Kleiner Knigge für Theaterbesuche / Aktuelle Empfehlung des Gremiums
"Arbeitskreis Umgangsformen International" (AUI)
(ots) - Wie in allen Lebenslagen gilt auch bei einem
Theaterbesuch: Rücksichtnahme und Höflichkeit erhöhen den Genuss!
Hier eine kleine Erinnerungsstütze dazu:
Vorbereitung und Kleidung
Wer an die Mitmenschen denkt, wird vor einem Theaterbesuch das
Thema "Gerüche" einkalkulieren, die als störend empfunden werden
können. Verbindliche Vorgaben zur Kleidung gibt es seitens der
Intendanzen kaum; feststehende Gepflogenheiten selten, wie etwa bei
den Wagner-Festspielen, bei denen entgegen anderer Empfehlungen für
die Herren der Smoking bereits vor 19:00 Uhr angesagt ist und die
Damen dementsprechend im Abendkleid schon am Nachmittag erscheinen.
Viele Theatergäste kleiden sich nach wie vor etwas festlicher als
beispielsweise zu einem Kinobesuch. Abendgarderobe wird durchgängig
meist nur noch bei Premieren und besonderen Festveranstaltungen
getragen, ist allerdings auch bei anderen Theaterveranstaltungen
"nicht verboten". Dadurch entsteht ein recht gemischtes
Kleidungsbild, das jedoch mit etwas Toleranz problemlos akzeptabel
ist.
Pünktlichkeit
Sie ist bei einem Theaterbesuch zwingend, wenn Besuchende von der
ersten Minute an das Erlebnis genießen wollen. Hier bestraft zwar
nicht das Leben das Zuspätkommen, aber die Türen werden zu Beginn
gnadenlos geschlossen und ein späterer Einlass ist erst nach geraumer
Zeit möglich. Dann nämlich, wenn es die bereits Anwesenden am
wenigsten stört, schlimmstenfalls erst nach dem ersten Akt/Bild.
Garderobe abgeben
Oft ist zu sehen, dass Theatergäste ihre Mäntel oder Jacken, gar
Regenschirme oder Rucksäcke und große Taschen mit in die Vorstellung
nehmen. Das ist anderen gegenüber unhöflich, weil das Verstauen
solcher Utensilien im Zuschauerraum unweigerlich den für die
Nebensitzenden zur Verfügung stehenden Platz reduziert. Zudem können
bei nasser Kleidung unangenehme Gerüche entstehen. Wer sich
rücksichtsvoll verhalten will, nutzt also die Möglichkeit, alle
sperrigen Dinge sowie Mantel oder Jacke an der Garderobe abzugeben.
Den Platz einnehmen
Hat ein "Theater-Profi-Gast" in einer Reihe einen Mittelplatz,
verhält er sich so: Er nimmt diesen recht früh ein, statt auf das
allerletzte Klingelzeichen zu warten. So brauchen nicht alle vor ihm
Erschienenen in dieser Reihe für ihn aufzustehen beziehungsweise er
hat sich nicht an ihnen vorbeizuschieben (falls es an der Höflichkeit
des Aufstehens für später Kommende mangelt). Sollte Letzteres
notwendig werden, dreht er den Sitzenden beim Durchgehen in der Reihe
mit einem Dank das Gesicht zu, statt ihnen seine Kehrseite an der
Nase vorbei zu schieben.
Umgekehrt können auch die "Randplatz-Gäste" ihr Scherflein zum
reibungslosen Ablauf beitragen, indem sie bis kurz vor dem Schließen
der Türen an der Seite stehend ausharren, wenn Mittelplätze noch
unbesetzt sind. Zum Ende der Pause helfen diese Tipps übrigens ebenso
für ein reibungsloses Platznehmen.
Rücksichtnahme während der Vorstellung
Als rücksichtsvoller Theatergast vermeiden Sie jegliche
Geräuschbelästigung, die anderen den Kunstgenuss vermiesen könnte.
Das beginnt beim Tuscheln, geht über das Mitsingen bekannter Arien
oder Musicalsongs - sofern nicht seitens der Regie ausdrücklich
erbeten - oder das Knistern mit Einwickelpapier von Süßigkeiten oder
(Husten-)Bonbons bis hin zu Klingeltönen des Smartphones oder Handys.
Letzteres werden Sie selbst stummgeschaltet während der Vorstellung
nicht für das Versenden von Kurznachrichten oder das Abrufen
eingegangener Nachrichten beziehungsweise irgendwelcher Aktivitäten
im Internet nutzen. Sie wissen, dass allein der Lichtschein des
Displays oder die Bewegungen der Hand beim Eintippen in das Gerät
Nebensitzende stören können.
Mit diesen ein "Nutzungs-Arrangement" über die Armlehnen zu
treffen, statt beide während der ganzen Vorstellung für sich allein
zu beanspruchen, zählt für Sie zur selbstverständlichen Höflichkeit.
Ist es notwendig, wegen eines Hustens zu dämpfenden Bonbons zu
greifen, haben Sie vorgesorgt und solche eingesteckt, die ohne
Knistergeräusche ausgepackt werden können. Bei schwereren
Erkältungskrankheiten verschieben Sie aus Rücksicht auf andere Ihren
Theaterbesuch, bis Sie wieder gesund ist.
Applaus
"Applaus ist das Brot des Künstlers" beschreibt es ein
altbekannter Satz. Dass darin die Künstlerrinnen eingeschlossen sind,
versteht sich von selbst. Das Deutsche Theater in München hat diesen
Ausspruch in einer Publikation einmal erweitert auf: "...
beziehungsweise die Wurst auf dem Brot." Wenn es Ihnen gefallen hat,
geizen Sie also, bitte, nicht - weder mit Brot noch mit Wurst. Dass
Bravo-Rufe und eine Standing-Ovation zum Schluss-Applaus als lobende
Äußerungen des Publikums aufgefasst werden, ist unbestritten. Ob
Pfiffe ebenso eingestuft werden, bleibt hier im Gegensatz zur
Pop-Konzert-Szene zweifelhaft.
Und ob es wirklich notwendig ist, das Missfallen an einer
Inszenierung oder der Leistung von Darstellenden durch Buh-Rufe
kundzutun, scheint sehr fraglich. Ausbleibender Applaus hätte
dieselbe Signalwirkung und wäre weniger angreifend.
Pressekontakt:
Inge Wolff, Vorsitzende Arbeitskreis Umgangsformen International
Telefon 49(0)175 7441118, inge.wolff.umgangsformen(at)t-online.de
Christian Götsch, Pressereferent Swinging World e.V., Der
Unternehmerverband der Tanzschulen
49(0)40/500582-15, christian.goetsch(at)tanzen.de
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Datum: 13.11.2015 - 11:58 Uhr
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