Schwäbische Zeitung: Leitartikel zur Trainer-Bekanntgabe: Spannend wird''s eher beim VfB
(ots) - Er geht also. Pep Guardiola verlässt den
deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern zum Saisonende. Das ist
schade, aber nicht schlimm. Was es zu kritisieren gibt, ist der
Zeitpunkt der Erklärung. Die Geheimniskrämerei hielt noch an, als
alle Welt bereits über Eigenheiten des Nachfolgers Carlo Ancelotti
debattierte. Guardiola dürfte es so gewollt haben: Wer auf dem Feld
immer den Ball haben will, lässt sich eben auch sonst ungern das
(Rästel-)Heft des Handelns entreißen.
Das Wehklagen bei den Bayern-Fans hält sich eh in Grenzen,
schließlich ist in Ancelotti ein routinierter Fachmann verpflichtet
worden. Natürlich hat der detailbesessene Katalane bislang einen sehr
guten Job gemacht, die Herzen des Anhangs hat er dennoch nicht
gewonnen. In der Südkurve, wo einst "Ottmar Hitzfeld, Du bist der
beste Mann" oder "Jupp, Jupp, Jupp" erklang, halten sie sich mit
"Pep, Pep, Pep"-Chorälen zurück. Während Spieler und Fans Tore
feiern, erteilt Guardiola eben lieber an der Linie Nachhilfe in
Taktik.
Wichtiger als der Verbleib Guardiolas sind für das "Mia san
mia"-Selbstverständnis des Vereins ohnehin die aktuellen
Vertragsverlängerungen, vor allem jene mit Klubidol Thomas Müller.
Die Mannschaft bleibt somit trotz aller englischen Avancen auch
künftig so gut besetzt, dass ein Weltklassemann wie Ancelotti keine
Probleme haben wird, weitere Rekorde zu brechen.
Spannender ist die Frage, ob Jürgen Kramny geeignet ist, den VfB
Stuttgart wieder dorthin zu führen, wo der Klub gemäß Tradition,
Selbstverständnis und Umfeld hingehört: nach oben in der Bundesliga.
Entscheidend ist auch hier der Kader. Jener des VfB bedarf dringend
der Verstärkung. Natürlich hat sich der sympathische Novize Kramny
eine Chance verdient.
Ob er sie nutzen kann, hängt aber vor allem davon ab, ob die Bosse
es schaffen, die finanziell lukrative Ausgliederung der
Profi-Abteilung voranzutreiben sowie das beim Trainer gesparte Geld
in Spitzenspieler zu investieren. Denn mit dem aktuellen VfB-Team
könnten wohl weder Guardiola noch Ancelotti Wunder bewirken.
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Datum: 20.12.2015 - 17:56 Uhr
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