Weser-Kurier: Kommentar von Frank Büter zum Freshfields-Report
(ots) - Mit großer Spannung war der Freshfields-Report
erwartet worden. Doch wirklich Erhellendes fördert der Bericht der
vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingesetzten Kanzlei nicht zutage.
Trotz mehrmonatiger Nachforschungen ist es nicht gelungen, eine
detaillierte Aufklärung der Vorkommnisse rund um die Vergabe der
Weltmeisterschaft 2006 zu liefern. Es gebe keinen Beweis für einen
Stimmenkauf, heißt es nun. Aber man könne Bestechung nicht
ausschließen. Mal ehrlich: So weit waren wir doch vorher schon.
Dubiose Zahlungsvorgänge mit falsch deklarierten Verwendungszwecken,
das Versagen DFB-interner Kontrollgremien, "diskussionswürdige
Aktivitäten", wie DFB-Vizepräsident Rainer Koch es nennt - all das
stand bereits im Raum. Aber hatte man mehr erwarten dürfen? Nein!
Denn eine Kanzlei bleibt eine Kanzlei. Die Ermittler sind keine
Staatsanwälte, keine Richter. Es fehlt die rechtliche Befugnis, um
Einblick in sämtliche Unterlagen zu erhalten und - noch wichtiger -
alle Schlüsselpersonen befragen zu können. Und wenn eben diese
vermeintlich wichtigen Zeugen - darunter auch der ehemalige
Fifa-Präsident Joseph Blatter - nicht bereit sind, Zeugnis abzulegen,
wie soll dann bitte eine lückenlose Aufklärung der Affäre erfolgen?
Es ist sicherlich löblich, dass der DFB mit der Beauftragung der
Kanzlei Freshfields versucht hat, den Korruptionsvorwurf rund um das
Sommermärchen 2006 ... ja was eigentlich: zu belegen? Zu entkräften?
So oder so ist das Ergebnis dieser Untersuchung jetzt enttäuschend.
Aber es war ein erster Versuch des DFB, durch ein Mehr an Transparenz
Vertrauen zurückzugewinnen. Dabei darf es aber nicht bleiben.
Manipulation, Bestechung, Korruption sind keine Kavaliersdelikte. Was
den Geldfluss der ominösen 6,7 Millionen Euro angeht, so soll es nun
immerhin eine neue Spur geben, die zum damaligen Organisationschef
Franz Beckenbauer führt. Diese Spur gilt es mit Nachdruck
weiterzuverfolgen, die Arbeit von Freshfields darf nicht beendet
sein. Die Lichtgestalt Beckenbauer könnte zur Aufklärung dieses
dunklen Kapitels im Deutschen Fußball sicherlich Erhellendes
beitragen.
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Datum: 04.03.2016 - 21:50 Uhr
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