Sprengsatz für die Währungsunion
(ots) - Prof. Dirk Meyer, ausgewiesener Experte für die
Politik der europäischen Zentralbank, erläutert im Interview mit
www.misesde.org die Konsequenzen des Agreement on financial assets
(ANFA), das die europäische Zentralbank mit den nationalen
Zentralbanken der Währungsunion geschlossen hat.
"Es besteht eine Geldannahmegemeinschaft als Euro-Monopolwährung,
aber keine vollständigen Emissionsgemeinschaft - der klassische
Sprengsatz für Währungsunionen", so beschreibt Meyer das Kernproblem
von ANFA. Dadurch wird Staatsfinanzierung mittels der Druckerpresse
möglich. In so einem Fall kann die EZB lediglich im Nachhinein
eingreifen. Das Beispiel Irland aus dem Jahr 2013 zeigt aber, dass
sie auch dazu nicht willens ist. Im Jahr 2014 schufen die nationalen
Zentralbanken rund 50 % der gesamten Liquidität des Eurosystems auf
eigene Rechnung. Für die Öffentlichkeit herrscht in der Frage nahezu
völlig Intransparenz - alleine der EZB-Rat besitzt das
Informationsrecht. Endergebnis ist ein zunehmendes Verschmelzen der
Geldpolitik mit der Fiskalpolitik. So haftet schließlich bei einem
Staatsbankrott das gesamte ESZB-System anteilig.
Aufgrund dieser Konstellation erscheint der Schluss, die
Währungsunion habe sich zu einem einzigen Umverteilungs- und
Betrugssystem entwickelt, nicht abwegig. Sie abzuschaffen, wäre daher
naheliegend, ist allerdings nicht so einfach. Denn zuvor müssten drei
Fragen beantwortet werden. Zunächst: "Wer sollte die Initiative
ergreifen?" Die meisten Bürger spüren die Konsequenzen der
Währungskrise noch nicht direkt und für fast das gesamte politische
Spektrum ist der Euro alternativlos. "Was kommt danach?" und "Wie
soll der Übergang stattfinden?" sind die anschließenden Fragen.
Solange diese drei Aspekte nicht geklärt sind, hält Meyer einen
spontanen, chaotischen Zusammenbruch für das wahrscheinlichste
Szenario.
"In der Beantwortung der letzten beiden Fragen sieht das Ludwig
von Mises Institut eine seiner Kernaufgaben", erklärt Prof. Thorsten
Polleit, Präsident des Ludwig von Mises Instituts. "Eine Rückkehr zu
nationalen Währungen würde an den eigentlichen Problemen, wie
beispielsweise der Zinsmanipulation durch die Zentralbanken oder der
inflationär wirkenden Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken nichts
ändern. Wenn wir ein besseres Geldsystem erreichen wollen, müssen wir
zuerst ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die bestehenden Probleme
nicht von der Frage nationale oder supranationale Währung abhängen,
sondern mit dem Zentralbanken- und dem Papiergeldsystem an sich
verknüpft sind."
Sprengsatz für die Währungsunion http://www.misesde.org/?p=12091
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Datum: 26.02.2016 - 12:15 Uhr
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