NOZ: Nicole: Jamie-Lee wird beim ESC nicht untergehen
(ots) - Nicole: In Israel stand für mich die Erde still
Deutschlands erste ESC-Gewinnerin über Angst vor dem Gewinnen und
ihre besondere Beziehung zu Israel - "Jamie-Lee wird nicht in der
Masse der blonden Damen mit langen Mähnen und kurzen Röckchen
untergehen"
Osnabrück. Deutschlands erste ESC-Gewinnerin Nicole Seibert ("Ein
bisschen Frieden") denkt mit großer Freude an ihren Sieg in Harrogate
1982 zurück, aber auch an die quälende Zeit vor dem Auftritt: "Beim
Gang zur Bühne, der etwa zweieinhalb Minuten dauerte, gingen mir alle
möglichen Gedanken durch den Kopf: Was wäre, wenn wir gewinnen? Will
ich das überhaupt? Was wäre, wenn ich jetzt einfach streike? Ich
wusste, dass ich nach einem Sieg permanent auf Reisen sein würde",
sagte die 51-Jährige in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Samstag). "Es endete damit, dass mir irgendwann eine innere
Stimme sagte: ,Du bist doch nicht diesen langen, weiten Weg gegangen,
um jetzt zu kneifen und dein Land zu verraten.'' Ich ging also doch
raus und wollte sie alle wegfegen."
Der Sieg werde für sie unvergesslich bleiben, fast noch mehr denke
sie jedoch an einen Tag danach zurück: "Nach dem Grand-Prix-Sieg bin
ich von der israelischen Regierung nach Israel eingeladen worden, um
dort vor Soldaten ,Ein bisschen Frieden'' zu singen. Das war solch
eine große Geste. Eine Riesenehre für mich: Die Jungen und Mädchen
waren 17,18, 19 Jahre alt, alle schwer bewaffnet. Sie nahmen mir
gegenüber auf einer Anhöhe Platz. Ich fing an, ,A Little Peace'' zu
singen. Die jungen Menschen legten wie in Trance ihre Waffen nieder,
fassten sich an die Hände - und lauschten mir diese drei Minuten. Da
stand für mich die Erde still. Das war so ein ergreifender Moment,
für mich ein geschichtsträchtiger Moment. Dieses Bild habe ich mit
nach Hause genommen - und es hat mein Herz und meine Seele nie
verlassen." Und vergessen habe man sie offensichtlich bis heute
nicht: "Genau in der Phase, als ich an meinem neuen Album gearbeitet
habe, bekam ich einen Anruf des israelischen Tourismusministeriums
mit der Anfrage, ob denn nicht eines der Videos in Israel gedreht
werden könne." Sie habe die Einladung gerne angenommen.
Nach Meinung von Nicole hat der ESC von heute leider nicht mehr
viele Gemeinsamkeiten mit ihrem Wettbewerb von 1982: "Damals bin ich
noch mit großem Orchester aufgetreten. Dieser Aufwand ist heute gar
nicht mehr möglich. Es wäre spannend, zu sehen, wer gewinnen würde,
wenn jeder im Dunkeln ohne vorherige Namensnennung auftreten müsste.
Das Lied selbst muss überzeugen - ohne ,Peng, Puff und Paff''."
Und wie schätzt Nicole die Chancen für Jamie-Lee ein? "Die geht da
raus und macht ihr Ding. Sie singt gut, sie ist echt, sie hat eine
flippige und tolle Klamottenwahl. Das macht sie einzigartig. Sie wird
nicht in der Masse der blonden Damen mit langen Mähnen und kurzen
Röckchen untergehen. Durch ihren Style und ihre Authentizität wird
sie auffallen."
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Datum: 13.05.2016 - 13:52 Uhr
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