"Für einen würdevollen Umgang im Alter"
Ökumenische Woche für das Leben 2016 bundesweit in Mainz eröffnet
(ots) -
Sperrfrist: 09.04.2016 11:00
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Mit einem Appell, ältere Menschen in ihrer letzten Lebensphase
nicht allein zu lassen, haben die evangelische und die katholische
Kirche heute die bundesweite "Woche für das Leben" in Mainz eröffnet.
"Wenn ältere Menschen darüber nachdenken, ihrem Leben ein Ende zu
setzen, weil sie Angst vor dem Alleingelassen-Sein haben, wäre dies
ein Armutszeugnis für die Gesellschaft", betonen die beiden Kirchen.
Die "Woche für das Leben" steht unter dem Leitwort "Alter in Würde"
und findet vom 9. bis zum 16. April 2016 statt.
Beim ökumenischen Eröffnungsgottesdienst im Mainzer Dom sagte der
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: "Im Alter erleben wir in
besonderer Weise unsere Verletzlichkeit. Deswegen zeigt sich die
Humanität einer Gesellschaft daran, wie sie mit Menschen im Alter
umgeht. Als Christinnen und Christen setzen wir uns mit besonderem
Nachdruck dafür ein, dass Menschen in Würde alt werden können." Die
Zunahme an Lebenserwartung führe oft zu einem Leben mit
altersbedingten Krankheiten, mit erheblichen Einschränkungen, mit
erhöhtem Pflegebedarf und mit Angewiesenheit auf andere. "Eine der
wichtigen Aufgaben im hohen Alter - darauf weist der Gerontologe
Andreas Kruse immer wieder hin - besteht deswegen darin, nicht nur
die eigene Verletzlichkeit anzunehmen, sondern zugleich offen zu sein
für neue Erlebnisse, Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Als
Beispiel nennt er die Schaffenskraft von Johann Sebastian Bach, der
noch im hohen Alter trotz größter körperlicher Einschränkungen zwei
bedeutende Werke schuf: Die Kunst der Fuge und die h-Moll-Messe.
Nicht jeder Hochbetagte ist ein Johann Sebastian Bach. Aber solch ein
Beispiel mag doch etwas von der Hoffnung vermitteln, auch "im Alter
neu werden zu können", wie es eine Orientierungshilfe des Rates der
EKD vor einigen Jahren formuliert hat", so der Ratsvorsitzende der
EKD.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard
Marx, betonte in seiner Predigt, dass Altern in Würde für Christen
bedeute, den Menschen in jeder Lebensphase anzunehmen: "Wir brauchen
eine Gesellschaft, die Generationen verbindet, die das Alter schätzt
und jene, die alt und gebrechlich werden, nicht einfach in Heime
abschiebt und vergisst. Altern in Würde ist ein Prozess, der vor
allem die Familien betrifft. Dieser Prozess verpflichtet aber auch
die ganze Gesellschaft." Das Altern und erst recht das hohe Alter
habe eigene Begleiterscheinungen und mag auch für viele Menschen
belastend sein. "Es ist wichtig, das nicht einfach zur Seite zu
schieben, sondern ernst zu nehmen. Das bedeutet aber nicht, dass das
Alter selbst damit für uns eine Last sein kann. Das hat auch Papst
Franziskus in seinem ganz aktuellen Schreiben Amoris Laetitia gut
ausgedrückt: ''...Die Kirche kann und will sich nicht einer Mentalität
der Unduldsamkeit anpassen, und schon gar nicht der Gleichgültigkeit
und der Verachtung gegenüber dem Alter. [...]Daher ist die ''Fürsorge
für die alten Menschen (...) das Unterscheidungsmerkmal einer
Zivilisation.''
(AL 191 f.) Im Prozess des Alterns nähern wir uns natürlicherweise
auch unserem eigenen Sterben an. Der besondere Auftrag der Kirchen
ist es, Menschen in jeder Lebensphase in ihrer Würde zu respektieren,
zu begleiten und anzunehmen, sie auch im Sterben nicht allein zu
lassen", so Kardinal Marx.
