BLL kritisiert Votum zur Herkunftskennzeichnung bei Milch- und Fleischerzeugnissen
(ots) - Der Bund für Lebensmittelrecht und
Lebensmittelkunde e. V. (BLL) kritisiert das heutige Votum des
Europäischen Parlaments für eine verpflichtende
Herkunftskennzeichnung für Milch sowie "leicht verarbeitete" Milch-
und Fleischerzeugnisse: "Das Votum des Europäischen Parlaments lässt
die Ergebnisse der Folgenabschätzungen der Kommission außer Acht. Das
gilt insbesondere für die mit einer solchen Pflichtkennzeichnung
verbundenen Kostensteigerungen und die mangelnde Bereitschaft der
Verbraucher, diese zu tragen", erklärt Christoph Minhoff,
BLL-Hauptgeschäftsführer.
Für die Unternehmen würden durch eine verpflichtende
Herkunftskennzeichnung erhebliche praktische Probleme entstehen,
gerade, wenn sie etwa Lebensmittel mit Zutaten unterschiedlicher oder
wechselnder Herkunft von verschiedenen Lieferanten herstellen. Die
Rohstoffe werden aus verschiedenen Ländern bezogen, um eine
gleichbleibende Qualität, ständige Verfügbarkeit und bezahlbare
Preise zu gewährleisten. Die Kennzeichnung auf der Verpackung würde
dann ein von Charge zu Charge wechselndes Etikett erfordern, was
einen erheblichen Mehraufwand in der Produktion bedeutet. Die andere
Möglichkeit, nicht wechselnde Bezugsquellen, würden eine enorme
Reduktion der Flexibilität, eine weniger effiziente Produktion und
gravierende Auswirkungen auf die Rohstoffpreise bedeuten. Zudem steht
der Gedanke einer Renationalisierung der Lieferbeziehungen und
Warenströme zur Gewährleistung "nationaler Herkünfte" im Widerspruch
zum Grundgedanken des Binnenmarktes in der Europäischen Union.
"Das Votum des Europäischen Parlaments überzeugt uns ganz und gar
nicht. Es wird der Komplexität der Fragestellung nicht gerecht und
berücksichtigt nicht die Auswirkungen auf die Strukturen in den
betroffenen Unternehmen und Branchen. Zudem gibt es die vom Parlament
zur Rechtfertigung seines Vorstoßes eingeführte Unterscheidung von
''leicht'' und ''schwer'' verarbeiteten Lebensmitteln in der Praxis
nicht, deshalb ist diese weder sinnvoll noch praktikabel", stellt
Minhoff klar.
Aus Sicht des Spitzenverbands der deutschen Lebensmittelwirtschaft
sollten anstelle einer Pflichtkennzeichnung mit erheblichen
Kostenfolgen ähnlich wie beim Regionalfenster in Deutschland
Kriterien für eine freiwillige Herkunftskennzeichnung mit
europaweiter Geltung festgelegt werden. Minhoff erläutert: "Es sollte
die freie Entscheidung des Unternehmens bleiben, ob es die Herkunft
bestimmter Zutaten angeben möchte. So kann diese Auslobung im
Wettbewerb als Vorteil genutzt werden und die Konsumenten können
selbst entscheiden, ob sie für die Information mehr zahlen wollen."
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL): Der
BLL ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm
gehören ca. 500 Verbände und Unternehmen der gesamten
Lebensmittelkette - Industrie, Handel, Handwerk, Landwirtschaft und
angrenzende Gebiete - sowie zahlreiche Einzelmitglieder an.
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Peter Loosen
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Datum: 12.05.2016 - 14:58 Uhr
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