den vergangenen Jahren wurden in den USA auch Ford, BMW und
Daimler mit falschen Spritverbrauchsangaben auffällig und mussten
diese auf Druck der US-Behörden korrigieren. Die vom Staat
durchgeführten Kontrollen, die transparente und sofortige
Veröffentlichung der entdeckten Werte und abschreckend hohe Strafen
führen heute in den USA dazu, dass die offiziellen CO2- und damit
Spritverbräuche nur um drei Prozent über den Herstellerangaben
liegen.
In Deutschland dagegen werden seit fünf Jahren die Neufahrzeuge
nur noch auf dem Papier sauberer. Nach offiziellen Angaben des
Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ging der CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte
zwischen 2009 bis 2014 von 154 auf 133 g CO2/km zurück. Korrigiert
man diese offiziellen Werte allerdings um die von Jahr zu Jahr
höheren Abweichungen, stiegen die realen CO2-Emissionen zwischen 2009
und 2014 sogar von 184 g CO2/km auf 186 g CO2/km an.
Mitverantwortlich dafür sind immer stärkere Motoren und der Trend zu
schweren SUVs.
Links:
DUH-Prüfbericht Emissions-Kontroll-Institut zu den NOx und CO2
Messungen Zafira http://l.duh.de/p200516
DUH-Grafik Abweichung CO2-Angaben 2000-2015
http://l.duh.de/p200516
DUH-Grafik Realemissionen 2009-2014: http://l.duh.de/p200516
Die ICCT-Studie "From laboratory to road: a 2015 update":
http://l.duh.de/icct2015
Die T&E-Studie "Mind the Gap 2015": http://l.duh.de/te2015
Französischer Prüfbericht: http://l.duh.de/p200516
Pressekontakt:
Jürgen Resch | DUH-Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170 | E-Mail: resch(at)duh.de
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Datum: 20.05.2016 - 10:47 Uhr
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