An dem Ökumenischen Gottesdienst in Mainz, mit mehreren Hundert
Teilnehmern aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften,
wirkten auch der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann sowie die
Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in
Hessen und Nassau, Ulrike Scherf im Gottesdienst mit. Sie wies darauf
hin, dass jedes Alter besondere Herausforderungen mit sich bringe,
entsprechende Wertschätzung nötig habe und "seinen Platz in unserer
Gesellschaft braucht". Zudem werde wie in jeder Lebensphase auch "das
Alter in Vielfalt gelebt: anderen helfend oder selbst umsorgt, in
Freude über viele Möglichkeiten oder durch Einschränkungen
herausgefordert". Scherf: "Gott weiß darum und er begleitet uns, so
verschieden wir sind".
Bei einem anschließenden Festempfang und einer Podiumsdiskussion
würdigte Kardinal Lehmann als Mitbegründer der "Woche für das Leben"
die Bemühungen in Kirche und Gesellschaft, ältere Menschen in das
Alltagsleben zu integrieren. Dabei sei es wichtig, dass der Mensch
selbst sein Leben im Alter annehme: "Es ist wichtig, sich selbst mit
seinem Leben im Alter anzunehmen und Ja zu sich zu sagen. Diese
Annahme des Alters bringt es mit sich, dass das Älterwerden und erst
recht das Altsein nicht als bloßer Verfall, sondern als eine
ursprüngliche Form positiven Lebens wahrgenommen wird, das eine
eigene Produktivität entfalten kann", so Kardinal Lehmann. Der Mensch
sei endlich, das wisse man auch schon als junger Mensch. "Solange man
lebt, sollte man auch leben wollen. Aber zu diesem Leben in unserer
Gegenwart gehört für den Christen auch der Ausblick auf das ewige
Leben. Es gehört zur wahren Hoffnung, in einer Weise sein Leben zu
schließen, wie es Gottes Wille ist."
Beim Podium über "Alter in Würde" und lebenspraktische Fragen
diskutierten Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx mit Prof.
Ursula Lehr, Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und
Gesundheit a. D., die auch Gründungsdirektorin des Deutschen Zentrums
für Alternsforschung (Heidelberg) und langjährige Vorsitzende der
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen war.
Die "Woche für das Leben" ist seit mehr als 20 Jahren die
ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den
Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum
Lebensende. Themenheft und weitere Informationen zur "Woche für das
Leben" stehen unter www.woche-fuer-das-leben.de zur Verfügung.
Mit der "Woche für das Leben" leisten die Kirchen einen Beitrag
zur Bewusstseinsbildung für den Wert und die Würde des menschlichen
Lebens. Angesprochen ist jeder, der sich mit aktuellen Fragen zum
Lebensschutz auseinandersetzen möchte. In vielen evangelischen und
katholischen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen in ganz
Deutschland finden während der Woche für das Leben Aktionen und
Veranstaltungen statt. Sie bilden ein Forum des Austausches und sind
zugleich als klare Meinungsäußerung der Kirchen zu verstehen.
Hinweis: Die Thematische Hinführung von Landesbischof Heinrich
Bedford Strohm (mit Sperrfrist 11.00 Uhr) sowie den Vortrag von
Kardinal Karl Lehmann (mit Sperrfrist 13.00 Uhr) finden Sie nach
Ablauf der Sperrfristen zum Herunterladen auf www.dbk.de und
www.ekd.de.
Hannover, 9. April 2016
Pressestelle der EKD
Kerstin Kipp
Pressekontakt:
Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
Pressestelle
Stabsstelle Kommunikation
Herrenhäuser Strasse 12
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Telefon: 0511 - 2796 - 269
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Datum: 09.04.2016 - 11:00 Uhr
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